Here comes my Sun

Für einen kurzen Moment sieht es aus, als ob für Jamie alles richtig laufen würde. Mit einem Praktikum bei einem Londoner Magazin kommt sie ihrem Traum, Journalistin zu werden, näher. Und ihre Beziehung scheint auch auf gutem Weg zu sein. Doch dann muss sie feststellen, dass ihr Verlobter sie nicht nur betrügt, sondern der Betrug auch Folgen hat. Jamie zieht kurzerhand aus und kommt bei Lynn als Wohnpartnerin unter, die sich nicht nur als unkonventionelle Vermieterin entpuppt, sondern auch schnell mal als gute Freundin. Bevor Jamie den Verrat ihres Freundes weggesteckt hat, macht sie Bekanntschaft mit dem charismatischen Ryan, dem Starjournalisten des Magazins. Er gilt als Frauenheld und Jamie will sich möglichst fern halten von ihm. Das ist aber gar nicht so einfach, denn ausgerechnet Ryan wird ihr vom Magazin-Chef als Recherche-Partner zur Seite gestellt, als Jamie eine Reportage über große Liebesgeschichten schreiben soll. Mitten in diesem Chaos stößt auch noch Jamies Zwillingsbruder Julian zur WG: Er hat sich noch nicht getraut, den Eltern zu gestehen, dass er sich für ein völlig anderes Studium entschieden hat, als sie sich für ihn ausgesucht haben. Lynn ist völlig hingerissen von Julian, was wiederum der Nachbarin Mae missfällt, mit der Lynn schon einige Zeit eine on-off-Beziehung führt.

Vorhersehbar, aber unterhaltsam

Es braucht nicht viel Vorstellungsvermögen, um den Verlauf der Geschichte zwischen Jamie und Ryan zu erraten. Vieles, was in diesem Roman passiert, ist vorhersehbar, lässt aber dennoch nicht an Unterhaltungswert vermissen. Jamie und Ryan sind als Hauptfiguren recht gut geraten, lassen es aber etwas an Tiefe vermissen. Interessant ist vor allem das ambivalente Verhalten von Jamie, die einerseits als toughe Journalistin Fuß fassen möchte, andererseits aber außerstande ist, ihrem ehemaligen Verlobten Phil oder aber ihrer dominanten Mutter die Stirn zu bieten. Sehr ähnlich strukturiert ist ihr Zwillingsbruder Julian, der sich zwar hinter seine Schwester stellt und gegenüber Phil gar den großen Beschützer markiert, sich aber nicht traut, seinen Eltern reinen Wein einzuschenken. Anders als seine Schwester, die in Sachen Beziehung und Sex eine sehr biedere Haltung einnimmt, ist Julian eine Frohnatur, was dem Roman eindeutig Würze verleiht. Ryan wiederum kommt eher etwas depressiv-aggressiv rüber, er verliert sich immer wieder in Schuldgefühlen im Zusammenhang mit dem Tod seines Bruders und steht sich gefühlsmäßig selbst im Weg. Bei diesem dunklen Charakter, der recht viel Gewicht hat im Roman, ist es wohltuend, mit Lynn und Mae weitere Figuren zu haben, die einiges an Leben in die Geschichte bringen.

Geschickte Verknüpfung

Here Comes My Sun ist bereits der zweite Band in der Reihe „Love Songs in London“ und knüpft auch da und dort an den ersten Band an. Allerdings ist die Verbindung so geschickt gestaltet, dass es überhaupt kein Problem ist, gleich beim zweiten Teil einzusteigen. Die Geschichte ist in sich geschlossen und gut verständlich, auch ohne das Wissen aus dem ersten Band. Und wie schon im ersten Band kann das zweite Buch mit einer leichtfüßigen Sprache punkten und eignet sich dadurch wunderbar als eine Wohlfühllektüre für einen trüben Regentag. Man sollte allerdings keine zu hohen Erwartungen an tiefgründige Themen haben. Zwar werden verschiedene Themenbereiche – wie etwa die Schuldgefühle von Ryan oder seine toxische Beziehung zur Schwägerin – gestreift, doch bleibt alles recht stark an der Oberfläche und überlässt die Bühne ganz und gar den verschiedenen Romanzen mit ihren entsprechenden Verstrickungen.

Fazit

Wer unterhalten sein will und Liebesgeschichten mag, macht mit Here Comes My Sun nichts falsch. Die Geschichte ist witzig, die Charaktere sind weitgehend sympathisch und auch das Tempo stimmt.