That's Not My Name

  • Carlsen
  • Erschienen: März 2025
  • 0

übersetzt von Stefanie Frida Lemke; Broschur, 379 Seiten

ISBN: 9783551585967

That's Not My Name
That's Not My Name
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Sabine Bongenberg
10101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJun 2025

Sorgt für schlaflose Nächte

Mary Boones kann sich an den eigentlichen Unfall nicht mehr erinnern. Sie erwachte frierend in einem tiefen Straßengraben, hatte fürchterliche Schmerzen und wusste nicht aus noch ein, bis sie zu guter Letzt von einem Polizeibeamten aufgegriffen wurde. Was mit ihr zu tun ist, weiß der jetzt auch nicht so recht, weigert sie sich doch standhaft in ein Krankenhaus zu gehen und sich einmal gründlich durchchecken zu lassen. Gottseidank erscheint wie auf Stichwort ihr Vater Wayne, der schon verzweifelt alles auf den Kopf gestellt hatte, um seine verschwundene Tochter wiederzufinden.

Natürlich wäre es jetzt ganz einfach, mit ihm zu gehen, würden Mary nicht nur die paar Gedächtnismeter vor dem Unfall fehlen. Tatsächlich kann sie sich aber an nichts erinnern. Ihr umsichtiger Vater hat allerdings schon an alle Papiere gedacht und kann beweisen, dass die beiden tatsächlich Vater und Tochter sind. Nachdem die Formalitäten endlich geregelt sind, fahren sie nach Hause. Irgendwie ist das aber schon komisch, dass sie derzeit in einer abgelegenen Jagdhütte wohnen - auch wenn das nur vorübergehend sein soll, wird doch ihr richtiges Zuhause renoviert. Aber obwohl die Papiere stimmen, obwohl sich ihr Vater liebevoll um sie kümmert - irgendetwas kommt Mary zunehmend eigenartig vor. Was ist wirklich in der Nacht passiert, als sie verletzt gefunden wurde? Was hat es mit den eigenartigen Bildern auf sich, die immer wieder in ihrer Erinnerung aufblitzen? Mary wird zunehmend unsicher.

In einer anderen Stadt, viele Kilometer von der Jagdhütte entfernt sucht der 16jährige Drew seine Freundin Lola, die vor Wochen spurlos verschwand.

Eine Zerreißprobe der armen Nerven

Wer mit dem Lesen dieses Buches beginnt, sollte gewarnt sein: Es beschert schlaflose Nächte!

In ihrem grandiosen Erstlingswerk lässt die amerikanische Autorin Megan Lally ihre beiden Helden Drew und Mary abschnittsweise als Ich-Erzähler*in auftreten. Da ist zuerst ein namenloses Mädchen, das sich später als Mary Boone entpuppt und das das Zusammenleben mit ihrem Vater zunehmend als seltsam empfindet. Der Teenager Drew ist dagegen von Anfang an klar gezeichnet. Er war bisher ein guter Schüler, Captain des Schwimmteams und von allen geachtet und geschätzt, bis seine Freundin Lola plötzlich verschwand. Jetzt ist jeder in der Schule, in der Nachbarschaft, bei der ermittelnden Polizei und vielleicht auch in der entfernteren Familie der Meinung, dass er dafür verantwortlich ist. Lally beschreibt, was ein solcher Verdacht in der Kleinstadt, wo jeder jeden kennt, anrichtet. Bewegend und glaubhaft erzählt sie, wie Drew außer der Ungewissheit über Lolas Schicksal auch noch die stummen - und manchmal lautstarken - Vorwürfe der Gemeinschaft und das Gefühl des Ausgegrenztseins zu ertragen hat.

Stimmt alles oder ein bisschen oder gar nichts?

Mit einem zunehmend unguten Gefühl verfolgt, der/die LeserIn, wie "Mary" langsam beginnt aus ihrer Erstarrung zu erwachen und wie sie beginnt, sich gegen die allgegenwärtige Kontrolle ihres Vaters zu wehren. Es gehört zu der großen Leistung des Romans, einerseits die Bemühungen Wayne Boones zu schildern, der seine Tochter sicherlich liebt - andererseits aber genauso Zweifel an seiner Person zu sähen.

Natürlich gibt es dazu auch parallel in Drews Leben eine Entwicklung. Als er endlich beginnt, sich gegenüber anderen zu öffnen, können auch für seine drängenden Probleme die ersten Schritte in Richtung einer Lösung unternommen werden. Im Hinblick auf die bisher misstrauische und feindlich eingestellte beste Freundin der verschwundenen Lola ging mir das zwar ein bisschen zu schnell, dennoch ist das kein Grund, einen Punkt abzuziehen.

Regelrecht sprachlos war ich von der Auflösung des Romans und auch wenn ich hier natürlich nichts verraten möchte, kann ich sicher sagen, dass ich schon lange nicht mehr ein so erfreuliches und gleichzeitig fürchterliches Ende gelesen haben. Meines Erachtens hätte dieser Roman mit seiner großen Spannung auch auf der Krimi-Couch besprochen werden können, würde er doch auch ganz bestimmt keinen Erwachsenen langweilen.

Fazit

Mary Boone - wer ist sie? Ist sie tatsächlich diejenige, wie ihr besorgter Vater behauptet? Oder versteckt sich hinter Mary ein entführtes Mädchen namens Lola, das von seinem Freund verzweifelt gesucht wird? Oder ist alles doch ganz anders und noch viel schlimmer?

That's Not My Name

Megan Lally, Carlsen

That's Not My Name

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