Super Fake Love Song

Sunny Dae gehört mit seinen beiden besten Freunden Milo und Jamal zu den Super-Nerds der Highschool. In ihrer Freizeit sind sie DIY-Fantasy-und-Science-Fiction-Cosplay-Spezialeffekte-Erfinder und haben sogar einen eigenen Kanal. Mit diesem Hobby, ihrer Kleidung und dem allgemeinen Auftreten gehören Sunny, Milo und Jamal für ihre Mitschüler*innen definitiv in die Schublade „Nerd“. Umgeben von ihren eigenen Schutzmauern fühlen sich die drei eigentlich ganz wohl. Bis Sunny auf die umwerfende, selbstbewusste und weit gereiste Cirrus Soh trifft. Diese hält das Zimmer seines älteren Bruders Gray, der übrigens ein richtiger Rockstar ist, für seines - und da bleibt Sunny nichts andere übrig, als sich als Frontmann einer coolen Band auszugeben…

Klingt ziemlich konstruiert und vielleicht auch ein bisschen unlogisch, aber darum geht es in dieser Story nicht: Wie David Yoon in seiner Danksagung schreibt, ist Super Fake Love Song sein „Spaß-Buch“. Und den hat man beim Lesen allemal! Milo und Jamal werden von Sunny dazu überredet, eine eigene Band zu gründen, um einen möglichst ehrlichen Ausweg aus dem Schlamassel zu finden. Und manövrieren sich dabei eigentlich nur noch mehr in das bevorstehende Desaster hinein. Denn eine Rockband gehört auf die Bühne - ein „Glück“, dass schon bald die Talentshow der Schule stattfindet.

„Ich würde mein Leben vorsichtig von Rockstar zu Super-Mega-Nerd zurückdrehen müssen, wo es eigentlich hingehörte.“

Jeden Tag aufs Neue schlüpft Sunny im wahrsten Sinne des Wortes in seine neue Rolle des Rockstars. Im Schatten der Wacholderbüsche streift er sich vor jedem Zusammentreffen mit Cirrus die Klamotten seines Bruders Gray über und schon nach kurzer Zeit verschwimmen Sunny altes und neues „Ich“. Sein Image-Wechsel zeigt Wirkung: Cirrus ist hin und weg von ihm und es beginnt eine zarte Liebesbeziehung zwischen den beiden. Doch Sunny ist bewusst, dass ihre Verbindung auf einer Lüge basiert.

Wer bin ich und wer will ich sein? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Story. Nicht nur im Falle von Sunny, der mit seiner Abstempelung als Nerd hadert, sondern sie trifft auch auf Cirrus zu. Diese musste aufgrund der elterlichen Jobs ihre ganze Kindheit und Jugend lang die Wohnorte, Kontinente und Freundeskreise wechseln. Nie gehörte sie wirklich dazu und wollte es auch irgendwann nicht mehr. Bis sie Sunny kennenlernt. Doch auch Gray, der als der verlorene Sohn und Bruder wieder in den Schoß der Familie zurückkehrt, hat sein Päckchen zu tragen und das ist kein kleines. Stück für Stück arbeitet der Roman Beziehungen auf und lässt die Figuren ihre persönlichen Entwicklungen durchlaufen. Immer gespickt mit einer Prise Humor, Ironie und Zynismus, aber dennoch eindrücklich und nachhallend.

Wahnsinnig gut gelungen sind die Dialoge zwischen Sunny, Milo und Jamal. Hier wirkt nichts aufgesetzt und gewollt. Wer ebenfalls keine Ahnung von DIY-Fantasy und Cosplay hat, wird sich „Dungeons & Dragons“ als vollkommen andere Welt erschließen können. Die Freundschaft ist ehrlich, wertschätzend und, ja, ein bisschen nerdig. Ein Trio, das nicht in die Muster der High-School passt und seit jeher zu den Außenseitern zählt. Warum? Keine Ahnung. Doch ihre spontane Bandgründung ordnet die Karten neu.

Die Story strotzt nur so vor einem ironisch gemeinten Zuviel: zu viel Reichtum in Sunnys Umfeld, seine Eltern sind Workaholics schlechthin, das Kennenlernen mit Cirrus geht sehr schnell und es funkt direkt. So dürfen bei Cirrus’ amerikanischer Teenie-Party auch die Hüpfburgen nicht fehlen. Peu à peu werden die Mauern dieses Too Much eingerissen und dahinter verbirgt sich die Wahrheit - passend zum Titelsong: „Beauty is Truth“.

Fazit

Ein witziger, aber dennoch tiefgründiger Coming-of-Age-Roman über die wohl zentralste Frage des Erwachsenwerdens. Sehr gut gelungen!