Never Coming Home

übersetzt von Bettina Münch; Hardcover, 352 Seiten

ISBN: 9783499012532

Never Coming Home
Never Coming Home
Wertung wird geladen
Kathrin Walther
6101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2024

Eine interessante Handlung, die zeigt, welche Gefahren zu viel Offenheit im Internet mit sich bringen kann

Zehn junge Influencer*innen, die sich in der Welt der sozialen Medien einen Namen gemacht haben, eine Trauminsel, auf die man nur gelangt, wenn man zu den Auserwählten gehört und eine exklusive Einladung erhalten hat. Wer würde sich nicht über die Aussicht auf einen solchen Traumurlaub freuen? Klar, dass alle zehn dem Aufruf gefolgt sind, um mit zu den ersten zu gehören, die auf Unknown Island, so heißt das glamouröse Reiseziel, im Luxushotel residieren. Doch bereits direkt nach der Ankunft merken die zehn, dass irgendetwas an der Einladung nicht stimmen kann. Dachten sie bisher, sie wurden aufgrund ihrer Followerzahl und ihres Erfolgs ausgewählt, wird ihnen bald klar, dass es um einen ganz anderen Grund geht: Alle zehn haben ein Geheimnis: sie sind direkt oder indirekt für den Tod einer oder mehrerer Personen verantwortlich. Offensichtlich will jemand, dass sie jetzt und hier für ihre Taten sühnen, für die sie meist durch Glück, Geld oder Einfluss ungestraft davongekommen sind.

Da sie völlig von der Außenwelt abgeschottet sind, ist es unmöglich, Hilfe zu bekommen. Nur ein Bildschirm, der den Social-Media-Account von Unknown Island anzeigt, ist ans Netz angeschlossen und zeigt immer wieder Aktualisierungen mit makabren und mysteriösen Reimen, von denen schon der erste deutlich macht, in welche Richtung der Aufenthalt gehen soll: „Zehn Gäste sind da, was für ein Glück. Nun zählen wir fröhlich bis eins zurück. Ihre Zukunft ist rosig; verborgen, was war. Sie werden niemals alt, hipp, hipp, hurra!“

Spätestens nach den ersten Todesfällen wird den restlichen Überlebenden klar, dass die Botschaft ernst gemeint ist und der Verfasser einen nach dem anderen auf verschiedenstem Weg umbringen wird. Da sich keine andere Person auf der Insel befindet, muss der Mörder mitten unter ihnen sein, was die Situation noch beängstigender macht. Wird es ihnen gelingen, den Mörder zu entlarven und dem Tod zu entrinnen oder gibt es wirklich für keinen der zehn ein Entkommen?

Mysteriös und rätselhaft

Bei Never Coming Home handelt es sich um einen interessant verfassten Thriller für Jugendliche ab 14 Jahren. Kate Williams schreibt dabei abwechselnd aus der Perspektive aller zehn Influencer, sodass der Leser immer wieder mehr über die Innensicht einer anderen Person erfährt und ihr Handeln anhand ihrer Gedanken und Gefühle nachvollziehen kann. Gleichzeitig wird durch die schnellen Wechsel zwischen den Figuren verhindert, dass einem eine Person zu sehr ans Herz wächst, sodass ihr Tod beim Leser keine größeren Emotionen auslöst und einfach als Teil der Geschichte zur Kenntnis genommen wird und eher der Ekelfaktor überwiegt, wenn beim ein oder anderen Todesfall Details zum Auffinden der Leiche einfließen.

Hier liegt auch ein großes Manko des Romans, denn lange ist nicht klar, worauf die Handlung abzielt, sodass auch die Spannung leidet. Als Leser rätselt man zwar etwas mit, wen es wohl als nächstes trifft, da zu den verschiedenen Figuren jedoch keine engere Bindung aufgebaut und auch kein großer Spannungsbogen vor den Todesfällen entwickelt wird, fühlt es sich eher wie ein Ereignis zwischen vielen anderen an.

Dass einer der zehn verantwortlich für die Morde sein muss, kommt erst im späteren Verlauf der Story auf, sodass auch erst ab hier spekuliert werden kann, wer hinter all dem steckt und von wem die Gefahr ausgeht und man beim Lesen überlegt, wem von den verschiedenen Figuren man einen solchen Plan zutraut und wie ihm oder ihr die Umsetzung gelungen sein könnte.

Bis zum Nachspann durchhalten

Erst im Nachspann klärt sich schließlich auf, wer wie hinter dem ganzen „Projekt“ steckt und wie es ihm oder ihr gelungen ist, die Morde zu begehen und welches Motiv verfolgt wurde. Zwar wirft diese „Aufklärung“ rückblickend einen ganz anderen Blick auf die Handlung, die dann wirklich raffiniert geplant und umgesetzt wurde, doch gilt es erstmal bis zum Ende durchzuhalten, was durch die fehlende Spannung und die gefühlt Schlag auf Schlag kommenden Morde gar nicht so einfach ist. Hier hätte man während der ersten 332 Seiten etwas mehr Rätsel und Nervenkitzel streuen können, um den Leser mehr zu fesseln.

Etwas deutlicher hätte auch die Kritik an den sozialen Medien und der daraus resultierenden Gefahr sein können. Klar wird deutlich, dass sich jeder der zehn nur auf einen Internetaufruf einer komplett unbekannten Person auf die Reise in den Tod gemacht hat, im Internet alles über ihn oder sie steht und es für den Mörder ein Leichtes war, die jeweiligen Schwachstellen und alle relevanten Fakten herauszufinden, um sie in die Falle zu locken. Die Frage, was das Internet über einen weiß und welche Macht man damit unbewusst aus den Händen gibt, ist den meisten Menschen in der heutigen Zeit wahrscheinlich kaum bewusst. Umso wichtiger, einmal mehr auf dieses Thema aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen.

Fazit

Die Idee der Handlung ist raffiniert und hat Potential, leider hat die Umsetzung im Bereich Spannung und Abwechslung einige Schwachstellen, sodass trotz der interessanten Story nach einer Weile Langeweile und das Gefühl aufkommt, ein Tod folgt einfach nur dem nächsten. Das Mitfiebern und Mitraten, wer der Täter ist, und auch die Kritik an Social Media bleiben da leider auf der Strecke!

Never Coming Home

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Never Coming Home«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

LGBT
in der Jugendliteratur

Alljährlich wird im Juni der Pride Month gefeiert, um die Vielfalt unserer Gesellschaft hervorzuheben. Weltweit erheben Schwule, Lesben, Transgender, Bisexuelle und Menschen anderer sexueller Orientierungen ihre Stimme für Toleranz und stärken so die Gemeinschaft. LGBTQ+ ist schon lange kein Randthema mehr in der Jugendliteratur, sondern ein zentraler Aspekt zahlreicher Neuerscheinungen.

mehr erfahren