Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen

übersetzt von Gundula Schiffer; Broschur, 224 Seiten

ISBN: 9783407757210

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
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Alexandra Fichtler-Laube
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMär 2023

Ein absolut grandioses Jugendbuch!

Eine Gruppe orthodoxer Juden wagt den Neuanfang in einer amerikanischen Kleinstadt. Dort werden sie jedoch mit Misstrauen und Ablehnung begrüßt. Die Bürgermeisterin verbietet sogar den Bau eines Hochhauses, um den Zuzug weiterer Neuankömmlinge zu verhindern.

Die Regeln und Traditionen ihrer Religion trennen die Zugezogenen von den Einwohnern der Stadt. Sie eröffnen ihre eigene Schule, ihre eigene Kirche und ihren eigenen Supermarkt. Die Gemeinschaft hat ein wachsames Auge aufeinander und stellt so sicher, dass die zahlreichen Verhaltensregeln immer eingehalten werden.

„Heutzutage gibt es sehr viel mehr Ablenkungen. Ablenkungen wie diese machen es schwieriger, sich der Tora zuzuwenden. Aber wir müssen uns der Tora zuwenden. Du magst denken, du könntest Antisemitismus bekämpfen, indem du dich mit der Welt da draußen auseinandersetzt. Aber das kannst du nicht. Du glaubst, dass sie dich akzeptieren werden, wenn du dich der Außenwelt öffnest. Aber das werden sie nicht.”

Während seine Freunde den ihnen vorgegebenen Weg einschlagen, kann Hoodie den Blick über die eng abgesteckten Grenzen nicht abwenden. Ein Mädchen fasziniert ihn besonders: Anna-Marie, die Tochter der Bürgermeisterin ist eine der wenigen in der Außenwelt, die neugierig und offen ist und Hoodie in ihr Leben lässt. Während ihre Mutter halbherzig versucht, die Freundschaft zu dulden, wird Hoodie in seiner Gemeinschaft bald zum Geächteten. Er beginnt, die Traditionen und den Zusammenhalt in Frage zu stellen und erkennt, dass er für sich einen eigenen Lebensweg finden muss.

Tiefgründig, augenöffnend und mit einem besonderen Witz

Mit einer ganz eigenen Stimme erzählt hier Hoodie Rosen vom Spagat zwischen Tradition und Moderne. Sein ganzes Leben hat er mit mehr oder wenigen klaren Regeln verbracht, die einen tiefgehenden und weitreichenden Einfluss auf seinen Tagesablauf, sein Denken und seine Zukunft haben. Zwar gehören Diskussionen und Spitzfindigkeiten zum Tora-Unterricht dazu und Regeln werden auch gerne manchen Annehmlichkeiten angepasst, aber die Gemeinschaft und deren Erhalt ist allerhöchstes Gut. Ein Gut, dem Hoodie sich nicht beugen kann. Er verliebt sich in Anna-Marie und missdeutet aus Unkenntnis der moderneren Konventionen ihre Beziehung. Er erkennt aber auch, dass es nicht nur Antisemiten und Hasser gibt, dass die Welt, vor der seine Gemeinschaft so viel Angst hat, viel mehr Facetten hat, als diese ihr zugesteht, und die ihn neugierig machen.

Die Ausgrenzung aus der eigenen Gemeinschaft macht ihm klar, wie fragil und einengend solch eine Lebensweise sein kann. Dass selbst seine Familie nicht zu ihm steht, nicht seine Freunde, schürt in Hoodie eher mehr Zweifel, als dass er klein beigibt.

Diese Coming-of-Age-Geschichte vor dem Hintergrund einer orthodox-jüdischen Glaubensgemeinschaft ist unheimlich locker und berührend geschrieben, sodass man sofort Hoodie ins Herz schließt und gespannt ist, wie er seinen Weg geht. Seine Handlungen und Entscheidungen sind absolut nachvollziehbar, und die Leser bekommen einen unvergleichlichen Einblick in das traditionelle Leben und die Problematiken und Hintergründe, die solch eine Existenz inmitten unserer modernen Gesellschaft bereithalten.

Fazit

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen ist ein herausragendes Jugendbuch über Zugehörigkeit, Ausgrenzung und Individualität. Die mal tiefgründigen, mal launigen Diskussionen und Hoodies unverfälschte Persönlichkeit sind eindrucksvoll zu lesen und hallen noch lange nach.

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen

Isaac Blum, Beltz & Gelberg

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen

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