Rebellen der Ewigkeit

  • Ars Edition, 2012, Originalausgabe
Rebellen der Ewigkeit
Rebellen der Ewigkeit
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Lebenszeit als Handelsgut

 "Rebellen der Ewigkeit" zeichnet eine glaubwürdige Zukunftsvision, in der Lebenszeit zum kommerziellen Handelsgut verkommt.
Dem internationalen Konzern Tempus fugit ist es gelungen, mit Hilfe hochleistungsfähiger Quantencomputer Lebenszeit von einem Menschen auf einen anderen zu transferieren.
Die von willigen Verkäufern abgenommene Lebenszeit wird bis zu ihrem Verkauf an solvente Kunden in sogenannten Zeitbatterien aufbewahrt.
Ein überaus lukratives Geschäft für den Konzern. Doch ist diese Technologie wirklich so ungefährlich wie Tempus fugit behauptet?
Nach einem vermehrten Auftreten von Desorientierung und scheinbaren Realitätsverschiebungen  mehren sich die kritischen Stimmen gegen den Lebenszeithandel und gegen den Konzern.

Um einem möglichen Angriff radikaler Umweltaktivisten entgegenzutreten, bittet die Konzernführung die junge und erfolgreiche Privatdetektivin Karelia um Hilfe. Diese nimmt mit Unterstützung zweier jugendlicher Helfer, Valerie und Willis, und eines Computerspezialisten die Ermittlungen im Umfeld vermeintlich radikaler Gruppen auf. Bei diesen Recherchen stößt Karelias Team immer wieder auf Hinweise über eine geheime Untergrundorganisation namens "Rebellen der Ewigkeit". Als Valerie und Willes versuchen, sich dieser Organisation anzunähern, geraten sie mitten in den Konflikt zwischen den Rebellen und Tempus fugit. Im Laufe der Zeit häufen sich in Karelias Team die Zweifel an der Integrität des Konzerns. Ist Tempus fugit wirklich nur das Opfer radikaler Gegner neuer Technologien? Oder sagen die Rebellen die Wahrheit, wenn sie vor den Gefahren des Zeithandels warnen und dessen sofortiges Ende fordern? Zwischen die Fronten geraten, müssen sich Karelia und ihre Mitstreiter entscheiden, auf wessen Seite sie stehen. Vor allem Willis scheint tiefer in die Geschehnisse verstrickt zu sein und muss eine für ihn weitreichende Entscheidung treffen.

Realistisches Abenteuer in einer futuristischen Welt

Nach einem fesselnden Epilog, der die Anfänge von Tempus fugit beleuchtet, setzt die eigentliche Geschichte 18 Jahre später ein. Hierbei erfolgt  zunächst eine auf drei Handlungsstränge aufgeteilte Einführung der Hauptprotagonisten Karelia, Valerie und Willis. Gerd Rübenstrunk führt diese wie zufällig zueinander und lässt die verschiedenen Handlungsstränge mit gekonnter Leichtigkeit ineinander fließen. Insgesamt bedient sich der Autor einer sehr eingängigen und flüssigen Sprache. Die Handlung ist nahezu perfekt aufgebaut. Rasante Verfolgungsjagden wechseln sich mit spannenden Ermittlungen und interessanten Verwicklungen ab.

Die Geschichte wird im Wechsel aus der Sicht der verschiedenen Charaktere erzählt. Dadurch gewinnt der Leser einen allgemeinen Überblick, ohne dass eine direkte Identifikation mit einer der Figuren erfolgt.

Seine Protagonisten zeichnet der Autor mit Hilfe nur weniger Hintergrundinformationen, wodurch sie ein wenig an Tiefe einbüßen. Auch die Darstellung von Setting und Nebenhandlungen ist äußerst präzise und kommt ohne weitläufige Ausführungen aus. Es geht Rübenstrunk um die Handlung, und die schreitet so zügig voran und bleibt jederzeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Mit dieser subtilen und ungemein leichten Schreibweise gelingt es, den Leser bis zur letzten Seite in Atem zu halten.

Im Zentrum des Geschehens steht der Transfer von Lebenszeit und der Lebenszeithandel. Diese werden in ihrer Ausführung und den sich daraus ergebenen wirtschaftlichen Aspekten sehr realistisch dargestellt. Rübenstrunk erklärt die Technologie des Zeittransfers mit Hilfe einer "Viele-Welten" Theorie auf Grundlage der Quantenphysik. Die hierzu benötigten physikalischen Erklärungen beschränkt er dabei auf ein Mindestmaß, sie können - trotz der grundsätzlichen Komplexität des Themas - auch von Nicht-Physikern gut nachvollzogen werden.

Insgesamt ist Rübenstrunk in Bezug auf Informationen zu technischen Neuerungen in seiner Welt sehr zurückhaltend. So gibt es nur wenige Hinweise beispielsweise auf medizinische Fortschritte oder die Anwendung von Quantencomputern. Auch der Schauplatz wird nicht näher beschrieben; es könnte sich um eine beliebige Stadt mit moderner Infrastruktur handeln. Dadurch wirkt die Erzählung überaus realitätsnah. Diesen Eindruck verstärkt der Autor noch durch eingefügte Zwischensequenzen, in denen er merkwürdige Vorkommnisse und Veränderungen in der Realitätswahrnehmung einzelner beliebiger Personen beschreibt. Durch diese scheinbare Einbettung des Surrealen in das reale Weltgeschehen erhält die Geschichte einen noch glaubwürdigeren Charakter.

FAZIT

"Rebellen der Ewigkeit" ist weniger eine Dystopie, als ein nahezu perfekt konstruierter Abenteuer- und Detektivroman mit einem interessanten und innovativen Hintergrund. Der hier aufgezeigte Handel mit Lebenszeit ist sowohl in Bezug auf die Technik als auch in Hinblick auf die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte überaus realistisch gezeichnet. Viel Abwechslung durch rasante Verfolgungsjagden und spannende Verwicklungen, flüssig geschrieben und mit gut gezeichneten Charakteren, ergeben einen rund um gelungenen und intelligenten Jugendroman.

Rebellen der Ewigkeit

Gerd Ruebenstrunk, arsEdition

Rebellen der Ewigkeit

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