Wer nicht liebt, muss sterben

Broschur, 240 Seiten

ISBN: 9783522202916

Wer nicht liebt, muss sterben
Wer nicht liebt, muss sterben
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Alexandra Fichtler-Laube
5101

Jugendbuch-Couch Rezension vonApr 2023

Ungesunde Liebe

Maja braucht nicht viel zum Leben außer Stifte zum Zeichnen, ihre beste Freundin Drieke zum Rumhängen und Pumpernickel zum Essen. Doch Drieke zieht weit weg und Maja vereinsamt vollkommen, zumal ihre Eltern viel arbeiten und ihr meist eher emotionslos gegenüberstehen.

So plötzlich wie Jessie in Majas Leben tritt, so absolut entwickelt sich ihr Leben um das geheimnisvolle Mädchen herum. Jessie erkennt Majas Zeichentalent und nimmt sie mit zu ihren nächtlichen und verbotenen Sprayeraktionen. Sie zieht quasi bei ihr ein und beide beginnen eine innige Liebesbeziehung. Für Maja ist Jessie alles, eine die sie beachtet, die ihr Selbstbestätigung gibt und für die sie alles tun würde.

Liebe ohne Halt

Jessies Leben ist kompliziert. Nach dem plötzlichen Wegzug ihrer Mutter kümmert sie sich um die partywütige kleinere Schwester, den alkoholkranken Vater und das wackelige Wohnmobil, in dem sie wohnen. Ganz allein hat sie es auf das Gymnasium geschafft und sie ist zu einer der besten Sprayerinnen der Stadt geworden. Sie ist selbstbewusst und zieht Maja mit ihrer Lebendigkeit mit. Maja hilft ihr auch, die rebellische kleine Schwester wieder einzufangen und das Wohnmobil aufzuhübschen, aber dann geht diese zu weit mit ihrer Hilfe. Jessie macht Schluss und wird Maja nie wieder los.

Einem Mord auf der Spur

Wer nicht liebt, muss sterben beginnt mit einer kurzen Meldung über einen tödlichen Unglücksfall auf einer U-Bahn Strecke. Eine Jugendliche ist tot, eine andere traumatisiert.

Mit diesem Wissen lernen wir die einsame Maja kennen, deren einzige Freundin weit weg ist, deren Eltern sich eher für Wein und ihr Hotel interessieren und die es sich in ihrer grauen, miesepetrigen Welt bequem macht. Nichts scheint sie zu interessieren. Nicht die Klassenkameraden, weder Schule noch Zukunft. Allein in ihrem schwarzgestrichenen Zimmer zeichnet sie, bis eine neue Schülerin auftaucht. Die geht mit ihrer zerrütteten Familie sehr viel offensiver um und will aus ihrem Leben etwas machen. Sie hat Pläne und Ziele, geht offen auf andere Menschen zu und katapultiert Maja aus ihrem schwarzen Loch in eine Welt mit Hobby, Kunst und Liebe.

In den letzten Jahren wurden True Crime Podcasts, Filme und Romane immer beliebter. Die Frage nach dem Warum und vor allen Dingen die grausigen Hintergründe von realen Geschehnissen interessieren Jung und Alt.

Ruth Stiller ließ sich für die Reihe „almost TRUE CRIME“ von echten Fällen unter Jugendlichen inspirieren um eben jenen Hunger fürs „Reale“ zu stillen. Ob dieser Ursprung schon ausreicht, um diese angedachte Buchreihe TRUE CRIME zu nennen, ist fraglich.

Ein Jugendlicher tötete im Affekt und um die Fakten herum verändert die Autorin eigentlich alles und erzählt von der Liebe zweier Mädchen aus zerrütteten Elternhäusern, die in einer Katastrophe endet, ohne in irgendeiner Weise auf die realen Fakten einzugehen, oder diese der Geschichte gegenüberzustellen.

Abgesehen davon ist dieses Buch spannend und aufregend geschrieben. Sie versucht durch den Sprayerhintergrund mit Fachvokabular realistisch zu sein und durch die zwei sehr unterschiedlichen Elternhäuser zu zeigen, dass diese nicht den Ausgang der Geschichte bestimmen.

Dann liest es sich doch manchmal zu sehr geschwollen und verliert dadurch irgendwie das erwartet-kriminalistische aus den Augen.

Fazit

Dieser erste Band einer „almost TRUE CRIME“-Reihe ist leider zu sehr „fast“ geworden und erzählt von einer toxischen Liebe eines Mädchens, welches ihren Weg in der Welt noch nicht gefunden hat.

Wer nicht liebt, muss sterben

Ruth Stiller, Thienemann

Wer nicht liebt, muss sterben

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