Crazy Schmidt ... und der krasseste Roadtrip meines Lebens

  • dtv
  • Erschienen: Juni 2023
  • 0

Broschur, 336 Seiten

ISBN: 9783423740951

Crazy Schmidt ... und der krasseste Roadtrip meines Lebens
Crazy Schmidt ... und der krasseste Roadtrip meines Lebens
Wertung wird geladen
Sabine Bongenberg
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonAug 2023

Ein tolles Roadmovie - aber nicht ganz neu

Henk hatte die Idee eigentlich gar nicht so schlecht gefunden: „Wir ziehen nach Hamburg, denn dein Vater hat da einen tollen Job gefunden.“ Hamburg - Weltstadt, nach 15 Jahren in Köln, da passt das schon. Was ihm natürlich KEINER erzählt hat: Sie wohnen gar nicht in Hamburg, sondern in einem kleinen Nest irgendwo in der Pampa. Da gibt es so gut wie NIX, Henk kann nur gepflegt wie tot über dem Zaun hängen und nichts tun. Immerhin - zum Joggen ist die Gegend gar nicht mal so schlecht und Henk läuft und läuft - bis er über einen Hund fällt. Was hat ein Hund hier mitten in der Einöde zu suchen? Die Antwort auf diese Frage lässt sich aus dem kleinen Anhänger entnehmen, der an seinem Halsband hängt, und ehe Hank sich versieht, steckt er plötzlich in einem verrückten Ferienabenteuer und kurvt durch Europa. Denn: Armin Schmidt, der Besitzer des Vierfußes, mag ein alter Herr sein - aber in jedem Fall ist er auch crazy!

„Du machst nichts, außer doof rumliegen.“

Hans-Jürgen Feldhaus schickt eine bunte und laute Reisegesellschaft auf einen bunten Roadtrip durch Europa. Es fängt eigentlich ganz harmlos an: Henk bringt den herumstreunenden Hund zurück zu seinem Besitzer und erfährt so einiges: Einerseits, dass der Hund „Anton“ heißt und andererseits, dass sein Herrchen Armin Schmidt eine besondere Reise antreten will: Seine große Liebe Leslie hat einmal eine Liste erstellt, auf der viele wichtige Dinge zu erledigen waren, die man vor der allerletzten großen Reise in die andere Welt noch gemacht haben muss. Unglücklicherweise ist die Liste in einer Kiste versteckt, die irgendwo in einem Wald in der Nähe von Göttingen vergraben ist. Herr Schmidt ist wild entschlossen da hin zu reisen - aber es wäre doch wesentlich netter, wenn jemand mit dabei wäre. So nimmt eine abenteuerliche bunte Reise ihren Anfang und plötzlich sind die langweiligen Ferien, die Henk als „gefangen in einer öden Parallelwelt auf der Couch des Todes“ beschreibt, ganz weit weg.

Henk lässt als Ich-Erzähler die Leser spannend, witzig und bunt an dieser Reise teilhaben. Dabei geht es nicht nur um die Orte und Länder, die das verrückte Duo bereist. Alsbald wird nämlich aus dem Duo ein Trio, als Zoe - die mit der großen Klappe - dazustößt. Mit Valentin, dem Straßen- und Überlebenskünstler aus Salzburg erweitert sich die Gruppe um ein weiteres Mitglied und zuletzt wird das Ganze noch abgerundet durch Henriette, die eigentlich Lehramt studiert und keine Lust mehr hat, mit ihrem Freund Volker - dem Öko-Spießer - im Wald abzuhängen und hier einen auf „Survival“ zu machen. Sie alle folgen dem einen großen Auftrag: Leslies Liste abzuarbeiten und gemeinsam mit „Crazy Schmidt“ diverse Aufträge, die sie nach Österreich, Italien, und Frankreich führen, abzuarbeiten.
Eine so große Reise mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe ist natürlich nicht so ganz einfach zu stemmen und so pflastert das eine oder andere „ausgeliehene“ Fahrzeug  ihren Weg und auch die Herkunft einiger Kleidungsstücke sollte nicht so ganz genau hinterfragt werden.

„Immer hübsch nach vorne gucken, Digger. Nie zurück.“

Wer sich mit dieser bunten Horde auf die Reise begibt, erfährt vieles. Feldhaus beschreibt die bereisten Städte und Länder so bunt, fröhlich und anschaulich, dass man auf der Stelle Lust bekommt, sich auf die Spuren der „wilden Horde“ zu klemmen und genau ihre Abenteuer einmal nachzureisen. Gewürzt wird das Ganze noch mit vielen kleinen Erzählungen zu berühmten Menschen, denn „Crazy Schmidt“, der hat in seinem Leben einiges erlebt und viele kennengelernt, über die heutzutage Wikipedia immer noch einiges zu berichten hat. Natürlich fragen sich alle Mitreisenden, ob das auch tatsächlich alles so stimmt und ich dachte auch gelegentlich darüber nach, ob diese Namen die Kids der heutigen Zeit tatsächlich noch interessieren. Feldhaus gelingt es aber insbesondere, viel Lebensgefühl zu vermitteln - das aus der alten Zeit, das aus der neuen Zeit und gezeigt wird, das vieles in uns selbst liegt, was wir aus unserem Leben machen können.

Dennoch muss ich auch an dem „krassesten Roadtrip meines Lebens“ ein bisschen herummeckern. Das liegt aber nicht an dem Buch an sich, sondern daran, dass ich auch ein großer Fan von Feldhaus‘ Vorgängerwerk Kurve kriegen! Roadtrip mit Wolf war und hier eine sehr ähnliche Geschichte erzählt wird. Auch in diesem Buch entspann sich ein buntes Roadmovie und zuhause hatten die Eltern keine Ahnung, wo sich der Ich-Erzähler herumtrieb. Für diese Ähnlichkeit habe ich Punkte abgezogen, wer aber dieses Buch nicht kennt, greift sicher zu einer höheren Bewertung. Eindeutig schöner fällt aber bei Crazy Schmidt der letzte wichtige letzte Twist aus, der dieses Buch zu einem Appell an die Freiheit der Liebe macht und auch noch andere bewegende Momente bereithält. Toll fand ich auch wieder die spritzigen kleinen Zeichnungen des Autors - aber im Vergleich zum Vorgängerwerk hätten es auch ein paar mehr sein dürfen.

Fazit

Aus Henks schrecklichen Ferien auf der „Couch des Todes“ wird ein buntes und spannendes Roadmovie, das nicht nur in tolle Gegenden sondern auch in das eigene Ich und in eine Welt mit Interesse am Anderen, Toleranz und Mitgefühlt führt. Als Fazit könnte man auch ganz knapp sagen: Unbedingt ferienlektüretauglich!

Crazy Schmidt ... und der krasseste Roadtrip meines Lebens

Hans-Jürgen Feldhaus, dtv

Crazy Schmidt ... und der krasseste Roadtrip meines Lebens

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Crazy Schmidt ... und der krasseste Roadtrip meines Lebens«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

LGBT
in der Jugendliteratur

Alljährlich wird im Juni der Pride Month gefeiert, um die Vielfalt unserer Gesellschaft hervorzuheben. Weltweit erheben Schwule, Lesben, Transgender, Bisexuelle und Menschen anderer sexueller Orientierungen ihre Stimme für Toleranz und stärken so die Gemeinschaft. LGBTQ+ ist schon lange kein Randthema mehr in der Jugendliteratur, sondern ein zentraler Aspekt zahlreicher Neuerscheinungen.

mehr erfahren