Everything is okay

Hardcover, 192 Seiten

ISBN: 9783743216761

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Kathrin Walther
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonAug 2023

Eine gelungene Graphic Novel über das Thema Depressionen, die Betroffenen Mut macht und Außenstehenden anschaulich zeigt, wie sich die Krankheit anfühlt.

Wie eine schwarze Wolke schweben die Sorgen über Debbies Kopf und begleiten sie auf Schritt und Tritt. Nachts kann sie nicht schlafen, da die Gedanken kreisen und sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Morgens fällt es ihr dann wiederum schwer, aufzuwachen und aufzustehen, um ihrer Arbeit nachzugehen oder auch nur, um sich um sich selbst zu kümmern. Dabei will sie sich eigentlich keine Pause erlauben, denn schließlich will sie ihre Arbeit bei einer Software-Firma kündigen, um Vollzeit als selbstständige Künstlerin zu arbeiten. Doch so lange ihre Aufträge und das daraus resultierende Honorar noch nicht reichen, arbeitet sie in beiden Jobs, was sie ziemlich unter Druck setzt und sie immer mehr an ihre Grenzen bringt. Sie hat das Gefühl, den Erwartungen ihrer Eltern und der Gesellschaft nicht gerecht zu werden und fühlt sich zunehmend als Versagerin, wobei viele ihrer Gefühle mit ihrer Introvertiertheit zu tun haben, die sie jedoch als Schwäche empfindet.

Zum Glück ist ihr Freund die ganze Zeit an ihrer Seite, unterstützt sie und hilft ihr, wo er kann. Als sich Debbie nach einer Panikattacke eingesteht, psychisch krank zu sein, sucht sie sich Hilfe bei einer Therapeutin, mit der sie Stück für Stück lernen möchte, ihr schwarzes Monster im Kopf loszuwerden, um wieder Farbe und Freude in ihr Leben zu bekommen. Ob es ihr dies wohl gelingen wird?

Wieder zurück ins Leben

Everything is okay ist bereits Debbie Tungs zweite autobiografische Graphic Novel. Ging es in Quiet Girl um ihr Leben als introvertierte Persönlichkeit, steht in ihrem zweiten Werk ihr Kampf gegen ihre Depression im Vordergrund, wobei sie tiefe Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle gewährt. Auch wie ihre Erkrankung mit ihrem Charakter zusammenhängt, zeigt sie auf, als sie Sätze aus ihrer Kindheit wie „Es ist nicht gut, so still zu sein“, „Warum bis du nicht mehr wie die anderen?“ oder auch „So wirst du im Leben keinen Erfolg haben“ aufzählt, die sie während der Zeit ihres Aufwachsens ständig begleiteten und ihr das Gefühl gaben, nicht richtig zu sein und den Erwartungen ihrer Umwelt nicht gerecht zu werden. Debbie Tung erzählt von den ersten Anzeichen ihrer Depression, als sie sich von ihren eigenen Ansprüchen überfordert fühlt und es ihr irgendwann nicht mehr gelingt, ihre Erwartungen zu erfüllen, über ihre erste Panikattacke bis hin zur Psychotherapie, wobei sie ihre Leser an ihrem Weg teilhaben lässt, der nicht immer einfach war.

Das Buch eignet sich sowohl für Betroffene als auch für Außenstehende. Erkennen sich Betroffene wahrscheinlich an vielen Stellen wieder und können Debbies Gedanken mitfühlen, ist es für Außenstehende interessant, um nachzuvollziehen, was eine Depression ausmacht und das Sprüche wie „Reiß dich zusammen!“ oder „Geht’s dir um Aufmerksamkeit?“ ziemlich unangemessen sind. Betroffenen kann das Buch Mut machen und Zuversicht schenken, denn viele von Debbies selbstzerstörerischen Gedanken wie „Ich enttäusche alle“, „Das Leben ist sinnlos“, „Ich falle allen zur Last“ oder auch „Ich verdiene nichts Gutes“ sind typisch für eine Depression und finden sich so oder so ähnlich wahrscheinlich bei vielen Erkrankten. Die Illusion, dass mit einer Therapie direkt alles wieder gut ist, nimmt die Autorin zwar, teilt aber ihren Weg und zeigt, was ihr gegen die schwarzen Gedanken geholfen hat.

Von schwarz zu bunt

Auch die Farben in ihrer Graphic Novel spiegeln ihre Stimmung wider. Sind zu Beginn alle Bilder ausschließlich schwarz-weiß-grau, kommt ab dem Zeitpunkt, als sie beschließt sich anderen anzuvertrauen und sich Hilfe zu suchen, langsam wieder Farbe in ihr Leben und so auch in ihre Zeichnungen. Finden sich zunächst nur vereinzelt bunte Bilder, gibt es gegen Ende immer mehr Farbe, die sie dem Schwarz entgegensetzen kann und welche dabei hilft, die schwarzen Gedanken zu besiegen.

Den Texten in den Zeichnungen lässt sich gut folgen. Es ist gut erkennbar, welcher Reihenfolge die Abschnitte folgen, welche Sprechblase als erstes kommt und welche danach, sodass sich das Buch flüssig lesen lässt. Auch die künstlerische Gestaltung kann durch gut gewählten Einsatz von Farbe, klar erkennbare Mimik der Figuren und passende Symbolbilder überzeugen.

Fazit

Eine gelungene Graphic Novel, in der Debbie Tung auf gut nachvollziehbare Art und Weise zeigt, wie sich eine Depression äußert und wie sich die Betroffenen fühlen. Gleichzeitig ist das Buch voller Zuversicht, denn sie erzählt auch, wie ihr Weg aus der Erkrankung aussah und wie sie heute mit dunklen Gedanken umgeht.

Everything is okay

Debbie Tung, Loewe Graphix

Everything is okay

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