Diebe!

Wahre Liebe fragt nicht nach dem Warum

Ever hat ihre wahre Liebe gefunden. Jetzt ist sie endlich glücklich, denn Damen bleibt für immer bei ihr. So lange hat er sie gesucht, nun kann sie nichts mehr trennen. Ihre Liebe ist unsterblich wie sie selbst. Doch plötzlich droht sich alles zu verändern. Damen wird von einer mysteriösen Krankheit erfasst, die ihn völlig verändert. Seine Kräfte schwinden zusehends, und sein Verhalten wird für Ever immer unerklärlicher. Er scheint sie gar nicht mehr wahrzunehmen und sich von ihr abzuwenden. Aber was kann sie tun, um ihn zu retten? In ihrer Not bricht sie auf in das geheimnisvolle Sommerland, um eine Antwort zu finden, und wird dort vor die schwerste Entscheidung ihres Lebens gestellt.

Diebe!
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Ina Penkert
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonApr 2010

Mit klopfendem Herzen durch heiße Straßen

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Mit klopfendem Herzen durch heiße Straßen"

Diebe!, das sind Baz und Demi. Im Slum einer südamerikanischen Großstadt, dem Barrio, leben sie mit einigen anderen Kindern bei Fay, die sie zu geschickten Taschendieben ausbildet. Beide fühlen sich trotz der miserablen Lebensumstände im Barrio und der Lebensgefahr, in die sie sich tagtäglich auf ihren Raubzügen begeben, in ihrer kleinen "Familie" geborgen. Sie sind gute Diebe – vielleicht die besten der Stadt, und obwohl sie ständig vor Augen haben, wie skrupellos und grausam die Polizei mit Kindern wie ihnen umgeht, lieben sie ihren Job. Zunächst bemerkt nur die feinfühlige Baz, dass sich ihr Leben verändert. Wo Fay früher wie eine große Schwester zu ihr und ihrem Freund gewesen war, ist sie heute kühl und zunehmend auf ihren eigenen Vorteil und ihre Sicherheit bedacht. Als Baz herausfindet, dass Fay Kinder, die sie für ein Sicherheitsrisiko hält, an Señor Moro, den großen Boss des Barrios ausliefert, damit sie auf einer Müllhalde Zwangsarbeit für ihn verrichten, erkennt sie, dass auch sie und Demi ihr nicht vertrauen können. Doch während sie noch Pläne schmiedet, überschlagen sich die Ereignisse: Ein mysteriöser junger Mann taucht auf, der vorgibt, Fays leiblicher Sohn zu sein, den sie vor vielen Jahren weggegeben hat. Er überredet die Bande zu einem gefährlichen Raubzug: ein Einbruch in das Haus des Polizeicaptains, bei dem Demi angeschossen und verhaftet wird. Es beginnt für Baz der verzweifelte Kampf um das Leben und die Freiheit ihres besten Freundes und einzigen Vertrauten. Je weiter sie dafür geht umso klarer wird ihr, dass ihr Leben, wie sie es bisher gelebt hat, ein für allemal vorüber ist.

Durch seine geschickte Kombinationsgabe hat es Will Gatti in diesem Buch geschafft, einem erschreckenden und ernsten Thema etwas von der Leichtigkeit des Lebens zweier Kinder zu geben. Dank der durch kluge Ernsthaftigkeit und Lebensfreude gekennzeichneten Persönlichkeit von Baz erhält man als Leser Einblicke in das chaotische, von Gewalt und Gefahr geprägte Leben der Straßenkinder, erfährt aber auch, wie diese Kinder es verstehen, ihr Leben zu lieben. Der Kampf, den Baz kämpft, ist also keineswegs sinn- oder aussichtslos.

Gatti erzählt eine Geschichte, die nicht in einer einzelnen actionreichen Spannungskurve ihren Höhepunkt findet, sondern den Leser so lange durch gut verteilte Spannungspunkte reißt, bis er zum Schluss mit klopfendem Herzen die Auflösung seiner erwartungsvollen Anspannung herbeisehnt: Geht es gut aus für Baz und Demi?
Dadurch, dass der Autor ausschließlich aus Baz’ Sicht erzählt, hat der Leser nicht die entfernteste Ahnung, was als Nächstes passieren könnte. Es werden keinerlei Hintergrundinformationen gegeben, die Baz unbekannt sind. Dies verstärkt den Eindruck, man selbst stecke in ihrer Haut.

Der Schluss des Buches fügt sich wie ein letztes Puzzleteil in die Geschichte. Als eindeutiges Happy End kann man ihn wohl nicht bezeichnen; dennoch erlöst er den Leser aus seiner Anspannung und lässt ihn das Buch beruhigt aber auch nachdenklich aus der Hand legen – was vorher im Übrigen nur unter großer Selbstbeherrschung möglich ist.

Diebe! hat mich eingesaugt und nur höchst widerwillig wieder ausgespuckt. Es hat mich in Baz’ Leben eintauchen lassen, so dass ich als Leser aufgrund der erschreckenden Lebensumstände nicht vorrangig in Hoffnungslosigkeit versunken bin, sondern dieses Leben sehen konnte, wie es für Baz und Demi ist: es ist wie es ist – und es ist lebenswert. Und gefährlich.

FAZIT

Ich war misstrauisch, ich war angespannt, hatte Angst, habe mich gefreut, getrauert, bin barfuß und mit klopfendem Herzen durch die heißen Straßen einer südamerikanischen Großstadt vor der Polizei geflohen – dieses Buch ist anstrengend, aber höchst empfehlenswert!

Diebe!

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