Abiball

  • Planet Girl, 2011, Originalausgabe
Abiball
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Rita Dell'Agnese
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2011

Zickenkrieg und manche Überraschung

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Zickenkrieg und manche Überraschung"

Endlich: Sara hat das Abi in der Tasche und will das beim Abiball so richtig feiern. Wenn da nicht die beiden Oberzicken Desi und Wibke wären, die Sara den Abend so richtig vergällen möchten. Und wenn nicht ausgerechnet an diesem Abend Saras Freund Lasse arbeiten müsste. Da sind zwar noch die Zwillinge Vroni und Vicky, Saras beste Freundinnen, doch die beiden haben an diesem Abend mit sich selbst zu tun. Und außerdem tauchen wie Gespenster die Erinnerungen an die letzten Jahre auf. Im Fall von Rick sogar leibhaftig. Sara muss sich mit mancher Wahrheit auseinandersetzen und erkennt, dass vieles nicht so ist, wie sie gemeint hatte, es sei.

Wer selbst den Abiball noch nicht erlebt hat, kann hier mal eine Nase voll Abschluss-Ball-Luft nehmen. Gwyneth Minte nimmt die Leserinnen – denn an solche richtet sich das Buch eindeutig – als "heimliche" Beobachterinnen mit auf den Ball. Und zeigt ihnen ein durchaus realistisches Bild von der Party, mit der die jungen Leute feiern, dass sie die Schule hinter sich lassen können. Der Alkohol fließt reichlich. So ist es nicht verwunderlich, dass mitten im Glückstaumel, das Abi geschafft zu haben, und der Wehmut, von den Freunden Abschied nehmen zu müssen, um irgendwo einen neuen Lebensweg zu gehen, Wahrheiten zutage treten, die man vorher vorsichtig vor der Welt und vor sich selbst verborgen hat. Auch Sara erlebt an diesem Abend so manche Situation, die sie gedanklich in weit zurückliegende Situationen hineinkatapultiert. Dadurch wird es den Leserinnen möglich, das Leben der Protagonistin zurück zu verfolgen und zu verstehen, wieso sich die einst besten Freundinnen Sara und Desi heute als erbitterte Feindinnen gegenüber stehen. Im Laufe des Abends offenbaren sich versteckte Gefühle, obsessive Liebe und abgrundtiefe Verachtung.

Mit Sara hat die Autorin Gwyneth Minte eine überzeugende Protagonistin gewählt. Sie ist weder die Schönste noch die Beste. Sie war vorlaut, hat einige – wenn auch nicht immer gerechtfertigte – Strafen kassiert und sich nicht immer so richtig für die Schule interessiert. Bis fast zum Schluss zeigt Sara eine überraschende Reife und ist die Verkörperung jenes Bildes, das man sich gemeinhin von einer intelligenten jungen Frau macht. Dass der Abiball für Sara dann ganz anders endet als gedacht, ist die einzige Überraschung, die ein wenig Stirnrunzeln hervor ruft. Da will das Verhalten der jungen Frau nämlich nicht mehr so richtig zu dem passen, was vorher alles passiert ist.

Witzig, scharfzüngig und mit einem Schuss Romantik geht die Autorin bei "Abiball" ans Werk. Es ist die richtige Lektüre für junge Mädchen, die davon träumen, ihren Schulabschluss feiern und in ein neues Leben starten zu können. Durch die Rückblenden in frühere Situationen in Saras Leben bekommt die Geschichte etwas mehr Tiefe, als es der Ballabend alleine fertig bringen würde. Zudem wird so manche Situation dadurch aufgeklärt. Hat man die letzte Zeile gelesen und das Buch geschlossen, so ist es fast, als wäre man selbst ein Teil der fröhlichen Gesellschaft, die an diesem Abend in der alten Schlachterei gefeiert hat. Und doch ist man wohl ganz froh, nicht in der Haut der jungen Menschen zu stecken, die man über 237 Seiten begleitet hat.

FAZIT

"Abiball" verspricht gelungene und erfrischende Lesemomente. Zwar bleibt die Geschichte meist an der Oberfläche, doch unterhaltend ist der Zickenkrieg, der sich am Ball abspielt, allemal. Selbst wer kein Abitur macht, wird sich in der einen oder anderen Figur wieder erkennen. So werden hier zwar keine tiefschürfenden Probleme behandelt, doch es ist ein Blick in eine Welt, wie sie Tausende von jungen Menschen zum Abschluss ihrer Schulzeit erleben.

Abiball

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