Losing Logan
- Ravensburger
- Erschienen: Juni 2025
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Broschur, 472 Seiten
Band 2 von 3 aus der Preston-Brothers-Reihe
ISBN: 9783473586608


Über Kindheitstraumata, Bindungsstörungen und destruktive Kompensations-strategien
Logan ist der Typ Einzelgänger, hat nicht viele Freunde und ist lieber für sich. Wobei er Letzteres eigentlich nicht gut aushält, denn dann kommen die düsteren Gedanken. Ein Joint zur Beruhigung ist für Logan schon seit Jahren die Regel geworden, nur das Gras kann das Karussell im Kopf stoppen. In seiner großen Familie hat er den Ruf, nur Probleme zu machen. Alle lieben ihn, aber wirklich ernst nehmen, das tut ihn scheinbar niemand. Doch dann lernt Logan Aubrey kennen und diese junge Frau mit dem purpurroten Haar bewegt etwas ganz tief in ihm drin.
Aubrey hat Logan als erstes gesehen, auch wenn dieser das nicht bemerkt hat. Also ist Logan erst ein paar Wochen mit Joy, Aubreys Freundin, zusammen, ehe diese ihn betrügt und das Ganze zerbricht. Davor hat Aubrey sich größte Mühe gegeben, Logan nicht zu zeigen, wie sehr sie ihn mag. Doch in einer Nacht der Zufälle finden sich die beiden plötzlich am See, Logans Zufluchtsort, wieder. Von da an beginnt ein Ping Pong aus Annäherung und Distanz. Immer wieder wächst in Aubrey die Hoffnung auf eine Zukunft mit Logan, doch dessen Dämonen machen ihrem Glück stets einen Strich durch die Rechnung.
„Ich will in die Küche laufen und ihm eine Schüssel Cornflakes bringen und ihn in den Arm nehmen und ihm ein bescheuertes Lied vorsingen, bis er mit dem Kopf auf meiner Brust eng mit mir umschlungen wieder einschläft.“
Parallel zum ersten Band der Reihe (Link zu „Loving Lucas“ einbauen?) ist direkt die Fortsetzung der „Preston Brothers“ erschienen. Dieses Mal geht es um Lucas jüngeren Bruder Logan, der in Teil eins von den Sympathiepunkten her nicht wirklich viele einsammeln konnte. Strategisch gut durchdacht, denn dieser Charakter steckt voller Geheimnisse, die es nun zu lüften gilt.
Der Einstieg in die Story folgt einem leicht durchschaubaren Muster nach dem Motto „Enemies to Lovers“. Wobei die Sache mit der Feindschaft zwischen Logan und Aubrey nicht ganz so ausgeprägt sein kann: Während die ersten Seiten des Buches noch ausführlich beschreiben, wie genervt Logan von dem „Hippie-Mädchen“ mit der Oma-Strickjacke ist, reicht ein einziger Abend für eine gefühlsmäßige 180-Grad-Drehung. Vieles könnte von jetzt an so einfach sein, aber das ist es natürlich nicht. Aubrey hat in Winbury mit ihrem Schreibwarenladen einen radikalen Neustart gewagt. In ihrem alten Leben mit ihrer gefühlsmäßig abwesenden Mutter, ihrem toten Vater und dem unberechenbaren Ex-Freund Carter hat sie es einfach nicht mehr ausgehalten. Doch so schön sie sich den Schnitt vorgestellt hat, eine Sache bleibt: die Einsamkeit.
Meines Erachtens wird Aubreys tiefe Sehnsucht nach Bindung, Nähe und Fürsorge sehr authentisch aufgearbeitet. Auch wenn Logans Präsenz manchmal so stark ist, dass man zwischen den Zeilen lesen muss. Für Aubrey ist er wie ein Strohhalm, an dem sie sich festkrallt, um nicht unterzugehen. Nicht ohne Folgen, denn in der Beziehung zu Logan muss Aubrey immer wieder die Rolle der Schuldigen, der „Klette“, einnehmen. Nicht selten empfindet man die Verbindung als toxisch, auch wenn die Hintergründe von Logans destruktivem Verhalten bis zum Ende noch nicht klar sind. Alles in allem hätte Aubrey an vielen Stellen mehr Zuspruch von außen verdient, dass sie gut ist, so wie sie ist.
Mehr starke Frauen, bitte!
Leider folgen die Figuren dieses zweiten Bandes denselben klischeehaften Rollenbildern wie auch schon der Auftaktband. Zwischen besitzergreifenden Männern und Frauen, die deren Muskeln und Stärke bewundern, sucht man vergebens etwas Emanzipation und Vielfalt. Der rachesüchtige Ex-Freund Carter, der von Logan krankenhausreif geprügelt wird, hätte meines Erachtens keine tragende Rolle bekommen müssen. Außerdem ist es immer Logan, der in ihrer Beziehung den Takt vorgibt. Aubrey bleibt in ihrer innerlichen Zerrissenheit nichts anderes übrig, als sich dem zu fügen.
Ungeachtet dessen ist die Figurenzeichnung Logans sehr gut gelungen: Beim Lesen hat man immer wieder das Gefühl, ihn nun endlich greifen und verstehen zu können. Jedoch rinnt er im nächsten Moment erneut durch die Finger und es bleibt ein großes Fragezeichen zurück. Übertrieben impulsives Verhalten, massiver Drogenkonsum und wiederkehrende Flashbacks, die zwar immer ein Stücken mehr verraten, jedoch nie genug, wirken wir wie ein charakterliches Puzzle. Was hat Logan in seiner Kindheit erlebt, dass ihn in seinen Grundfesten so erschüttert hat?
Trotz der oben genannten Kritikpunkte gelingt es der Story, das Thema psychische Gesundheit differenziert und aus vielen Perspektiven zu betrachten. Auch der jüngste Preston, Lachlan, bekommt eine tragende Rolle. Der Neunjährige findet in Aubrey eine Vertraute und kann mit ihr offen über den Tod seiner Mutter, die er nie kennengelernt hat, sprechen.
Logans Kompensationsstrategie sind die Drogen. Der Konsum und seine Folgen werden aus meiner Sicht allerdings nicht umfassend genug hinterfragt. Alle wissen, dass er Gras raucht, um runterzukommen, und sprechen dies durchaus an. Jedoch wird es allgemein eher akzeptiert, während die gesundheitlichen Schäden kaum bis gar nicht Erwähnung finden. Ein wenig mehr Aufklärung wäre hier wünschenswert gewesen.
In der Mitte des Romans gibt es einige Längen und die On-Off-Beziehung wird zunehmend anstrengend. Fast schon erstaunlich, dass der Spannungsbogen im letzten Drittel nochmal richtig an Fahrt aufnimmt. Es lohnt sich dranzubleiben, denn das große Finale wird kommen. Und wer danach immer noch nicht genug von den Prestons hat, kann sich direkt in den dritten Band, Leos Geschichte, vertiefen.
Fazit
Neue Liebe, neue Probleme - wer sich bei den Prestons bis jetzt wohlgefühlt hat, darf sich auf dieses Buch freuen. Durchaus spannend umgesetzt, auch wenn einige Schwächen bleiben.




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