Verlangen - Unter dem Vampirmond (3)

  • cbj
  • Erschienen: Januar 2012
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  • cbj / cbt, 2010, Titel: 'Flutter', Originalausgabe
Verlangen - Unter dem Vampirmond (3)
Verlangen - Unter dem Vampirmond (3)
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Carsten Kuhr
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Jugendbuch-Couch Rezension vonApr 2012

Und ewig ruft die Begierde - selbst wenn man alle Zeit der Welt hat

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Und ewig ruft die Begierde - selbst wenn man alle Zeit der Welt hat"

Finnland. In der ewigen Nacht des Polarkreises fühlen sich Rentiere, Wölfe und eine Spezies, über die das Biologie-Lehrbuch nichts auszusagen weiß, wohl. Im Land der Lappen regieren die Lykaner - Vampire, die sich von der Zivilisation losgesagt haben, die ganz ihre Triebe ausleben. Bei der Jagd auf Elche und Wölfe finden sie ihre Erfüllung.

Einem aber genügt die Tierjagd nicht: Gunnar, Jahrhunderte alter Vampir und Sippenältester, ist ein Sadist. Selbst unter den Lykanern nimmt er eine Sonderstellung ein. Und ausgerechnet ihn hat sich Peter zum Feind gemacht. In den einsamen Wäldern hat er den wichtigsten Gefolgsmann und gleichzeitig Vampirbruder Gunnars getötet.

Nachdem Peters Blutbindung zu Alice, die gerade einmal vor drei Wochen gewandelt wurde, durch das neue Blutsband zu Alices Lover Jack abrupt gekappt wurde, sucht Peter regelrecht das Vergessen im Tod. In Finnland will er sich sehenden Auges opfern. Dass Ezra und Alice ihm folgen, war nicht eingeplant.

Kaum haben die beiden Peter gerettet, spitzen sich die Ereignisse zu Hause zu. Jane, Alices beste Freundin aus menschlichen Tagen gibt sich als Bluthure in der Diskothek jedem Vampir hin, der sie will. Dass sie dabei immer weniger wird, dass sie droht, leergesaugt und sterbend zurückgelassen zu werden, stört sie dabei nicht sonderlich. Zu überwältigend ist die Sucht nach den Endorphinen, die die Blutaufnahme durch Vampire begleitet.

Während Jack und Peter weiter aneinander geraten, Alice zwischen den so ungleichen Brüdern emotional hin- und hergerissen ist, plagen Mae Sorgen um ihre Nachfahren. Ihre Urenkelin ist unheilbar erkrankt. Sie zur Vampirin zu wandeln lehnt Ezra, der Vorstand der Sippe, kategorisch ab. Kein Kind hat die Wandelung jemals geistig überstanden. Wenn Mae das Kind wirklich wandeln will, muss sie die Familie verlassen. Und dann wird Jane entführt, und Alice trifft auf alte Bekannte. Bekannte, die auf der Jagd nach dem gefährlichsten Wild des Planeten sind. Nein, nicht Menschen werden gehetzt, auf Vampire haben sie es abgesehen.

Routiniert verfasste Mischung aus "Bis(s)"-Elementen und Verwicklungen, die wir aus Daily Soaps kennen - für Fans suchtgefährdend

Amanda Hocking macht das wahrlich nicht ungeschickt. Nachdem sie uns in den ersten beiden Romanen ihrer Reihe um ihre Ich-Erzählerin Alice diese, ihr Umfeld und letztlich ihre Vampir-Werdung vorgestellt hat, versetzt sie die Handlung im ersten Drittel des Buches zunächst einmal ins Europäische Ausland.

Auch wenn die Autorin hier doch recht oberflächlich bleibt, wir über die interessanten Abtrünnigen der Lykaner so gut wie nichts erfahren, gelingt es ihr so, Alices Schwierigkeiten, sich mit ihrem neuen Leben anzufreunden, näher zu zeichnen. Wer hier allerdings auf große Actionszenen hofft, der sieht sich enttäuscht. Keine Jagden durch die ewigen Wälder Lapplands, keine Kämpfe. Alles bleibt fast klinisch rein.

Nachdem alle Beteiligten ins Nest heimgekehrt sind, gibt es dort neue Verwerfungen. Alices schwuler Bruder hat seinen ersten Liebhaber mit nach Hause gebracht, sie aber will weiter glucken, ihn beschützen und sieht seine Bindung mit Argwohn.
Es geht darum, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu akzeptieren, auch die fleischliche Lust ihres Bruders zu dulden.
Dazu kommt, dass sie selbst sich immer mehr Jack öffnet, ihrem ersten Mal förmlich entgegen fiebert. Wie wird es sein, das erste Mal überhaupt mit jemandem Liebe zu machen, mit Jack zu schlafen?

In dieses emotionale Sprengfass voller Verwicklungen, Verlangen und Schuld mischt sich dann etwas abrupt der aus Finnland angereiste Gunnar ein. Ihm geht es allein um Rache, darum, sich im Kampf zu bewiesen, seine Feinde zu vernichten.
Was sich anschließt ist ein Showdown, der an Rasanz und Action nichts zu wünschen übrig lässt.

Allerdings passen die so unterschiedlichen Teile nur schwer zueinander. Auf der einen Seite die durchaus glaubwürdig aufgebaute Gefühlsebene, die in ihrer mannigfaltigen Ausführungen an Telenovelas und Daily Soaps erinnert. Auf der anderen Seite ein Kampf, der einem Actionfilm gut zu Gesicht stände. Fans temporeicher Auseinandersetzungen werden sich zum Buch bis zum Finale langweilen, die Leser aber, die eher die Gefühlswelt ihrer Erzähler betrachten wollen, sehen sich unvermittelt einer Blutorgie der Gewalt ausgesetzt. Das fordert dem Leser viel ab, überfordert sicherlich so manchen der Leser.

FAZIT

Im dritten Teil der Serie "Unter dem Vampirmond" bietet sich erstmalig kein ausgewogenes Verhältnis aus Action und Gefühl. Dennoch besticht "Verlangen" durch die eindrucksvolle Fähigkeit der Autorin, die Gefühlswelt ihrer Figuren plastisch darzustellen und den Leser ganz in diese eintauchen zu lassen.

Verlangen - Unter dem Vampirmond (3)

Amanda Hocking, cbj

Verlangen - Unter dem Vampirmond (3)

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