Tsai Kun-lin - Der Junge, der gerne las

übersetzt von Johannes Fiederling; Illustrationen von Jian-Xin Zhou; Broschur, 160 Seiten

ISBN: 9783907277171

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Judith Bäcker
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJun 2023

Bemerkenswert berührend illustriert

Qingshui-Jie, Straße des klaren Wassers - so heißt das Viertel, in dem Tsai Kun-Lin zuhause ist. Diese besondere Graphic Novel beginnt im Jahr 1935, mit einem Erdbeben, das der damals 5jährige Kun-Lin erleben musste. Große Teile seines Viertels wurden dabei zerstört.

Kun-Lin ist das achte von zehn Kindern und Taiwan ist zu der Zeit eine japanische Kolonie. In zarten Bildern, ganz in schwarz-weiß und rosa gehalten, erzählt diese Graphic Novel Ereignisse aus Kun-Lins Leben, zum Beispiel die Heirat und der Weggang der Schwester; die Trauer, die der kleine Junge darüber empfindet. Oder das erste Mal, als Kun-Lin nachts allein nach draußen darf und er erst viereinhalb Jahre alt ist. Ein zentrales Thema ist Kun-Lins schulischer Weg. Er ist klug, liest sehr gern und besucht die weiterführende Schule. Er hat Glück, denn er hat Lehrer, die ihn fördern, auch wenn sie sehr streng sind. Schon mit 13 Jahren muss Kun-Lin als Schüler während des Zweiten Weltkriegs Militärdienst leisten. Nach der Kapitulation Japans übernimmt China die Regierung in Taiwan. Als interessierter Leser tritt Kun-Lin 1948 einem Lesezirkel an der Schule bei. Doch das wird ihm schließlich zum Verhängnis.

Zart gezeichnete harte Realität

Diese besondere Graphic Novel zeichnet sich besonders durch ihre ganz besondere Illustration aus. Zart gezeichnet und mit schlichter Farbgebung wird hier der harte Weg des Jungen Kun-Lin und die politische Situation Taiwans vor rund 100 Jahren erzählt. Der Fokus liegt dabei auf den persönlichen Erfahrungen des Jungen. Alles, was bedeutend für ihn war, war hier erzählt. Und so handelt diese Graphic Novel von ganz kleinen Erlebnissen und von großen politischen Ereignissen. Das ist zugleich spannend, aber an manchen Stellen auch verwirrend, weil die Geschichte nicht immer stringent erzählt ist, sondern Ereignisse in Kun-Lins Leben aneinanderreiht.

Dennoch ist die Geschichte Taiwans ein ungewöhnliches Thema, über das es viel zu erfahren gibt und das macht die Geschichte interessant. Am Ende des Buches (das im Übrigen nur der erste Band ist) findet sich zum chronologischen Nachlesen noch eine Zeittafel der Ereignisse, die einem hilft, das Geschehen noch einmal gut nachvollziehen zu können.

Erschienen ist diese Graphic Novel bei Baobab Books, der Fachstelle zur Förderung kultureller Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur, die Geschichten und Romane aus aller Welt veröffentlichen.

Fazit

Ein interessanter Einblick in das Leben von Tsai Kun-Lin und dessen Leben zu Zeiten politischer Umbrüche in Taiwan. Bemerkenswert berührend illustriert von Zhou Jian-xin.

Tsai Kun-lin - Der Junge, der gerne las

Pei-shan Yu, Baobab Books

Tsai Kun-lin - Der Junge, der gerne las

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