Hani & Ishu

  • ONE
  • Erschienen: Juni 2023
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übersetzt von Leslie Jorinde Fried und Anna Kuntze; Broschur, 352 Seiten

ISBN: 9783846601693

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Julian Hübecker
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonAug 2023

Ein Buch, das aufzeigt, dass es keine Grenzen gibt, die man nicht überwinden kann

Zwei ungleiche, bengalische Mädchen schließen einen Pakt: Sie täuschen eine Beziehung vor, um Schülersprecherin zu werden bzw. die Anerkennung der besten Freundinnen zu gewinnen. Mit der Zeit merken sie aber, dass sie mehr gemeinsam haben, als ihren kulturellen Hintergrund – und ab da droht ihre Fake-Beziehung zu kippen …

„Warum ist sie mit Leuten befreundet, vor denen sie nicht sie selbst sein kann? Bei denen sie sich unwohl fühlt und für sich selbst schämt?“

In Dublin als Mädchen mit bengalischen Wurzeln zur Schule zu gehen ist nicht gerade leicht – Humaira, gerufen Hani, kann davon ein Lied singen. Äußerlich betrachtet deutet nichts darauf hin, wie sie sich eigentlich fühlt: Sie ist beliebt an ihrer Schule, hat zwei beste Freundinnen, Dee und Aisling, und ihre Eltern unterstützen sie auch nach ihrem Outing. Dennoch fühlt sie sich nicht frei. Vor allem ihre Freundinnen nehmen sie nicht für voll und akzeptieren nicht, dass sie keinen Alkohol trinkt oder ihre kulturellen Feste wichtig sind; auch ihre Bisexualität ziehen sie ins Lächerliche. Hani ist verletzt und offenbart – ohne weiter drüber nachzudenken –, dass sie in einer Beziehung mit Ishu ist – dem einzigen anderen Mädchen aus Bangladesch.

Trotz der ähnlichen Hintergründe haben Hani und Ishu nicht viel gemeinsam: Während Hani Muslima ist, ist Ishu es nicht; Hanis Eltern sind weltoffen, Ishus sehr traditionell; Hani wirkt lebensfroh, Ishu verschlossen und ernst. Das Einzige, das Ishu für sich behaupten kann, ist, dass sie fleißig ist und beste Noten nach Hause bringt. Sie möchte wie ihre große Schwester später Medizin studieren. Daher zieht es ihr auch den Boden unter den Füßen weg, als ihre Schwester anruft, um mitzuteilen, dass sie das Studium abbrechen und heiraten wird. Nun liegt die ganze Last auf Ishu: Um ihre Eltern stolz zu machen, will sie als Schülersprecherin kandidieren – doch sie ist nicht gerade beliebt. Jemand anderes jedoch schon: Hani.

Hani und Ishu vereinbaren zum gegenseitigen Vorteil die Fake-Beziehung. Dass das nicht lange gut gehen kann, dürfte jedem klar sein …

„Verknallt zu sein – und das ist leider die Diagnose, die ich mir selbst gestellt habe – ist das Schlimmste, was mir je passiert ist.“

Adiba Jaigirdar ist in ihrer Heimat Dublin längst keine Unbekannte mehr. Selbst in Bangladesch geboren und aufgewachsen, kennt sie die kulturellen Hintergründe sehr gut. Daher fließt das auch überzeugend und authentisch in die Geschichte mit ein, wenngleich ab und zu ein paar Fragezeichen aufploppten, die nur ungenügend aufgeklärt wurden. Trotzdem bietet es einen passenden Rahmen, um der Geschichte die nötige Realität zu verleihen.

Das Buch hebt sich besonders dadurch hervor, dass es sich um queere Personen mit kulturellem Hintergrund dreht, die sonst nur wenig Beachtung finden. Dadurch schafft die Autorin eine Plattform, die zwar ungewöhnlich, aber nötig ist. Das Identifikationspotenzial ist groß und wird auch maximal ausgeschöpft. Nicht nur sind es eben die zwei Mädchen aus Bangladesch, sondern auch der muslimische Hintergrund Hanis.

Der Schreibstil der Autorin ist klar und unverschnörkelt. Die Emotionen sind schnell fassbar und die Charakterentwicklung ist sichtbar. Besonders der Unterschied zwischen den Eltern der beiden Mädchen ist offensichtlich und zeigt die Lücke auf, die zwischen Weltoffenheit und Tradition klafft. Es ist spannend zu lesen, wie Adiba Jaigirdar dies in ihre Geschichte verpackt.

Fazit

Eine ungewöhnliche queere Liebesgeschichte, die authentisch die Lücke zwischen Weltoffenheit und Tradition überbrückt! Ein Buch, das jeden dazu einlädt, über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Hani & Ishu

Adiba Jaigirdar, ONE

Hani & Ishu

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