Albert Schweitzer

Hardcover, 256 Seiten

ISBN: 9783522305914

Albert Schweitzer
Albert Schweitzer
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Kathrin Walther
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonApr 2025

Ein interessanter Roman, der die Persönlichkeit Albert Schweitzer mit all ihren Facetten in den Fokus setzt

Albert-Schweitzer-Schule, Albert-Schweitzer-Straße oder auch Albert-Schweitzer-Platz – an den verschiedensten Stellen trifft man auf seinen Namen, doch was Albert Schweitzer genau gemacht hat und wofür sein Name steht, ist vielen heute wahrscheinlich nicht mehr bekannt. Dabei hat er in seinem Leben viel erreicht und nicht zuletzt sogar den Friedensnobelpreis gewonnen. Seine Auffassung, dass Taten mehr bewirken als Worte, hat ihn in seinem Leben geleitet. Welche Wege er gegangen ist und was er durch sein Handeln alles erreicht hat, beschreibt Alois Prinz in seiner Biografie  „Albert Schweitzer – Radikal menschlich“, in der er dessen Leben von seiner Geburt bis zu seinem Tod erzählt.

Vom Pfarrerssohn zum Theologen, Forscher, Musiker, Philosophen und Arzt

Als Pfarrerssohn wird Albrecht Dürer 1875 im Elsass geboren und wächst dort zunächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Lange wohnt die siebenköpfige Familie auf engem Raum, bis sie durch eine Schenkung und Geld aus einer Erbschaft endlich umziehen kann. Zu dieser Zeit lebt Albrecht bereits bei Verwandten, zu denen er durch den Wechsel auf das entfernte Gymnasium ziehen muss.

Nach dem Abitur schreibt er sich an der Universität in Straßburg für die Fächer Theologie und Philosophie ein, die er beide mit dem Doktorgrad abschließt. Gleichzeitig wird ihm durch sein Theologiestudium und seine Begegnungen mit leidenden Menschen immer mehr bewusst, „dass er sein Glück nicht für etwas Selbstverständliches halten darf und er etwas dafür geben müsse“. Konkret fasst er den Entschluss, dass er ab seinem dreißigsten Lebensjahr etwas machen möchte, was Not leidenden Menschen gezielt hilft.

Inspiriert durch Vorlesungen zum Thema Mission, in denen es jedoch um die Missetaten weißer Kolonisten in Afrika geht, reift in ihm immer mehr der Entschluss, selbst nach Afrika zu gehen, bis er sich schließlich dem Direktor der Pariser Mission ab Frühjahr 1907 zur Verfügung stellt. Um dort auch wirklich nützlich zu sein, denn anstatt zu missionieren will er handeln, beginnt er 1905 ein Medizinstudium, welches er 1913 mit einer Promotion beendet. Zuvor heiratet er 1912 noch Helene Bresslau, mit der er 1919 eine Tochter bekommt.

1913 geht es dann endlich nach Afrika, wo er in Lambarene ein Urwaldhospital errichtet. Da kurze Zeit später der Erste Weltkrieg ausbricht, ist seine Zeit dort begrenzt und er wird zunächst unter Hausarrest gestellt, kommt dann nach Frankreich und kehrt erst 1924 nach Afrika zurück, von wo aus er den aufkommenden Nationalsozialismus in Europa beobachtet und aktiv vor den Gefahren warnt, die auch seine jüdische Frau mit der gemeinsamen Tochter zur Flucht aus Europa zwingt.

Auch später stehen Frieden und Hilfsbereitschaft für Albert Schweitzer im Vordergrund und ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Welche weiteren Ziele er umsetzte, wie sein Handeln in Europa gesehen wurde und was heute aus seinem Urwaldhospital geworden ist, erzählt Alois Prinz in seinem Roman.

Ein Leben auf 246 Seiten

Als Autor ist Prinz für seine literarischen Tätigkeiten im Bereich Biografien bekannt, für die er bereits zahlreiche Auszeichnungen verliehen bekam. Nachdem er 2004 den Deutschen Jugendliteraturpreis für seine Biografie über Ulrike Meinholf erhielt, bekam er zuletzt sogar den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk, zudem unter anderem Biografien von Franz Kafka, Joseph Goebbels oder Herrmann Hesse gehören.

Da er dabei die Nähe zu seinen Figuren in den Fokus rückt, sie nahbar und menschlich macht, können sie vor allem für junge Leser zu einer Orientierung und zu Wegbegleitern werden, wie die Jury begründet. Zudem stellt sie in den Vordergrund, dass Prinz bei der Auswahl der Personen für seine Romane häufig einen religiösen oder geschichtlichen Hintergrund wählt, da für ihn der Glaube „für die Kraft, Gutes jenseits persönlicher Interessen für eine Allgemeinheit zu bewirken und für die Kraft zu grundlegender Wandlung“ steht.

Hier passt Albert Schweitzer als Theologe, der sich das Handeln im Sinne des Guten Lebensziel gesetzt hat, gut ins Muster. Prinz betrachtet zunächst, wie Schweitzer Aufwuchs, was ihn prägte und wie er zu dem Menschen wurde, der er später war. Auf insgesamt 246 Seiten erzählt er von Schlüsselmomenten im Leben des Theologen, Arztes und Philosophen, geht auf Schwierigkeiten ein und zeigt, was er neben seiner in vielen Bereichen erfolgreichen Karriere für ein Mensch war, wobei auch kritische Bereiche, wie die Beziehung zu seiner Tochter, die für seine humanitäre Hilfe in Afrika viel zurückstecken musste, Erwähnung finden.

Sprachlich lässt sich dem Roman gut folgen, der in einem sehr sachlichen Ton verfasst wurde. Alois Prinz schreibt dabei ziemlich eng an der Realität, was sich dem langen Anhang entnehmen lässt, der aus einem ausführlichen Quellenverzeichnis und zahlreichen Belegen zur verwendeten Literatur besteht.

Dass „Alois Prinz mit seinen Biografien Maßstäbe gesetzt, das Genre neu definiert und aus den Schranken einer festen Alterszuordnung gehoben“ hat, wie die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises schreibt, passt auch zu diesem Roman, der sich zwar an Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren richtet, doch durch seinen sachlichen und unaufgeregten Stil eher für ältere Jugendliche und Erwachsene interessant sein wird, die sich für Werdegänge begeistern und dabei nicht nur reine Informationen und Eckdaten suchen.

Fazit

Insgesamt ein Roman, der sich durch qualitativ hochwertige Recherche auszeichnet und die Person Albert Schweitzer mit all ihren Facetten greifbar macht. Ein empfehlenswertes Werk für alle, die gerne einen Blick hinter die Fassade bekannter Persönlichkeiten werfen und sie in ihrer Gänze betrachten wollen.

Albert Schweitzer

Alois Prinz, Gabriel Verlag

Albert Schweitzer

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