Crashed (2)

  • script5
  • Erschienen: Januar 2010
  • 0
  • script5, 2009, Titel: 'Crashed', Originalausgabe
Crashed (2)
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Almut Oetjen
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonApr 2012

Sprechen Sie Ihren Toaster auch mit Namen an?

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Sprechen Sie Ihren Toaster auch mit Namen an?"

"Crashed" ist der zweite Band in Robin Wassermans "Skinned Trilogy" (neu: "Cold Awakening Trilogy").

Am Ende von "Skinned" bleibt Lia Kahn zurück, ohne für sich eine Zukunft unter den Menschen, den Orgs, zu sehen. Von ihrer Familie und ihren alten Freunden wird sie abgelehnt, am furchtbaren Unfall Audens glaubt sie sich mitverantwortlich.
Lia verlässt ihre Familie und wendet sich nun verstärkt den Adrenalinjunkies um Jude zu. Deren Leben besteht aus der ständigen Suche nach Spannung und Sensation, um Gefühle und Träume erfahren zu können. "Dreamer" werden wie eine Droge als Ersatz für das entgangene Leben genommen. Lia gibt vor, ihre neue Existenz zu akzeptieren und die Verbindungen zu ihrem alten Leben abgebrochen zu haben. Jude hat einen dubiosen Kontakt bei BioMax, der ihn mit nicht zugelassenen und gefährlichen Anwendungen und Updates versorgt. Lia traut Jude nicht, findet aber einen Freund in Riley.
Auden, mittlerweile genesen, ist zur Galionsfigur einer Bewegung geworden, der "Bruderschaft der Menschen", die einen starken Hass auf Mechs entwickelt haben. Sie fordern, den Mechs die Bonuskonten wegzunehmen und ihnen die Bürgerrechte abzuerkennen.
Als Jude Lia und Riley losschickt, damit sie eine Lieferung illegaler Anwendungen abholen, geraten sie in einen terroristischen Anschlag auf eine Konzernanlage, bei dem Orgs sterben. Die Schuldigen sind mit den Mechs schnell gefunden. Zumal jemand mit dem Gesicht Lias sich öffentlich zu dem Attentat bekennt.
Eine Gesetzesvorlage soll verabschiedet werden, die den Mechs den Status als Personen abspricht. Es droht ein massiver Konflikt zwischen den Orgs und den Mechs, in dem Lia sich für eine Seite entscheiden muss.

Das Grundthema wird vertieft, das gesellschaftspolitische Umfeld gerät stärker in den Fokus

Es gibt mehr Charaktere als in "Skinned", die aber nicht immer gut ausgearbeitet sind. Bei wichtigem Personal ist mitunter die Motivierung des Verhaltens unklar. Warum stellt sich Auden gegen Lia und auf die Seite der radikalen Mech-Gegner? Man kann zwar Vermutungen anstellen, aber möchte es doch gerne wissen.
Die Frage nach dem Wesen des Menschen verliert Wasserman auch in der Fortsetzung nicht aus den Augen. Während die Frage nach der Körperlichkeit von Mechs und Orgs in "Skinned" zentral war, verschiebt sich in "Crashed" das Interesse stärker auf grundsätzliche Probleme der neuen Lebensform "Mechs". Was ist Lias Ich, wie viel davon ist übrig geblieben? Was bedeutet es, dass von ihr beliebig viele Kopien erstellt werden können? Lia hat manchmal die Vorstellung, nicht viel mehr als ein Datenspeicher zu sein. Dann wieder liebt sie Riley, fühlt sich bei ihm geborgen.
Wasserman stellt in "Crashed" stärker auf die Gesellschaft ab, auf Politik und Wirtschaft. Ein fragwürdiges Konstrukt sind die Konzernanlagen. Menschen leben und arbeiten darin, erhalten vom Konzern Wohnraum, eine Versorgung im Krankheitsfall, Verpflegung und Konzerngeld, mit dem sie in Konzernkaufhäusern Luxusgüter erwerben. Ihre Freiheit geben sie auf.
Durch Riley lernt Lia ein anderes Leben kennen, die Welt der Armut und Gewalt, in der nur nach dem Prinzip von "Keine Leistung ohne Gegenleistung" verfahren wird. Das ist zwar ganz gut beschrieben, aber man wundert sich gelegentlich doch, warum Mädchen (fast) immer durch Jungen zu gesellschaftlich bewussten Menschen gemacht werden müssen.

Die Politik interessiert die Menschen mittlerweile so wenig, dass Politiker nahezu machen können, was sie wollen, und dass Interessengruppen kaum mehr auf Widerstand bei Bürgern stoßen. Die Konzerne haben nun endgültig die Macht und reagieren insbesondere auf die Kundenwünsche, wo sie die Menschen nicht manipulieren können. Gelegentlich kommt es noch zu Interessenkonflikten zwischen Politik und Konzernen.

FAZIT

In der Fortsetzung ist Lia noch immer ein Mädchen, das vornehmlich an sich selbst interessiert ist. Aber sie beginnt, mit ihrer Identitätssuche einhergehend, ein gesellschaftliches und politisches Bewusstsein zu entwickeln. "Crashed" ist düsterer und unbequemerer Stoff als "Skinned", aber zugleich geht es mehr in die Tiefe. Es ist gut, dass Robin Wasserman ihre Themen variiert beziehungsweise weiter entwickelt.

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