Plötzlich Millionenerbin
Bisher war Julies größte Sorge, wie sie die Studiengebühren aufbringen soll. Dazu kommen noch Miete und Lebenshaltungskosten – denn schließlich ist das Leben in New York City nicht günstig. Doch mit ihren besten Freundinnen und Mitbewohnerinnen an ihrer Seite, kann sie alles bewältigen. Allerdings braucht es nur einen Anruf, um ihr bisheriges Leben völlig auf den Kopf zu stellen …
„Je älter ich allerdings werde, desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass jeder Tag zwar ein Geschenk sein mag, manche von ihnen aber wirklich scheußlich verpackt sind.“
Julie denkt sich nichts dabei, als sie einen Anruf von einem Anwalt erhält, der sie bittet, dringend vorbeizukommen. Sie rechnet stark mit einer Verwechslung, und auch, als er von einem Erbe spricht, glaubt sie nicht daran, die richtige zu sein. Doch alle Zweifel werden schnell weggewischt, als sie erfährt, woher das kommt: von ihrer leiblichen Mutter, die sie nie kennengelernt hat und die nun einen plötzlichen, tragischen Tod gestorben ist. Zudem war sie CEO des milliardenschweren Pharmaunternehmens „Bonham Industries“ und besaß damit ein Vermögen, das zur Hälfte Julie zusteht.
Und die andere Hälfte? Auch wenn Julies Mutter sie und ihren Vater früh verlassen hat, hat sie doch irgendwann einen Familiensinn entwickelt. Ihr neuer Mann brachte einen Jungen mit in die Ehe, und dieser wurde sowas wie ein Ziehsohn für sie. Jener Caleb, der auch später von ihr adoptiert wurde, blickt nun nach ihrem Tod auf ein riesiges Unternehmen, auf dessen Leitung er zeitlebens vorbereitet wurde. Doch er weiß nicht um die heimliche Tochter und so ist es ein Schock für ihn, als Julie plötzlich zur Testamentseröffnung auftaucht. Das soll nicht der einzige Schock bleiben.
Denn Julie bekommt nur ihren Anteil vom Erbe, wenn sie für ein Jahr neben Calebs Seite als CEO bei „Bonham Industries“ arbeitet! Julie weiß, dass es eine Chance ist, die sich ihr nicht wieder bieten wird – also willigt sie ein. Worauf sie keiner vorbereitet, sind die hartnäckigen Paparazzi, Calebs Antipathie ihr gegenüber und die Drohanrufe, die sie auf einmal erhält. Kann Julie dem Druck standhalten?
Ein angenehmes Dahinplätschern
Kim Nina Ocker startet mit Every Little Secret eine Dilogie, die trotz der Seitendicke nur wenig Inhalt hat. Vielleicht liegt es auch an der Erwartung an eine Badass-Julie, die den Anzugträgern und Hochnäsigen bei „Bonham Industries“ zeigt, wie Souveränität funktioniert – so oder so ähnlich. Zumindest erhofft man sich mehr Einblicke in das Unternehmen und wie Julie dort ihren Weg findet. Leider passiert in der Richtung nur sehr wenig. Vielmehr geht es um die Beziehung zwischen Julie und Caleb, die wie zwei Magnete sich abwechselnd anziehen und abstoßen. Das Hin und Her liest sich nicht angenehm, trotz des fantastisch-lockeren Schreibstils der Autorin. (Kleine Anmerkung am Rande: Ich konnte irgendwann nicht mehr zählen, wie oft etwas „kuschelig“ war – das war schon fast unerträglich).
Auch wenn sich also das Buch angenehm liest, so vermisst man stark mehr Inhalt. Nicht falsch verstehen: Es passiert schon einiges, vor allem die Drohungen Julie gegenüber werden massiver; aber das, was geschieht, bleibt auf einer Ebene. Man merkt keine Entwicklung im Geschehen und wartet zuerst lange darauf, bis Julie endlich das Erbe annimmt, dann, dass sie endlich in „Bonham Industries“ eingeführt wird und schließlich, dass sie endlich ihren Beitrag leistet – auf letzteres übrigens vergeblich. Vielleicht kommt ja die Wende im abschließenden zweiten Band. Zumindest verspricht der Cliffhanger (der leider sehr bemüht versucht, auf den letzten Metern Spannung aufzubauen) etwas mehr Input.
Fazit
Nein, das Buch ist nicht schlecht – man findet sich sogar sehr schnell in die Geschichte hinein. Aber entweder hätte der Roman stark gekürzt oder der Plot überdacht werden müssen.
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