Von Erinnerungs-Dieben und Zwischenwelten
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Von Erinnerungs-Dieben und Zwischenwelten"
Alex möchte doch nur diesen Schwan befreien, der sich im Schlick des Themse-Ufers in einem Draht verfangen hat. Dabei aber findet sie einen silbernen Armreifen mit einem geheimnisvollen, blauen Stein, in dem ein besonderes Leben zu pulsieren scheint. Und nichts ist mehr so, wie es einst war. Denn seit sie den Armreif trägt, taucht immer wieder dieser geheimnisvolle Junge in ihrem Leben auf: Callum. Nachdem erst einmal die Kommunikations-Hürde überwunden ist, kann sich Alex ein Leben ohne Callum nicht mehr vorstellen. Mehr und mehr lässt sie sich auf die verrückte Geschichte ein, die ihr der Junge, der in einer Zwischenwelt lebt, erzählt. Und muss dabei höllisch aufpassen, dass ihre schönsten Erinnerungen nicht von Callums Leidensgenossen gestohlen werden.
S.C. Ransom packt alles in die Geschichte hinein, das sich eine junge Leserin wünschen kann: Es geht um eine toughe Heldin, ein uraltes Geheimnis und viel Mystik. Und natürlich geht es um Liebe. Mit dabei sind eine Prise Humor und eine etwas größere Portion Spannung. Also kann eigentlich nichts schiefgehen. Eigentlich. Denn mit ihrer Mischung hat S.C. Ransom nicht ganz ins Schwarze getroffen. Das aber nicht etwa, weil die Idee als solche nicht funktionieren könnte, sondern weil sich die Story, je weiter sie fortschreitet, von ihrer Art her zu verändern beginnt. Die humorvolle Note macht einer düsteren Niedergeschlagenheit Platz, was zwar zum Grundthema des Romans nicht ganz unpassend ist, aber dem erfrischenden Erzählstil zu Beginn des Buches zuwider läuft. Es ist aber genau diese humorvolle Note und das noch nicht durchschaubare Geheimnis, die "Nur ein Hauch von Dir" zunächst faszinierend und dann zu einem Pageturner machen.
Je mehr Alex von der wirren Welt, in der Callum gefangen ist, erfährt, desto flacher wird die Geschichte für die Leserinnen und Lesern. Das Funkeln zwischen Alex und Callum, das zunächst für etliche Verwirrung gesorgt hat, verschwindet und macht dem etwas banalen Wunsch der beiden Platz, eine Lösung für die in ihren trüben Empfindungen gefangenen Seelen zu finden. Allzu schnell wird den Lesern dabei klar, dass der Fluss, der nahe jener Stelle in die Themse fließt, an der Alex den Armreif gefunden hat, eine Rolle im Ganzen spielt. Natürlich wird da der Wunsch wach, zu ergründen, was es mit diesem Fluss auf sich hat. Die Suche nach dem Hintergrund wird aber nicht in der Konsequenz umgesetzt, die man sich wünschen möchte. So bleibt die Geschichte seltsam unstrukturiert und wirkt vorübergehend auch da und dort unlogisch. Man muss immer wieder zurückblättern, um sich zu vergewissern, dass man nicht gedanklich an einer entscheidenden Stelle falsch abgebogen ist.
FAZIT
"Nur ein Hauch von Dir" folgt einem interessanten Ansatz und bietet zunächst auch eine höchst amüsante Lektüre. Leider vermag es die Autorin nicht, ihren Stil bis zum Schluss beizubehalten, weshalb die Story je länger je mehr an Tiefe verliert und bis zum Schluss in recht seichtem Gewässer dümpelt. Der Roman hat – vor allem jungen Leserinnen – durchaus etwas zu bieten, doch leider wurde viel vom Potenzial, das in der Geschichte steckt, verschenkt. So sollte man nicht mit zu hohen Erwartungen an den Roman herangehen. Für ein paar nette Lesestunden ist er aber auf jeden Fall gut.
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