No Cure for Love

  • Loomlight
  • Erschienen: Juli 2025
  • 0

Broschur, 480 Seiten

ISBN: 9783522900096

No Cure for Love
No Cure for Love
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Sabine Bongenberg
6101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2025

Spannender Klinikalltag - steife Liebesgeschichte

Die 24jährige Ellen Pahlke hat eine aufregende Zeit vor sich: Sie wird an der Uniklinik Jena ein eigenes Forschungsprojekt betreuen. Nach Abschluss ihres Medizinstudiums kann sie damit nicht nur den Kranken helfen, die hilfesuchend vor ihr stehen, nein, ihre Forschungsergebnisse werden der Menschheit möglicherweise weltweit zugutekommen. Dumm nur, dass ihr Vertrag in der Uniklinik erst in sechs Monaten greift und sie die Zwischenzeit in dem kleinen Krankenhaus St. Elias überbrücken muss. Ellen fühlt sich schon ein wenig, wie ein großer Fisch in einem kleinen Tümpel. Immerhin, die Kollegen sind ganz nett, die Arbeit im Klinikalltag geht ihr nach ein paar Holplern auch ganz gut von der Hand und insbesondere der junge Assistenzarzt Timo scheint es zu seiner besonderen Aufgabe gemacht zu haben, Ellen in allem, was sie tut, zu begleiten und zu unterstützen. Ehrlich gesagt - das nervt sie irgendwo schon, denn als selbstbestimmte Frau im Beruf kann sie genauso gut ihre eigenen Entscheidungen treffen und ganz bestimmt ihr eigenes Ding fahren. Dennoch - Timo lässt in seinen Bemühungen nicht locker und langsam beginnt Ellen Vertrauen in ihn zu fassen und seine Hilfe zuzulassen. Schließlich ist er nur ein Kollege, der von einer großen Familie träumt. Sie dagegen will nichts anderes als beruflich weiterkommen. Das war schon immer ihr Wunsch. Ganz bestimmt war das immer ihr Wunsch. Oder etwa doch nicht?

Schöne Aufmachung - viel Fachchinesisch

Anna Hensels Roman besticht als Allererstes durch seine unglaublich schöne Aufmachung. Im hübschen Blümchendesign deutet ein stilisierter menschlicher Torso die medizinische Richtung an (und erinnert ein wenig an die Aufmachung zu dem großartigen Roman "Drei Schritte zu dir") und das schöne Muster setzt sich auch in der farbigen Gestaltung des Buchschnitts fort. Hier hat sich der Verlag Loomlight Gedanken gemacht!  Die Autorin Anna Hensel kann als Ärztin tatsächlich auf einen medizinischen Hintergrund zurückblicken und so ist es nicht überraschend, dass alles, was mit Medizin zu tun hat, in diesem Buch detailliert und mit vielen Fachbegriffen beschrieben wird. Für meinen Geschmack war das aber sehr viel Fachjargon, der sich dem Laien nicht unbedingt einfach erschließen mag. Das haben Verlag und Autorin aber auch vorausgesehen und so findet sich am Ende des Buches ein sechsseitiges Glossar, das möglicherweise überforderten Leser*innen weiterhilft. Allerdings - so frage ich mich bei der Lektüre - wäre es nicht vielleicht von Anfang an ein wenig einfacher machbar gewesen?

Neben der ganzen Medizin und dem Klinikalltag mit all seinen großen und kleinen Freuden und Tücken entspinnt sich - natürlich - die Liebesgeschichte zwischen der erfolgsorientierten Ellen und dem bodenständigen Timo. Es ist das gute alte Thema von "Opposites attract", die von Ellen als Ich-Erzählerin geschildert wird. Naturgemäß erfährt der/die Leser*in sehr viel von der Heldin. Timo bleibt dagegen ein wenig blass. Beide finden sich in einem ständigen Auf und Ab ihrer Beziehung.  Davon wird Einiges schön und einfach erzählt - anderes wird dagegen unnötig lange thematisiert.

"Das ist Herr Bruckner. Ein ärztlicher Kollege unserer Tochter."

Was mich an dem Roman regelmäßig irritierte, war die gestelzte Sprache, die Hensels Protagonisten gerne an den Tag legen. Möglicherweise mag ich im akademischen Umgang nicht so wirklich bewandert sein, aber ich würde doch schon denken, dass ein "Herr Professor Doktor", der den Begleiter seiner Tochter im eigenen Haus kennenlernt, kaum auf die korrekte akademische Ansprache besteht. Richtig natürlich schien mir die Heldin Ellen ehrlich gesagt am ehesten im Umgang mit ihrem alten Plüschtier, der Robbe "Heuli".

Auch die Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz zu überzeugen. Die verliebte Ellen stellt im Verlauf des Romans ihr ganzes Zukunftsbild auf den Prüfstand. Von der rein karrierebewussten Frau entwickelt sie sich zu der Romantikerin, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit zitternd an die breite Brust des Geliebten sinkt. Timo dagegen bleibt von Anfang bis Ende statisch derselbe. Mir war dann auch nicht klar, wie die Geschichte denn dann letztendlich funktionieren sollte. Sollte allein die Heldin ihre bisherigen Prinzipien über Bord werden, damit die romantischen Träume von der gemeinsamen Zukunft wahr werden wollen?

Ein Wort möchte ich dann auch noch zum dramatischen Showdown des Romans sagen. So genau Hensel über den Klinikalltag berichtet, so wenig scheint sie von anderen Berufsgruppen zu wissen. Dank der rachsüchtigen Tochter einer ehemaligen Patientin durchlebt Ellen ein bedrohliches Szenario, das allerdings wohl kaum der Realität entsprechen dürfte. So sehr der Beruf der Mediziner*innen gelobt werden mag - ein bisschen Verständnis und Wissen hätte ich mir hier auch für andere Berufe gewünscht. Es passt dann aber natürlich, dass die Situation nur wieder durch den heldenhaften, männlichen Einsatz bereinigt werden kann.

Fazit

Anna Hensel erzählt eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Klinikalltags. Wer sich mit den guten Beschreibungen der Abläufe im Krankenhaus zufrieden ist, gibt sicher die volle Punktzahl. Diejenigen, die aber auch eine gute erzählte Liebegeschichte erwartet hatten, stellen möglicherweise eine andere Diagnose.

No Cure for Love

Anna Hensel, Loomlight

No Cure for Love

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