Der Junge, der auf ein Haus stieg

Hardcover, 112 Seiten

ISBN: 9783407752833

Der Junge, der auf ein Haus stieg
Der Junge, der auf ein Haus stieg
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Sabine Bongenberg
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2025

Eine tolle Geschichte über das Erwachsenwerden

Es gibt bestimmt viele Leute, die meinen, dass Viktor so richtig Glück mit seinem Vater hatte. Mit dem ist es nämlich nie langweilig. Alles, was gefährlich ist, findet er spannend. Aber leider kann Viktor da irgendwie nicht so mithalten: Beim Bungeespringen musste er kotzen, beim Skifahren fuhr er gegen eine Tanne und beim Bouldern brach er sich den Arm. Sicher war es keine große Überraschung, dass Viktors Mama irgendwann die Nase voll hatte. Sie trennte sich und beantragte auch noch das alleinige Sorgerecht für ihren Sohn, damit Viktors Vater überhaupt keine Möglichkeit mehr hatte, mit ihm gefährliche Abenteuer zu erleben. Als dann noch ein Kontaktverbot dazukam, hörte der Junge gar nichts mehr von seinem Vater. Das Letzte, was er von ihm wusste, war, dass er in der Schweiz lebte und da Viktor mit seiner Mutter zu ihrer Schwester Tante Pia nach Berlin gezogen ist, kann man da nicht einfach so vorbeispazieren und "Guten Tag" sagen. Jetzt aber hat sich der Vater endlich wieder gemeldet. Er wohnt jetzt auch in Berlin und nach der ganzen langen Zeit kann ihn der Junge endlich besuchen. Aber da gehen jetzt die Probleme los, denn wer Papa sprechen will, der darf wohl immer noch keine Höhenangst haben...

Einer will Abenteuer, eine Sicherheit - und was will Viktor?

Der Berliner Autor Salah Naoura erzählt in seinem kleinen Büchlein auf rund 110 Seiten die Geschichte von Viktor, der zwischen seinen Eltern hin und hergerissen wird. Alle haben irgendwie feste Vorstellungen, wie sein Leben aussehen sollte. Da ist seine Mutter, die sich Ruhe und Frieden wünscht und nur dann meint, ruhig schlafen zu können, wenn sie weiß, dass Viktor nebenan im Bett liegt. Da ist auf der anderen Seite sein Vater, der sich seine Kicks aus vielen waghalsigen Sportarten holt und der es gerne sehen würde, wenn der Sohn genauso wagemutig wäre. Beide können - oder wollen - nicht erkennen, dass Viktor eine eigene Persönlichkeit ist und manchmal das eine oder manchmal auch das andere gut findet und so zwischen ihren Wünschen aufgerieben wird.

Bei einem Besuch bei seinem Vater, den er nach vier Jahren endlich wiedersehen kann - und bei dem natürlich alles ganz fürchterlich in die Hose geht - lernt Viktor endlich einmal das zu machen, was er eigentlich will. Er muss sich selbst und seine Höhenangst überwinden und lernt bei seiner Reise über ein Baugerüst sogar noch andere Kinder kennen. Dabei schlüpft er in verschiedene Rollen. Gegenüber einem kleinen Jungen, dem er eine Geschichte erzählt, wird er zum großen Bruder. Mit dem gleichaltrigen Mädchen Nasrin probt er für das Stück "Romeo und Julia" und dass dabei sogar ein Kuss ausgetauscht werden muss, findet er nach fünf Versuchen eigentlich gar nicht so schlecht.

Muss ich das sagen, was der Klassenboss vorgibt?

Viktor nimmt die Leser*innen mit auf eine tolle Reise - auch wenn die nur ein paar nächtliche Stunden dauert und über ein großes Hausgerüst geht. Mir gefiel dazu auch besonders gut, dass Viktor auch über seine Freunde und sein Leben in der Schule erzählt. Hier ist natürlich auch nicht immer alles ganz einfach und es wäre wesentlich problemloser mit dem großen Strom mitzuschwimmen und das nachzuplappern, was der große Klassenboss vorsagt. Aber auch hier erfahren wir vieles Nachdenkenswertes über Freundschaft und nicht zuletzt auch über die Frage der geflüchteten Menschen.

Fazit

Viktor, der Junge, der auf ein Haus stieg, hat in einer Nacht eine gewaltige Entwicklung erlebt. Er erzählt uns von dieser kleinen - großartigen - Reise und macht ganz bestimmt vielen Lesern und Leserinnen Mut ihren eigenen Weg zu finden. (Auch wenn er vielleicht nicht unbedingt auf ein Gerüst führen muss.)
 

Der Junge, der auf ein Haus stieg

Salah Naoura, Beltz & Gelberg

Der Junge, der auf ein Haus stieg

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