Wenn die "feine" Gesellschaft dann doch nicht so fein ist
Die drei Schwestern Eliza, Diana und Verity Harper sind gesellschaftlich erledigt und das haben sie nicht einmal selbst verschuldet! Ihre Mutter ist mit einem schneidigen Generalmajor durchgebrannt und durch die feine Gesellschaft Londons ging ein Aufschrei. So etwa ist unerhört und so wird dann auch die gesamte Familie geächtet. Immerhin hat die älteste der Schwestern Eliza vor dem Skandal geheiratet - aber für die anderen beiden scheinen sich keinerlei Aussichten zu ergeben. Sie können also brav im Haus von Papa wohnen bleiben, unglücklicherweise scheint der noch einmal heiraten und sich dann doch noch einmal um einen „Stammhalter“ bemühen zu wollen. Düstere Aussichten also für die Mädchen. Aber da tut sich eine wunderbare Gelegenheit auf: Als sie auf einem missratenen Empfang ihre Meinung recht unverblümt Ausdruck verleihen, da haben sie eine interessierte Zuhörerin. Schon schlägt die Geburtsstunde von „Elegant Occasions“ - dem stilvollen Party- und Weddingservice des 19. Jahrhunderts. Mit einer eleganten und stilvollen Party muss natürlich auch ein gepflegtes Auftreten und Aussehen in Verbindung stehen und so haben die Schwestern plötzlich eine harte Nuss zu knacken, als Geoffrey Brookhouse ihre Dienste in Anspruch nimmt. Er hat nämlich - als unerwarteter Erbe eines Titels - von der feinen Gesellschaft und deren Gebräuchen überhaupt keine Ahnung.
Die Empfangs- und Party-Planner des 19. Jahrhunderts
Ich gebe zu, anfangs war ich von dieser Idee echt gefesselt: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es sicherlich unüblich, dass Frauen der gehobenen Schichten einen Beruf ergriffen, und so fand ich die Idee sehr spannend, wie drei Schwestern, die sich immerhin gut auf Festen, Banketten und vornehmen Hochzeiten auskennen, ein Unternehmen gründen, das erfolgreiche Partys garantiert. Ich dachte, dass man einiges darüber erfährt, wie früher Feste geplant, der Haushalt organisiert oder mit den damaligen - im Vergleich zu heute - beschränkten Mitteln tolle Menüs vorbereitet wurden. Relativ ernüchtert musste ich aber schon bald feststellen, dass diese Idee schon fast verschenkt wird, denn sie taucht eigentlich immer nur am Rande auf. In erster Linie wird von dem Aufeinandertreffen von Geoffrey Brookhouse und Diana erzählt, die sich zwar wie Hund und Katze gebärden, aber selbstverständlich alsbald mehr als freundschaftliche Gefühle füreinander hegen.
Eigentlich wollen beide – und eigentlich dann doch wieder nicht. Obwohl ...
Sicher ist es kein Geheimnis, dass zwischen Geoffrey und Diana alsbald die Funken sprühen. Hier hat die Autorin aber eine Geschichte konstruiert, die sich in keinster Weise daran zu stören scheint, dass die Sexualität im Jahr 1810 doch etwas anders gehandhabt wurde als in der heutigen Moderne. Natürlich - als Zugeständnis an die Moral will sich keiner vor dem anderen ausziehen, ohne dass das Thema Ehe zumindest einmal angesprochen wird, aber immer finden sich Gründe, warum ein Bund fürs Leben jetzt nicht machbar ist, aber das mit dem Sex doch ganz angenehm wäre. Das nimmt der Geschichte aber einen großen Teil der Glaubwürdigkeit und auch der gewisse Charme der Zurückhaltung der alten Zeit ist damit vollständig dahin. Schwer tat ich mich auch mit verschiedenen eigenwilligen grammatikalischen Konstruktionen und damit, dass hier und da Fehler bei den Vornamen gemacht werden. Gut gefiel mir dagegen, dass eine in sich geschlossene Geschichte erzählt wird, auch wenn die „Elegant Occasions“ sich insgesamt über drei Bände erstrecken.
Fazit
Ein Partyservice im 19. Jahrhundert - das hätte ein origineller und witziger Anachronismus sein können, tatsächlich wird aber eine wilde Liebesgeschichte erzählt, die nicht so recht in eine zurückhaltende oder auch romantische Epoche passt.
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