Tobias Steinfeld

05.2022 Interviewfragen zu „Tupac is Back“ mit Tobias Steinfeld von Alexandra Fichtler-Laube

Nach meinen Erfahrungen ist für viele jugendliche Rapper_innen 2Pac bis heute ein großes Vorbild.

Jugendbuch-Couch: Erstmal ein Kompliment zu Anfang: Die Raps in dem Buch sind ziemlich gut! Steckt in Dir ein heimlicher Rapper?

Tobias Steinfeld: Schön, dass sie dir gefallen. Mir hat das Schreiben der Raptexte extrem viel Spaß gemacht. Das Schöne war, dass ich sie aus der Sicht meiner Figuren und innerhalb dieser Geschichte schreiben konnte. Ich hatte also genug Stoff und das Buch bekommt so noch eine zusätzliche Ebene. Für Lesungen will ich mir Unterstützung von Jugendlichen holen, die die Texte dann rappen.

Jugendbuch-Couch: „Tupac is Back“ steckt voller 90er-Jahre-Hip-Hop-Vibes. Hat das mit Deinen eigenen Vorlieben zu tun? Oder musstest Du dich da tatsächlich noch einlesen?

Tobias Steinfeld: Ich war in den 90ern Teenager und habe diese Musik gehört und mag sie noch heute. Aber natürlich habe ich auch recherchiert. Es war cool, im Schreibprozess immer wieder Musik zu hören, diese Vibes zu spüren und auch neues Altes zu entdecken.

Jugendbuch-Couch: Meinst Du, dass noch viele junge Rapper/Jugendliche mit 2Pac und seiner Musik etwas anfangen können? Vor allem hier in Deutschland?

Tobias Steinfeld: Ich bin sogar wegen eines Jugendlichen auf die Idee zum Buch gekommen. Er erzählte mir von einer Mauer, auf der ein 2Pac-Graffiti war. Der Junge kannte 2Pac nicht, hat ihn daraufhin gegoogelt. Videos angeschaut. Durch 2Pac Englisch gelernt. Durch 2Pac mit dem Rappen begonnen. Dann wurde die Wand übergestrichen – wie im Roman. Nach meinen Erfahrungen ist für viele jugendliche Rapper_innen 2Pac bis heute ein großes Vorbild. Jugendliche, die nicht rappen oder keinen Rap hören, kennen ihn meist nicht. Wobei ich beobachtet habe, dass momentan ein kleiner Hype entsteht und er mir wieder häufiger auf Pullis und T-Shirts begegnet.

Jugendbuch-Couch: Bereits andere Bücher haben das gewaltvolle Leben afro-amerikanischer Menschen in ein helleres Licht gerückt. Warum ist so ein Buch auch wichtig in Deutschland?

Tobias Steinfeld: Weil Rassismus in unserer Gesellschaft leider fest verankert ist.

Jugendbuch-Couch: Die Jugendlichen aus Deinem Roman haben mit den vielfältigsten Schwierigkeiten zu kämpfen, ohne dass daraus jedoch ein „Problembuch“ wurde. Wie hast Du gelernt, jugendliche Probleme auf diese Art zu erkennen und zu schreiben?

Tobias Steinfeld: Die Probleme erkenne ich durch Beobachten und aufmerksames Zuhören. Ich arbeite ja viel in Workshops mit Jugendlichen. Und pointiertes, unterhaltsames Erzählen liegt mir. Ich glaube, das ist auch eine Typfrage. Ich schreibe zum Beispiel sehr gern Dialoge. Und mir fällt meistens was Witziges ein.

Jugendbuch-Couch: Was glaubst Du, ist der wichtigste Nachruf, den Tupac Jugendlichen mitgeben könnte?

Tobias Steinfeld: Eigentlich möchte ich mir nicht anmaßen, für eine solche Legende wie Tupac zu sprechen, aber ich glaube nicht, dass er mir böse wäre, wenn ich sage: Traut euch, was zu! Hört nicht auf die, die euch kleinreden! Ihr seid wertvoll, unabhängig von Aussehen, Geschlecht oder Herkunft!

Und zum Schluss noch ein paar Shorties:

Jugendbuch-Couch: Lieblings-Jugendbuch-Autor/in?

Tobias Steinfeld: Ich habe mal eine Lesung von Elizabeth Acevedo besucht. Es ging um Unterdrückung von Mädchen in der Familie. Da stand ein Mädchen auf und sagte zu ihr: „Ich hatte beim Lesen das Gefühl, Sie haben das Buch für mich geschrieben.“ Deshalb sage ich: Elizabeth Acevedo.

Jugendbuch-Couch: Lieblings-Protagonist/in eines Jugendbuchs?

Tobias Steinfeld: Ich glaube es ist okay, wenn ein Autor seine eigenen Figuren am meisten liebt: Ich liebe am meisten Fatih und Ibrahim aus „Scheiße bauen: sehr gut“.

Jugendbuch-Couch: Lieblings-Jugendbuch?

Tobias Steinfeld: Als Jugendlicher mochte ich Krabat. Und das, obwohl es Schullektüre war und ich kaum Fantastisches lese. Ein „Jugendbuch“, das ich als Erwachsener sehr mag, ist „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“. Weil die Geschichte so klar und leise und unaufgeregt erzählt wird.

Jugendbuch-Couch: Welches Thema lässt Dich zu einem Jugendbuch greifen?

Tobias Steinfeld: Ich glaube, das Thema ist nicht entscheidend. Ich mag es gern authentisch. Oder schräg. Interessiere mich auch für Milieus, in die man neue Einblicke bekommt. Das Setting im Penny Hinterhof in Sarah Jägers „Nach vorn nach Süden“ klingt spannend.

Jugendbuch-Couch: Der schönste Moment in einem Buch?

Tobias Steinfeld: Wenn ich unbedingt weiterlesen will und es schaffe, das auch zu tun, anstatt jemandem zu erzählen, was da gerade Krasses passiert und wie toll es gemacht ist.

Das Interview führte Alexandra Fichtler-Laube im Mai 2022.
Foto © Ulrich Köller

Tobias Steinfeld auf Jugendbuch-Couch.de

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