House of Marionne

  • LYX
  • Erschienen: Oktober 2024
  • 0

übersetzt von Anika Klüver; Hardcover, 480 Seiten

ISBN: 9783736323414

House of Marionne
House of Marionne
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Theresa Mürmann
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2025

Bei diesem Romantasy-Schmöker werden die Karten immer wieder neu gemischt

Gefühlt ist Quell schon ihr Leben lang auf der Flucht. Gemeinsam mit ihrer Mutter, die sich darum bemüht, dass ihre Tochter im Verborgenen bleibt. Denn durch Quells Adern fließt magisches Gift - Toushana. Und davon darf niemals jemand etwas erfahren, vor allem nicht die Dragune, die auf der Jagd nach Toushana-Begabten sind. Doch genau diese haben Quell nun aufgespürt und sie muss erneut fliehen, diesmal jedoch ohne ihre Mutter. Zu ihrer Zuflucht wird ein Ort, den sie eigentlich immer meiden wollte. Das Haus ihrer Großmutter, das gleichzeitig eine Schule für Magiebegabte ist: Haus Marionne.

Ihre Großmutter ist alles andere als warmherzig und fürsorglich. Vielmehr ist sie eine zielstrebige und strenge Vertreterin des Ordens. Einmal in Haus Marionne angekommen, bleibt Quell nur eine Möglichkeit: Sie muss sich zu einem Mitglied des Ordens ausbilden lassen. Allerdings darf auf diesem Wege keiner etwas von ihrer Toushana erfahren. Mit Jordan aus dem Haus Perl hat sie einen erstklassigen Mentor an ihrer Seite. Doch es gibt es Problem: Jordan ist ein Dragun.

Eine gefährliche Liebe

Der Plot von „House of Marionne“, dem Auftakt einer angekündigten Trilogie, ist in seinen Grundzügen kein neuer: Die Protagonistin hat verborgene magische Fähigkeiten, die sich im Laufe der Handlung vollends entfalten. Dennoch ist es bei Quell ein wenig anders als in Vergleichstiteln des Genres, da sie nie ein normales Leben unter den Menschen geführt hat, sondern immer irgendwie auf der Flucht war. Durch ihre Mutter wusste sie schon früh, dass sie sich aufgrund ihrer Toushana verstecken muss. Jener Magiezweig ist dunkel und gefährlich, weshalb die Krieger des Ordens diesen ausrotten wollen. So auch Yagrin, der hinter Quell her ist.

Erzählt wird fast ausschließlich aus der Sicht von Quell, lediglich Yagrin kommt in ein paar Kapiteln zu Wort. Tatsächlich fällt der Einstieg in die Geschichte nicht besonders leicht, da es sich um ein sehr komplexes Magiesystem handelt, das es erst zu erfassen gilt. Irgendwie gelangt Quell auf ihrer Flucht ins Haus Marionne, dem ihre Großmutter als Direktorin vorsteht. Jedoch, und das geht im Laufe der Story etwas unter, handelt es sich um eine Schule, die aus insgesamt fünf Häusern besteht. Manche von diesen bekommen dabei mehr Aufmerksamkeit als andere, Grenzen verschwimmen und das Internat ist als Konstrukt etwas schwer zu fassen.

Um ein vollständiges Mitglied des Ordens zu werden, müssen die Schülerinnen und Schüler drei Stufen der Magie durchlaufen: Emergieren, Vervollkommnen und Verbinden. An ihrer Seite hat Quell, wie könnte es anders sein, einen mürrischen, gleichzeitig aber sehr attraktiven Mentor: Jordan. Obwohl recht offensichtlich ist, worauf dieses Match hinausläuft, schafft es die Erzählung jedoch, der Love-Story nicht das Ruder zu überlassen. Jordan bleibt, was wiederum etwas schade ist, eher ein bisschen blass und undurchschaubar. Das könnte jedoch auch Taktik sein, da er als Dragun ganz andere Absichten haben sollte, als sich in eine Frau mit Toushana zu verlieben. Jäger und Gejagte - kann das funktionieren?

Überraschende Wendungen und Akzente

Einerseits kommt die Story um die klassischen Rollenzuweisungen nicht herum, da Quell als atemberaubende Erbin und der zunächst distanzierte Jordan mit gewissen Bad-Boy-Allüren einige genretypische Klischees erfüllen. In Kombination mit dem oberflächlichen Fokus auf tadelloses Benehmen, schicken Ballkleidern und funkelnden Diamanten, glaubt man sich manchmal in einem Märchen wiederzufinden. Doch dann treten glücklicherweise aus dem Nichts queere Figuren mit den Pronomen they/them auf, die ein angenehmes Gleichgewicht herstellen.

Darüber hinaus glänzt „House of Marionne“ vor allem aufgrund einer Tatsache: Gut und Böse sind nicht klar voneinander getrennt und gerade das macht es besonders spannend. Ist Toushana nun von Grund auf schlecht und böse oder hat sie auch gute Seiten? Wem kann Quell vertrauen? Jordan, ihrer Großmutter, Octos? Haben alle Dragune die Rettung der Welt im Sinn? Immer wieder werden die Karten neu gemischt, Plottwists sorgen für Aha-Momente und unerwartete Erkenntnisse. Allerdings, und das mag manche Leserinnen und Leser möglicherweise stören, braucht es einen langen Atem. Wer nicht so gerne ausschweifende Passagen zum Schulalltag und dem Akademieleben liest, der könnte sich über Längen beklagen. Aber das ist Ansichtssache. Gegen Ende dieses ersten Bandes überschlagen sich jedenfalls die Ereignisse und der Cliffhanger ist grandios gelungen.

Fazit

Ein überzeugender Einstieg in die Welt von Quell, welcher noch nicht das ganze Potential ausgeschöpft hat, aber definitiv überzeugt. Auf die Fortsetzung können wir gespannt sein.

House of Marionne

J. Elle, LYX

House of Marionne

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