Nacht, komm

  • script5
  • Erschienen: Januar 2011
  • 0
  • script5, 2011, Originalausgabe
Nacht, komm
Nacht, komm
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Rita Dell'Agnese
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2012

Warum musste Nele sterben?

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Warum musste Nele sterben?"

Für Lissy ist es ein harter Sommer: Sie hat einiges verbockt und muss nun Sozialstunden leisten. Der Einsatz im Altenheim ist aber nicht nur übel. Lissy lernt dort die junge Schwester Nele kennen und freundet sich mit ihr an. Doch da ist noch Daniel, ein Freund Neles. Lissy verliebt sich. Das erste Mal in ihrem Leben ist sie über beide Ohren verknallt. Und so mag Lissy Neles Warnung, Daniel würde nur mit ihr spielen, überhaupt nicht hören. Es kommt zum Streit zwischen den Mädels. Ein paar Stunden später ist Nele tot – und Lissy hat kein Alibi. Für die Polizei steht Lissy deshalb als Täterin fest.

Nichts in Lissys Leben verläuft so, wie es sollte. Ihr alkoholabhängiger Vater hängt mit Pennern rum und ihre Mutter arbeitet fast rund um die Uhr, um sich und Lissy über die Runden zu bringen. Außerdem hat die 17-jährige einiges auf dem Kerbholz. Ohne weiter auf Lissys Vergangenheit und ihre Straftaten, die ihr die Sozialstunden im Altenheim eingebracht haben, einzugehen, erzählt Agnes Hammer die Geschichte einer jungen Frau, die sich zu sehr auf ihre erste große Liebe verlässt. Für Daniel ist Lissy bereit, sich mit Nele zu prügeln – und damit an die lange Liste ihrer bisherigen Straftaten anzuknüpfen. Damit greift die Autorin sehr geschickt das Schicksal eines Mädchens auf, das sich in einer rebellischen Phase befindet und sich immer tiefer in Probleme verstrickt. Agnes Hammer verzichtet aber darauf, dies zu werten. Sie legt sehr viel Gewicht darauf, Lissys Gedanken und Handlungen für die Leser nachvollziehbar zu machen. Dadurch bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note.

Sowenig die Autorin Lissy in einen Heldenstatus erhebt oder aufgrund ihrer Verfehlungen verurteilt, so wenig glorifiziert sie auch die anderen Protagonisten. Agnes Hammer beschreibt ihre Figuren als Menschen von nebenan, sie verpasst ihnen Gefühle und Handlungsweisen, die jeder aus seinem eigenen Umfeld kennt. Und genau hier zieht sie in die Geschichte hinein: Was Lissy passiert, könnte jedem anderen auch geschehen. Während das Mädchen in Haft sitzt, wird klar, dass sie weder ein Alibi vorweisen kann, noch dass ihre Vergangenheit für sie spricht. Die Hilflosigkeit, mit der Lissy auf die Situation reagiert, wirkt real und überzeugend.

Letztlich ist Agnes Hammers "Nacht, komm!" ein Krimi. Und obwohl alle wesentlichen Krimi-Elemente vorhanden sind, ist es doch gleichermaßen ein Abbild der Gesellschaft. Mit einem durchaus geglückten Spannungsbogen hält die Autorin jene bei Laune, die wissen möchten, wer denn nun Nele tatsächlich umgebracht hat und weshalb die junge Frau überhaupt sterben musste. Mit der Ansammlung von skurrilen Gestalten rund um Lissys Vater bedient Agnes Hammer hingegen jene, die in einem Roman mehr über Menschen erfahren möchten, die man zwar auf den Straßen sieht, die man aber nicht kennt. Oder nicht kennen möchte.

FAZIT

"Nacht, komm!" ist kein Roman, der alles andere in den Schatten stellt. Er ist ein solider Krimi, der nicht nur einem jugendlichen Publikum gefallen kann. Und es ist eine Geschichte von Menschen, die gleich nebenan wohnen könnten und denen man täglich im Treppenhaus begegnet. Für Unterhaltung ist gesorgt und die angenehme Sprache wie auch der gekonnte Plot garantieren ein paar spannende Lesestunden.

Nacht, komm

Agnes Hammer, script5

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