Seven Ways to Tell a Lie

  • Planet!
  • Erschienen: Februar 2025
  • 0

Broschur, 368 Seiten

ISBN: 9783522508452

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Sabine Bongenberg
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonAug 2025

Ein wichtiges Thema - aber zu viele Nebenschauplätze

Jonah Griffin kann es kaum glauben, wie realistisch das Video, das gerade in seiner Heimatstadt Wane viral geht, gemacht ist. In allen bestürzenden Einzelheiten ist dort zu sehen, wie ein Bus auf einen Abgrund zurast und wie Jonah und die übrigen Passagiere ihre allerletzten Sekunden auf dieser Welt erleben. Das Fahrzeug stürzt in einen Abgrund, es gibt eine gewaltige Explosion - aber das Sondereinsatzkommando der Polizei wird hier niemals ermitteln und die Feuerwehr wird niemals zum Unfallort rasen. Bei dem Video handelt es sich um ein Deep-Fake, bei dem die Handlungen von vorne bis hinten erstunken und erlogen sind, auch wenn sie täuschend echt wirken. Aber wer könnte ein solches grausiges Werk erzeugen? Jonah muss alsbald erkennen, dass sich die immer weiter auftauchenden Fakes auf seinen alten Freundeskreis beziehen und nicht nur phantastische Inhalte haben, sondern auch die hässlichen, kleinen, gut gehüteten Geheimnisse einer breiten Öffentlichkeit offenbaren. Aber wer macht so etwas? Um dieses Geheimnis zu lüften, muss sich Jonah alte Clique von sieben Jugendlichen wieder zusammenfinden. Gemeinsam lässt sich doch vieles besser lösen - aber auch vereint stellen sie fest, dass der Urheber der Videos keinerlei Interesse daran hat, dass seine Urheberschaft auffliegt.

Wenn das ans Licht gezerrt wird, was gut verborgen sein soll

Colin Hadler erzählt in seinem neuesten Roman von Jonah, Victor, Laurin, Jessica, Samuel, Ruby und Enya, die sich einst unschlagbar fühlten, bis ihre Gemeinschaft zerbrach. Jetzt allerdings müssen sie sich wieder zusammenraufen, um den Urheber gefälschter Videos dingfest zu machen. Jonah tritt hier als Ich-Erzähler auf. Die Handlung wird aus seinen Augen gesehen und bald schon merkt der/die Leser*in, dass die angeblich heile Welt, die in der alten Clique oft und gerne beschworen wurde, doch gar nicht so heiter und einvernehmlich war. Mit immer neuen Deep-Fakes nimmt ein sich Unbekannter nach und nach einen jeden aus dem alten Freundeskreis vor und mittels der gefälschten Nachrichten werden schreckliche Geschichten, aber auch Geheimnisse offenbart, die jeder bisher ängstlich davor gehütet hat, an die Öffentlichkeit zu dringen.

Dennoch konnte sich bei mir der Grund für diese eigenartigen Videos und auch die Reaktionen darauf manchmal nicht so recht erschließen. Allein bei dem ersten Video, bei dem die Jugendlichen in einem auf einen Abgrund zurasenden Bus gezeigt wurden, stellten sich bei mir schon viele Fragen. Dazu gehörte als erstes schon, warum denn das Fahrzeug überhaupt außer Kontrolle geriet? Dann fragte ich mich auch, wieso ein solches Video überhaupt irgendwelchen Schaden anstellen kann. Denn wenn doch alle Protagonisten des kleinen Filmchens am nächsten Tag quietschfidel die Schule besuchen, dann dürfte doch jedem klar sein, dass hier etwas nicht stimmt.

Von reinen Fakes zu einer Entführung

Colin Hadler lässt in seinem Roman weitere Fakes auftauchen, die dann tatsächlich peinliche Wahrheiten enthüllen. Eingebettet sind die verschiedenen Filme in eine Handlung, die auch einen Kriminalfall beinhaltet, wird doch auch das Verschwinden von Jonahs bester Freundin Enya thematisiert. Sie ist seit Monaten unauffindbar und auch ihr unklares Schicksal wird alsbald mit den eigenartigen Videos verknüpft. Hier werden jedoch dann Szenarien kreiert, die so unglaublich wirken, dass die Handlung eher an ein Mission-Impossible-Drehbuch erinnert und für meinen Geschmack kaum noch etwas mit der grundsätzlich angedachten Realität zu tun hat.  Mich irritierte auch das Leben der beschriebenen Jugendlichen an sich. Alle scheinen noch bei ihren Familien zu leben, aber Eltern oder Geschwister tauchten allenfalls in kurzen Nebensätzen auf. Die grundsätzlich tolle Idee des Romans über die Gefahren der Künstlichen Intelligenz, die derzeit überall diskutiert wird und die möglicherweise das Leben von ganz normalen Jugendlichen berührt, ging damit für mich zu sehr unter.

Fazit

„Seven ways to tell a lie“ widmet sich dem Thema der Deep-Fakes und auch den Bedrohungen, die von der künstlichen Intelligenz ausgehen können. Leider biegt der Roman aber irgendwann auf eine Nebenfahrbahn mit zu phantastischen Elementen ab und keiner weiß mehr so richtig, wohin die Reise gehen soll.
 

Seven Ways to Tell a Lie

Colin Hadler, Planet!

Seven Ways to Tell a Lie

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