The Fort

übersetzt von Kanut Kirches; Hardcover, 249 Seiten

ISBN: 9783407758996

The Fort
The Fort
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Alexandra Fichtler-Laube
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonFeb 2024

Der beste Zufluchtsort

Fünf Teenager, vier beste Freunde, die sich seit der Grundschulzeit kennen - und Ricky, der Neue -, finden einen Rückzugsort im Wald. Abseits von familiären Verpflichtungen, Streitigkeiten und gefährlichen Einflüssen sehnen sie sich nach Entspannung, Abenteuer und Sicherheit. Wenigstens für ein paar Stunden. Nachdem ein Sturm ihren etwas behelfsmäßigen Verschlag einfach hinweggepustet hat, finden sie etwas viel Besseres …

„Was wissen sie schon davon, wie besonders es ist - wie einzigartig -, wenn man als Jugendlicher einen Ort findet, der einem komplett allein gehört?”

Ein Fort! Ein Bunker gebaut vom ehemals reichsten Mann der Stadt zur Zeit des kalten Krieges, ausgestattet mit dem Besten, was die 1970er zu bieten hatten: Schallplatten der Bee Gees und Rolling Stones, Filme wie Der Weiße Hai oder Flammendes Inferno und unzählige Dosen haltbaren Essens. Hier haben sie ihr Paradies gefunden und sie tun alles, um es vor allen anderen geheim zu halten. Besonders weil es für einige der Jungs der einzige sichere Ort ist.

Jeder der Jungs hat ein Problem, von dem die anderen mehr oder weniger etwas wissen. Während Mitchells Verhaltensauffälligkeit noch recht offensichtlich ist, weiß niemand, wie sehr er darunter leidet in der Schule an Sonderklassen teilnehmen zu müssen. Und während Evans schwierige Familiengeschichte allen vertraut ist und sie seinem Wunsch nach Schweigen nachkommen, erkennt niemand die wahre Not von C.J. Er ist es, dem das Fort schnell zu einem neuen Zuhause wird.

Doch es ist alles andere als leicht, die Existenz dieses Ortes geheim zu halten, vor allem weil der kriminellste Junge der Stadt etwas ahnt und alles versucht, um den Jungs auf die Schliche zu kommen.

Ein Ort zum Entspannen

The Fort ist ein unheimlich spannend erzähltes Jugendbuch, welches unterschiedliche Erzählelemente verbindet. Zum einen ist es eine Art Milieustudie einer amerikanischen Kleinstadt, deren Hauptarbeitgeber an Einfluss verliert und das Konstrukt Familie als sicherer Hafen nicht mehr existiert. Teilweise liest sich das Buch aber auch wie ein Krimi, etwa wenn die Jungs mit allerhand Taktiken aufwarten, um das Geheimnis zu sichern und der zwielichtige Jaeger immer nur einen halben Schritt hinter ihnen ist. Während Evans und C.J.s Geschichten erschreckend traurig und sehr realistisch geschildert sind, fokussieren sich die der anderen eher auf schwierige Neuanfänge, Neurodiversität, Armut und das Leben als Trennungskind.

Die Jugendlichen kommen hier selbst zu Wort. In jedem Kapitel erzählt, in loser Reihenfolge, ein anderer Junge aus seinem Leben, darüber, was er von den anderen weiß und wie er sie einschätzt und welchen Wert das Fort für ihn hat.

Dadurch entsteht für jeden der Protagonisten ein rundes Bild, denn diese Art zu erzählen zeigt sehr genau, wie welches Verhalten auf die anderen wirkt und welche Mühe die Freunde sich machen, Rücksicht zu nehmen.

Der Bunker an sich ist auch eine faszinierende Angelegenheit. Wie eine Zeitkapsel erschließt sich den Freunden und den Lesenden die Zeit des Kalten Krieges. Durch eine Videokassette kommt der Erbauer des Forts selbst zu Wort. Er schildert die Ängste der Amerikaner vor den Kommunisten des Ostens und die nur allzu reale Furcht vor Atombombenangriffen. Da er sehr reich war, wurde das Fort mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, die damals möglich waren: Eine funktionierende Toilette, ein gutes Lüftungssystem, Strom, Plattenspieler mit Platten der damaligen Bands, Fernsehgerät mit Videorekorder und Videos der Katastrophenfilme der 70er Jahre und Dosenessen. Die Jugendlichen können ihr Glück kaum fassen und beginnen, so viel Zeit wie nur möglich dort zu verbringen.

Die Jugendlichen erleben hier einen Sommer der Freiheit, aber auch einen des Wachstums. Sie bekommen die Gelegenheit, sich selbst und die anderen besser kennenzulernen und für sich einzustehen.

Das ist großartig und sehr originell erzählt und bietet einen schönen Mix aus guter Unterhaltung und einer augenöffnenden Freundschaftsgeschichte. Dabei hebt die übersichtliche Seitenanzahl die Lesemuse und macht The Fort zu einer wunderbaren Schullektüre.

Fazit

In The Fort verbinden sich Sehnsüchte mit realen Problematiken. Die fesselnde Erzählweise schafft wichtige Perspektivwechsel, die hinter Kulissen blicken lassen und die besondere Lebendigkeit der Geschichte entspricht sehr gut der Dynamik dieses einen Sommers. Sehr empfehlenswert.

The Fort

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