Méto - Das Haus (1)

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2012
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  • dtv, 2008, Titel: 'MÉTO. La Maison', Originalausgabe
Méto - Das Haus (1)
Méto - Das Haus (1)
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Yvonne Schulze
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Jugendbuch-Couch Rezension vonJun 2012

Vom Leben in einem totalitären System

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Vom Leben in einem totalitären System"

Sie leben eingesperrt auf einer einsamen Insel, in einem Haus, das mitten in einem erloschenen Vulkankrater steht. Fenster und Türen sind versperrt; dieses Haus ist ein Gefängnis. 64 Jungen leben in diesem Haus, die nicht wissen, woher sie kommen und keine Erinnerungen an die Zeit haben, bevor sie in das "Haus" gekommen sind. Begriffe wie Frau, Mädchen, Mutter, Vater, Geschwister, Familie usw. sind ihnen gänzlich unbekannt. Und keiner dieser Jungen weiß, welches Schicksal ihn erwartet, wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hat, wenn er zu groß geworden ist für sein empfindliches Bett und es unter ihm zusammenbrechen wird. Diese Jungen verschwinden spurlos, keiner weiß wohin, und an ihre Stelle tritt ein neuer Junge.

Der Alltag im "Haus" ist durch strenge, unsinnige und teils brutale Regeln und Vorschriften bestimmt. Schon kleinste Vergehen werden hart bestraft. Strafen, die von Ohrfeigenkreisen bis zum Arrest in der Kühlkammer reichen, wo die Jungen fast erfrieren. Überwacht werden sie von "Cäsaren", die keine Gnade kennen. Es wird blinder Gehorsam verlangt, und Fragen sind nicht erlaubt.

Einer dieser Jungen ist Méto, der Held dieser Geschichte. Mit 14 Jahren gehört er bereits zu den "Alten" und seine Tage im "Haus" sind gezählt, denn es wird nicht mehr lange dauern, bis sein Bett unter ihm zusammenbricht und er wie die anderen Jungs vor ihm in eine ungewisse Zukunft verschwinden wird. Doch Méto will dieses stupide Leben nicht mehr hinnehmen und fängt an, Fragen zu stellen. Schnell findet er heraus, dass er nicht allein ist, dass es in diesem totalitären System eine Untergrundbewegung gibt, die heimlich den Aufstand probt und der sich Méto anschließt. Doch die Verräter sind nicht weit.    

Nichts für zartbesaitete Leser  

Die Méto-Trilogie des französischen Autors Yves Grevet, die in Frankreich zum Jugendbuch-Besteller wurde und deren Teile 2 und 3 in Deutschland im Herbst diesen und Frühjahr nächsten Jahres erscheinen werden, ist nichts für zartbesaitete Leser mit schwachen Nerven. Es ist eine sehr düstere Geschichte über ein brutales totalitäres System, und der Gewaltfaktor ist hier sehr hoch. Die Jugendlichen werden zu willenlosen Robotern erzogen, körperlich durch grausame Sportprogramme gestählt. Sie werden intellektuell auf unterstem Level gehalten und besitzen nur ein sehr eingeschränktes Wissen. Sie bekommen täglich geheimnisvolle Spritzen und werden mit Schlafmitteln ruhiggestellt. Sie sind einer Willkür ausgeliefert, die man nur als beängstigend beschreiben kann.  

Dem niedrigen geistigen Level dieser Jungs ist auch der Sprachstil der Geschichte angepasst, der nicht nur sehr nüchtern und emotionslos ist, sondern mit seinem eingeschränkten Wortschatz und den sehr einfachen Satzstrukturen schon fast kindlich wirkt. Deshalb lässt sich diese gerade mal 217 Seiten lange und mit einer relativ großen Schrift versehene Geschichte auch relativ zügig lesen. 

Ein großes Manko dieses Buches sind die schwachen Charaktere. Es tauchen viel zu viele Personen auf, die aber alle blass und austauschbar bleiben. Die Jungs haben zudem auch alle sehr ähnlich klingende lateinische Vornamen und es ist oft schwer, sie aufgrund der fehlenden Charaktereigenschaften auseinanderzuhalten. Warum alle Kinder lateinische Namen haben, nur Méto nicht, und warum die Wächter keine Namen haben, sondern nur Cäsar 1, Cäsar 2 usw. genannt werden, erfährt man allerdings nicht. Selbst Méto bleibt als Figur ziemlich schwach. Er ist körperlich topfit und der beste Sportler. Er ist der fehlerlose Held, der keine Schwäche kennt, den jeder um Rat fragt. Er ist der Robin Hood der Kleinen und Schwachen, der Anführer und der große Denker. Kurzum, er ist als Figur viel zu glatt und damit langweilig und unglaubwürdig.  

Ein weiterer Nachteil ist, dass die Geschichte auf drei Bücher ausgelegt ist. Inhaltlich kann dieser erste Teil kaum punkten. Es passiert eigentlich ziemlich wenig, dafür wird sehr ausführlich der Alltag der Jungen beschrieben. Die Handlung hat definitiv einige Längen, hier bei der Stange zu bleiben, verlangt vom Leser Ausdauer. So richtig in Fahrt kommt die Geschichte eigentlich erst im letzten Drittel, um den Leser dann aber mit einem offenen Ende und vielen Fragen zurückzulassen.

FAZIT

Es ist ein in seiner grauen Trostlosigkeit sehr düster und beklemmend wirkendes Jugendbuch. Es ist aber auch eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und Aufbegehren. Inhaltlich ist dieses Buch eher schwach, die Figuren ziemlich flach und man fragt sich, ob es nicht dramaturgisch klüger gewesen wäre, diese Geschichte als einheitliches Ganzes herauszugeben, anstatt sie in drei Teile zu zerlegen. 

Méto - Das Haus (1)

Yves Grevet, dtv

Méto - Das Haus (1)

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