Rattensommer

Sonny und Lou freuen sich auf einen gemeinsamen Sommer. Kellnern bei Blix, abhängen im stillgelegten Freibad. Sie brauchen nur sich. Dann ist alles gut. Das ist ihr Plan. Bis Hagen Bender, der Mörder von Sonnys Mutter, unvorhergesehen aus dem Gefängnis entlassen wird und in die Stadt zurückkehrt. Ab da ist alles anders. Sonny verändert sich und Lou scheint sie nicht mehr zu kennen. Und auf einmal kommt ihre ganze Welt ins Rutschen.

„Uns als ich ihr nachsehe, denke ich, dass Wasser wahrscheinlich nicht der einzige Ort ist, an dem man ertrinken kann.“

Lou und Sonny. Das galt schon immer. Lou kennt Sonny wie sich selbst. Zwei Hälften eines Ganzen. Die beiden vertrauen sich blind, kennen sich in und auswendig und in diesem Sommer scheint es womöglich noch mehr als Freundschaft zu sein.

Sonny, die Schwimmerin, die mit ihrem Leben fertig werden muss, seit Hannes Bender ihre Mutter getötet hat. Irgendwie kommt sie klar; mit Lou an ihrer Seite.
Auch wenn ihr Vater seit dem Tod der Mutter keine Hilfe für sie ist und sie keinen Cent auf die Schule gibt. Doch als Hannes Bender aus dem Gefängnis entlassen wird schwört sie Rache für den Tod ihrer Mutter. Sie will, dass er büßt. Dass er ihre Schmerzen erleidet. Lou schwankt zwischen Loyalität und Irritation und unaufhaltsam bekommt ihre Freundschaft tiefe Risse.

„Sie sieht irgendwie entsetzt aus. Immer wieder sagt sie diesen Satz. Ich habe das gar nicht gewusst. Als wäre Schwimmen nicht nur Schwimmen. Sondern alles.“

Schon lange hat mich kein Buch mehr so tief berührt. Die Sätze in diesem Buch sind so eindringlich und auf den Punkt, dass jedes Wort einen ganz und gar einnimmt. Es ist herausragend, wie Juliane Pickel die Worte findet. Die Geschichte erscheint einem fast vierdimensional.

Dieses Buch kann man lesen und spüren und riechen und schmecken. Es kriecht einem unter die Haut. Die Figuren sind so authentisch erzählt, die Stimmung so beeindruckend hinaufbeschworen. Jedes Wort scheint sorgfältig gewählt und doch mühelos geschrieben. Und zugleich werden auch noch so viele Dinge zwischen den Wörtern erzählt.

Fazit

Ein Buch über Schicksale und das Festhalten an Dingen. Über Freundschaft, Liebe und ihre Grenzen. Über Nächstenliebe und Abgründe. Absolut herausragend!