New Kid

Hardcover, 256 Seiten

ISBN: 9783743215849

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Alexandra Fichtler-Laube
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2023

Alltagsrassismus und ich

Der 12-jährige Jordan wechselt zum neuen Schuljahr auf eine andere Schule. Sein Ziel ist zwar, auf eine künstlerisch orientierte Schule zu gehen, aber die neue – eine schicke Privatschule – ist der Traum seiner Mutter. Sie möchte ihrem Sohn alle Türen zu einer erfolgreichen Zukunft öffnen, die sonst einem Schwarzen Kind aus ihrem Viertel verschlossen sind. Sie selbst hat sich in ihrem Job durchgebissen. Etwas, was Jordans Vater nicht gelungen ist. Deswegen macht der sich auch eher Sorgen um sein Kind, dass sich nun in diesem mehrheitlich weißen privilegierten Umfeld zurechtfinden muss.

„Aber das Spiel liegt nicht jedem. Und das ist auch in Ordnung so. Deswegen bin ich raus. Man bekommt weder die Spielregeln erklärt noch die richtigen Spielsteine.”

Die Riverdale Academy wirkt zuerst einmal ziemlich einschüchternd auf Jordan. Zum Glück hat er seinen Guide Liam, der ihn mit den Gepflogenheiten des Schulalltags vertraut macht und schnell zu einem Freund wird. An der Schule gibt es auch einige andere Schwarze Schüler, weitere mit Migrationshintergrund und solche, die die Schule nur mit einem Stipendium besuchen können. Jordan beobachtet – und zeichnet – die alltäglichen Vorurteile, denen die Kinder begegnen. Sei es, dass einige weiße immer wieder die Schwarzen Kinder miteinander verwechseln, dass falsche Annahmen zum Beispiel hinsichtlich der Sportlichkeit getätigt werden und dass die Kinder unter sich selbst Unterschiede machen. Dazu kommt dann auch noch die arm-reich Lücke und die damit verbundenen (Un)Möglichkeiten die mit der Herkunft, dem Wohnort und den Verbindungen einhergehen.

Als das Schuljahr zu Ende geht hat Jordan selbst einige Vorurteile überwinden können und versucht die verschiedenen Welten seines Lebens zu verbinden.

Kreativ, realistisch und notwendig

Orte an denen vielen Menschen zusammenkommen sind häufig ein explosives Gemisch an Meinungen, Vorurteilen und Wertungen. Schulen sind da nicht anders. Vor allem, wenn diese Schulen ein weitgehend homogenes Umfeld haben, in welchem Kinder, die scheinbar anders sind, herausragen. Alle diese Kinder gehen anders mit Andersartigkeit um. Sie stellen sich aktiv gegen Vorurteile und Rassismus, sie erfüllen oder erdulden sie mehr oder weniger freiwillig.

Jordan beobachtet zu Beginn und hält seine Überlegungen und Feststellungen in seinem Zeichenbuch fest. Er kennt die Geschichten seiner Eltern, er sieht den Unterschied zwischen arm und reich an seiner Schule und ist wütend auf die unterschiedlichen Maßstäbe, an denen die Kinder gemessen werden.

New Kid ist eine realistische Graphic Novel, die sehr eindrücklich die subtilen und die groben Unterschiede sichtbar werden lässt, die Minderheiten in einer weißen privilegierten Welt erleben. Nur durch dieses Sichtbar werden, können die Missstände benannt und an ihrer Abschaffung gearbeitet werden.

Die Illustrationen lassen ganz viele Dinge deutlich werden, für die es viele Worte gebraucht hätte. Kleidung, Blicke und die kleinen schwer fassbaren Verletzungen machen einen Unterschied und Jordans eigene Zeichnungen zeigen, wie schwierig es besonders für Kinder ist, einen Weg zu finden, mit all dem umzugehen.

Dass die Gründe, die Erfahrungen und der Leidensdruck individuell unterschiedlich sind, wird hier besonders eindrucksvoll dargestellt. Jordan lotet aus, passt sich an und findet seinen persönlichen Weg zu helfen, laut zu werden und Veränderungen anzustoßen.

Fazit

New Kid ist eine herausragende Graphic Novel über Rassismus, Privilegien und Ungerechtigkeiten für Jugendliche. Klar, deutlich und sehr kreativ werden Problematiken benannt und teils sehr witzig kommentiert. Damit wird sichtbar gemacht, was noch immer viel zu häufig relativiert und geleugnet wird.

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