Die Geheimnisse der Tinkerfarm

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Die Hexe, der Killer und die Drachen – und mittendrin unser Geschwisterpaar"

Fast ein Jahr ist es bereits her, dass Tyler und seine Schwester Lucinda die Tinkerfarm gerettet haben. Der dunkle Plan, ein Drachenei – ja, es gibt Drachen und Einhörner auch - zu entführen, wurde vereitelt, mittlerweile ist aus dem Ei gar eine Jungdrachin geschlüpft, und eigentlich könnten unsere beiden ihre Sommerferien genießen, wenn nicht das Schicksal in Form des Autorenehepaars etwas dagegen einzuwenden hätte.

Kaum sind unsere beiden auf der Farm angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Ihr Onkel Gideon, der ihnen eigentlich die Farm vermachen wollte, verschwindet urplötzlich spurlos, die Hexe Mrs. Needle tut betont unwissend, dabei ist unseren Helden klar, dass nur sie etwas mit dem Verschwinden ihres Onkels zu tun haben kann. Colin Needle macht sich auf die Suche nach dem Kontinuaskop, mit dessen Hilfe ein gefahrloses Reisen durch die Verwerfungsspalte möglich ist, und dann taucht auch noch ein alter Feind ihres Onkels auf: ein Mann in schwarzem Trenchcoat, Stiefeln und Cowboyhut, ein Mann, der als gefährlichster Feind Gideons gilt …

Spannung mit Tiefgang

Anders als die Fantasy-Romane Tad Williams wenden sich die mit seiner Ehefrau verfassten Bände um die Tinkerfarm an eine jüngere Leserschicht. Sprachlich ein wenig einfacher gestrickt, dabei aber immer noch in einer sehr gelungenen Übersetzung flüssig und spannend lesbar, wartet erneut ein faszinierendes Abenteuer auf die Leseratten.

Stand im ersten Teil noch der phantastische Ort der Farm mit seinen mystischen Geschöpfen, aber auch den aus allen Zeiten und Orten geretteten Menschen im Zentrum der Aufmerksamkeit, so geht es nun mehr um bislang unbekannte Geheimnisse. Was treibt die Menschen an? Wie sind die Personen, allen voran die Hexe Mrs Needle und ihr Sohn Colin, einzuschätzen? Und was will der mysteriöse Sklavenhalter und Gunslinger von Onkel Gideon? Fragen, auf die die Autoren überraschende Antworten geben, die ihnen aber auch dazu dienen, sich mit grundlegenderen Themen auseinanderzusetzen. Es geht um die Beurteilung von Menschen, dass man sie, bevor man sich ein Urteil erlaubt, besser kennen und verstehen lernen sollte. Es geht darum, Charaktere glaubwürdig aufzubauen und diese dann folgerichtig agieren zu lassen. Die Entwicklung der Personen nimmt, wenn auch geschickt in das spannende Abenteuer verpackt und versteckt, darum breiten Raum ein. Das ist versiert erzählt, fasziniert mit jeder Menge unvorhersehbarer Wendungen und unterhält spannend und kurzweilig ohne eine gewisse Tiefe zu vernachlässigen.