Edwards Augen

  • Hanser
  • Erschienen: Januar 2010
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  • Hanser, 2008, Titel: 'Edward´s Eyes', Originalausgabe
Edwards Augen
Edwards Augen
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Corinna Abbassi-Götte
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonSep 2010

sensibel, feinfühlig, erschütternd

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "sensibel, feinfühlig, erschütternd"

Der 8jährige Edward lebt mit seiner Familie am Meer. Er ist der Sonnenschein der recht großen Familie, doch die intensivste Beziehung hat er zu seinem zwei Jahre älteren Bruder Jake.
Er liebt das Leben und das Leben liebt ihn.
Seine lebensfrohe Art bringt alle zum Lächeln, seine Freude an allem und seine Neugier auf das Leben überträgt sich auf die anderen und zieht jeden in seinen Bann.
Er spielt gern Baseball, ist sogar richtig talentiert darin, doch es geht ihm natürlich nicht ums Gewinnen, sondern um den Spaß am Spiel.
Edward ist ein glückliches Kind und ohne Zweifel etwas Besonderes. Sein auffälligstes Merkmal sind neben seiner stets positiven und lebenbejahenden Art seine blau gesprenkelten Augen.

Als Edward eine kleine Schwester bekommt, ist er begeistert und baut sofort eine enge Bindung zur ihr auf. Eines Tages fährt er vor dem Essen schnell noch einmal in die Stadt, um der kleinen Sabine ein besonderes Geschenk zu besorgen.
Die Zeit vergeht, und Edward kehrt nicht zurück.
Als schließlich ein Polizeiauto vor dem Haus hält, ist klar, dass etwas Furchtbares geschehen ist.

Dieses kleine Büchlein aus der Feder von Patricia MacLachlan ist ohne Zweifel etwas Besonderes. In kurzen Schlaglichtern erzählt die Autorin aus Edwards Leben und von seiner Familie, so dass sich schnell ein komplexes Bild eröffnet. Der außergewöhnlich harmonischen Atmosphäre kann man sich beim Lesen kaum entziehen, und stillvergnügt wächst die Freude über Edward und dass es durchaus noch etwas zu geben scheint, das einer heilen Kindheit nahe kommt.
Doch nicht nur der Klappentext deutet darauf hin, dass ein großes Unglück bevorsteht. Die Beschreibung von Edwards Situation und seine neugierige, lebensfrohe Einstellung sind fast schon zu schön, um wahr zu sein. So ist es keine große Überraschung, als Edward nicht zurückkehrt und die Polizei mit furchtbaren Nachrichten vor der Tür steht.

Danach ist nichts mehr wie zuvor. Für die Familie und ganz besonders für Jake ist es schwer, an das tragische Ereignis anzuknüpfen, und so gut wie unmöglich, das Glück wiederzufinden.

Grob gesagt kann man das Buch daher in zwei Teile teilen. Der erste Teil entfaltet auf eindrückliche Weise das Bild einer wunderbaren Kindheit, wodurch der zweite Teil, also das Zerbrechen genau dieser Harmonie, umso tragischer erscheint.

Im Vergleich ist der erste Teil jedoch ein wenig lang geraten. Trotz atmosphärischer Beschreibung schlich sich an einigen Stellen doch ein wenig Langeweile ein.
Und auch im zweiten Teil gibt es ein paar Kritikpunkte. Edwards Schicksal treibt einem zwar die Tränen in die Augen, und das komplette Mitgefühl des Lesers richtet sich auf Jake, doch insgesamt findet die Familie ein wenig zu schnell ihren Frohsinn wieder.

Leider driftet die Geschichte zum Ende hin ein wenig ins Klischee ab. Zwar spricht Patricia MacLachlan ein überaus wichtiges Thema an, doch das Ergebnis, zu dem die Familie gerade durch diese Thematik kommt, vernichtet in gewisser Weise die bis dahin einfühlsame und bewegende Atmosphäre des Buches.

Doch trotzdem beweist die Autorin wieder einmal, dass sie sich nicht davor scheut, dem Leser eine außergewöhnliche Geschichte in eindringlichem Schreibstil nahezubringen.
Für Leser, die nicht so sehr auf actionreiche Handlung aus sind, sondern eher Wert auf Tiefe und wunderschönen Schreibstil legen, ist dieses Buch bestens geeignet.

FAZIT

Patricia MacLachlans kleines Büchlein über den 8jährigen Edward erfreut und erschüttert gleichermaßen. Feinfühlig zeigt die Autorin nicht nur, wie tragisch es ist, wenn ein kleiner, lebensliebender Junge verunglückt, sondern ebenso, was mit seiner Familie geschieht und wie eine heile Welt vorübergehend zerbricht.

Edwards Augen

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