Was ich sah und was ich tat

  • cbt
  • Erschienen: Juli 2023
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übersetzt von Kathrin Wolf; Broschur, 250 Seiten

ISBN: 9783570315675

Was ich sah und was ich tat
Was ich sah und was ich tat
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Rita Dell'Agnese
6101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2024

Eher ein Spannungskiller

Auf dem Heimweg von einer Party kommt es zu einem Blutbad: Die beiden Teenager Clark und Martin werden erschossen. Tegan, die mit ihnen im Auto saß, kommt ungeschoren davon. Doch nun beginnt eine Hetzjagd auf Tegan. Denn sie alleine ist in der Lage, zu sagen, wer geschossen hat. Doch Tegan schwört, dass sie den Täter nicht gesehen hat. Auch das Motiv für die Tat bleibt im Dunkeln – sodass es kaum möglich scheint, den Täter zu fassen. Zunächst versuchen die Familien der beiden getöteten Teenager Tegan dazu zu überreden, die Identität des Täters preiszugeben. Je länger sie aber schweigt, desto stärker wird der Druck. Nicht nur von der Familie der Opfer, auch von Tegans Freundinnen und ihrer eigenen Familie. Denn niemand glaubt ihr, dass sie den Täter nicht gesehen hat. Die ganze Sache beschäftigt auch Kelly, Tegans jüngere Schwester.

Subtiler Aufbau

Die Autorin greift in ihrem Thriller ein wichtiges Thema auf: Vorgefasste Meinung, die zu einem unerträglichen Druck auf die betroffene Person führt. Obwohl Tegan als Betroffene mit den psychischen Folgen des Mordes an ihren zwei Freunden zurechtkommen muss, sieht sie sich ausgegrenzt und einer massiven Erwartungshaltung ihres Umfeldes ausgesetzt. Sie muss erleben, wie selbst ihr vertrautestes Umfeld mit Misstrauen und Unverständnis reagiert und ihr unterstellt, aus eigennützigen Gründen zu schweigen. Norah McClintock lässt dabei ihre Leserinnen und Leser in dieselbe Falle tappen, in die auch das Umfeld von Tara gerät: Es fällt schwer, Tegan zu mögen, man nimmt sie als unaufrichtig und selbstbezogen wahr und vergisst immer wieder, dass der Teenager ein Trauma erlitten hat. Erst im Verlauf der Geschichte kommen Zweifel an der eigenen Meinung auf und man beginnt, Tegan in einem ganz anderen Licht zu sehen.

Gehemmter Lesefluss

Wäre also primär die Geschichte von Tegan, so hätte dieser Roman sehr viel Potenzial, aus der Masse von Jugendromanen herauszustechen. Aber die Autorin setzt in ihrer Geschichte auf zwei verschiedene Ebenen. Und die zweite, diejenige von Kelly, scheint über die ganze Geschichte hinweg die Tragende zu sein. Und letztlich auch der Bremsklotz, der den Lesefluss hemmt und den Spannungsbogen immer wieder in sich zusammensinken lässt. Kelly, Tegans jüngere Schwester, ist nach dem ersten Gefühl einerseits die Hauptfigur des Buches, andererseits auch die hauptsächlich erzählende. Allerdings tut sie dies in Form eines mehr oder weniger brauchbaren Drehbuches, was schnell Langeweile aufkommen lässt und je länger, je mehr zu einem Ärgernis wird. Der stetige Wechsel zwischen den beiden Erzählformen ist nicht etwa ein frisch prickelndes Wasser, sondern eine trübe Brühe, die immer sumpfiger wird. Mit dieser Erzählform, die einen neuen Weg einschlagen will und erstaunlich deutlich einem weniger geglückten YouTube-Format nahekommt, ist die Autorin einen neuen Weg gegangen, der allerdings wenig Erfolg verspricht und letztlich dazu führt, dass man geneigt ist, das Buch aus den Händen zu legen, ohne den Schluss zu kennen. Einen Schluss übrigens, bei dem man viel verpasst hätte, hätte man ihn nicht gelesen.

Fazit

Was ich sah und was ich tat ist von der Thematik und deren Aufarbeitung her ein Beispiel für einen gelungenen Plot. Von der gewählten Erzählform her aber eher ein Spannungskiller, was angesichts der Grundaussage des Romans höchst bedauerlich ist.

Was ich sah und was ich tat

Norah McClintock, cbt

Was ich sah und was ich tat

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