Ein Blick zu viel

  • Planet Girl, 2011, Originalausgabe
Ein Blick zu viel
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Paul Rokitansky, ein gefragter Detektiv, ist anfangs wenig begeistert, als er von einem reichen und einflussreichen Wiener Industriellen den Auftrag bekommt, dessen vermisste Tochter Penolope zu suchen. Eigentlich ist es ein Routinefall für den erfahrenen Detektiv. Doch dann steht plötzlich ein junges Mädchen vor seiner Tür, das behauptet, seine Tochter zu sein. Soll dieser nicht auf den Mund gefallene Teenager wirklich seine Tochter sein? Das "Ergebnis" eines schon lange vergessenen One-Night-Stands? Nun, wer auch immer die Unbekannte ist, sie ist definitiv in Schwierigkeiten und braucht Pauls Hilfe. Denn irgendjemand hat es auf ihr Leben abgesehen. Vater und Tochter versuchen, sich so gut es geht auf die neue Situation einzustellen, und Paula entpuppt sich für Paul letztendlich als große Hilfe bei der Suche nach der vermissten Penelope.

Doch wer hat es auf Paula abgesehen, und warum trachtet ihr jemand nach dem Leben? Und welche Rolle spielt Daniel - Paulas Mitschüler, in den sie sich verliebt -  in diesem Spiel?

Eine Geschichte, die Spannung verspricht, und "Thriller" steht auch unübersehbar auf dem Cover dieses Buches. Doch nicht überall, wo "Thriller" draufsteht, ist auch "Thriller" drin. Letztendlich wird es darauf ankommen, was jeder einzelne Leser unter einem "Thriller" versteht. Eine rasante actiongeladene Story, die einen in den Bann schlägt, so dass man atemlos vor Spannung wie gebannt auf der Stuhlkante hockt und vor Aufregung an den Nägeln kaut, darf man hier allerdings nicht erwarten. In diesem Roman steckt in erster Linie eine nette, entspannt zu lesende, unblutige und relativ gewaltfreie Geschichte, die auch ihre lustigen Momente hat und dem Leser ganz sicher das eine oder andere Schmunzeln entlocken wird.   

Leider bleiben die Charaktere in diesem Buch erstaunlich flach. Das Verhältnis zwischen Paul und seiner plötzlich in sein Leben geplatzten Tochter, das vorsichtige Herantasten und Aufeinanderzugehen der beiden, Pauls Nachforschungen in Bezug auf Paulas Identität - all das nimmt so viel Raum in der Geschichte ein, dass der eigentliche Fall - nämlich das Verschwinden von Penelope - ziemlich ins Hintertreffen gerät. Fast hat man den Eindruck, dass dieser Handlungsstrang der Autorin lediglich als Füllmaterial dient. Die Wortgefechte, die sich Vater und Tochter liefern, sind auf ihre Art witzig und sorgen für so manchen Lacher. Richtige Spannung kommt in der Geschichte allerdings kaum auf und wenn, wird sie von der Autorin oft durch Nebensächlichkeiten wieder zunichte gemacht. Der ganzen Geschichte fehlt es an Substanz, alles wirkt oberflächlich, und es bleibt am Ende wenig haften, sobald man das Buch beendet hat.     

Die Handlung ist recht einfach gestrickt und sie fordert ihre Leser nicht. Die Story ist wenig durchdacht und teilweise reichlich konstruiert,  die Auflösung am Ende einfallslos und unbefriedigend. Die Anschläge auf Paula sind eigentlich überflüssig und überfrachten die Geschichte nur und ihre Auflösung ist auch hier mehr als dürftig. Auch hätte der Geschichte etwas mehr Wiener Lokalkolorit ganz gut getan. 

Die Sprache ist relativ schlicht gehalten und die Bemühungen der Autorin, einen "jugendlichen Ton" zu treffen und die Sprache der Teenager zu imitieren,  sind leider manchmal etwas unglücklich. Die häufige Einflechtung englischsprachiger Sätze und Songtexte wirkt oft deplatziert, gute Englischkenntnisse werden beim Leser als selbstverständlich vorausgesetzt.

Das Buch ist der Auftakt zu einer Serie, und man kann nur hoffen, dass sich die Folgebände erheblich steigern und nicht nur an Tempo, sondern auch an Raffinesse zulegen, denn Paul und Paula sind zwei sympathische Charaktere, in denen noch viel Potenzial steckt.

FAZIT

Ein Roman für Leser, die einen gemütlichen Wohlfühlkrimi, bei dem man nicht groß mitdenken muss, einem beinharten Thriller vorziehen. Eine nette und unterhaltsame Detektivgeschichte mit zwei sympathischen Protagonisten, die auch mit Humor nicht geizt. Ein Buch, das sich schnell weglesen lässt und damit das ideale Lesefutter für einen verregneten Sonntagnachmittag ist.  

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