Ophelias erster Kriminalfall
Der Mondscheinpalast – eine gewaltige fliegende Festung aus Sälen, hängenden Gärten, Thermen und im obersten Stockwerk Faruks Gemächern. Hier lebt, bis zu ihrer arrangierten Hochzeit mit dem stets ruppigen Thorn, die zarte Ophelia. Teil der Arche Anima ist der Palast, Schauplatz aus Intrigen und Täuschungen – eine Welt, die Ophelia einiges abverlangt.
Wer manipuliert bloß wen?
Die Arche Pol, eine von vielen Splittern einer einst intakten Welt, die den letzten Erdenbewohnern ein Zuhause bietet. Anders als auf der alten Heimat Arche Anima ist hier nichts wie es scheint: Illusionen gaukeln eine heile Welt vor, erschaffen durch die Kraft der Miragen, des stärksten Klans auf Pol. Sie sind Meister der Täuschung und List und machen selbst vor dem mächtigen Familiengeist Faruk nicht halt.
Für Ophelia ist dies noch alles recht neu, obwohl sie selbst bereits mehrmals Opfer ihrer Intrigen wurde. Im Mondscheinpalast soll sie bis zur Hochzeit sicher sein, doch verschwinden eines Tages wichtige Persönlichkeiten aus eigentlich verschlossenen Räumen. Und nicht nur das: Auch Ophelia bekommt einen Drohbrief, in dem ihr baldiges Verschwinden prophezeit wird, sollte sie nicht schleunigst die Hochzeit absagen und von der Arche verschwinden. Doch so einfach ist das nicht, da das Arrangement aus politischem Kalkül geschlossen wurde – eine Auflösung würde für sie eine Verbannung bedeuten.
Als hätte sie nicht schon genug sorgen, ernennt Faruk Ophelia auch noch zu seiner Vize-Geschichtenerzählerin. Ausgerechnet sie, die mit ihrem zarten Stimmchen nicht selten überhört wird, soll vor Faruk und dem gesammelten Publikum Geschichten vorlesen? Da muntert sie die Nachricht, dass sich ihre ganze Familie zu Besuch ankündigt, auch nicht wirklich auf. Schließlich bedeutet der Mondscheinpalast keinen sicheren Rückzugsort mehr.
So ungewöhnlich die Geschichte ist, so episch wird sie erzählt
Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast ist Band zwei aus einer Reihe, die aus vier Bänden bestehen wird. Schon jetzt ist der internationale Erfolg um Ophelias Geschichte bahnbrechend, etwas, das mit vorliegendem Band Berechtigung findet.
Es ist nicht bloß, dass die Autorin fantastisch schreiben kann, es ist ihr Einfallsreichtum, der der Geschichte etwas Neues verleiht. Fast ist man versucht, ein neues Genre dafür zu benennen, um dieser Art zu erzählen gerecht zu werden. Es sind die unverwechselbaren Charaktere, die schon fast überspitzt gezeichnet, aber mit hohem Wiedererkennungswert versehen sind; die einmalige Welt aus zerbrochenen Erdteilen, die – fliegenden Inseln gleich – die letzte Zuflucht der Menschheit sind; all die geheimnisvollen Geschichten um die Familienfehden und die unbekannten Machthaber im Hintergrund, die die Fäden einer ganzen Welt ziehen.
Vor allem aber sind es Ophelia und Thorn: sie so verletzlich, dann wiederum überrascht sie mit einer ungemeinen Stärke und Gerissenheit; er unnahbar und unsympathisch, in seiner Treue zu Ophelia aber unerschütterlich. Selbst die kleinsten Nebencharaktere haben ihre eigene Aura, erzählen ihre kleinen Geschichten, die trotzdem unerlässlich für die gesamte Reihe sind.
Schon jetzt kann man mit Fug und Recht behaupten, dass mit Die Spiegelreisende etwas Neues und Erfrischendes in die Literaturwelt einzieht – etwas, das noch lange nachwirken wird.
Fazit
Christelle Dabos hat eine Welt erschaffen, die geheimnisvoll, tragisch und mystisch ist, sie lockt und verführt, zieht einen in ihren Bann, man kommt wahrlich nicht mehr davon los. Eine unbedingte Leseempfehlung!
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