SOL: Das Spiel der Zehn

übersetzt von Sylvia Bieker und Carina Schnell; Hardcover, 448 Seiten

Band 1 von 2 aus der SOL-Reihe

ISBN: 9783748802419

SOL: Das Spiel der Zehn
SOL: Das Spiel der Zehn
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Julian Hübecker
10101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJun 2023

Eine Geschichte, wie sie mittlerweile selten zu finden ist

Alle zehn Jahre finden in Renio del Sol Wettkämpfe zwischen zehn Halbgöttern statt, um das Opfer des ersten Gottes Sol zu würdigen und das Ritual zu erneuern. Dem Sieger winkt Ruhm und die Ehre von Stadt zu Stadt zu reisen, dem Verlierer der Opfertod. Teo als schwache Jade-Halbgottheit sollte eigentlich nicht für die Wettkämpfe ausgewählt werden. Doch dann passiert das Unfassbare – und Teo steht plötzlich mittendrin im Spiel um Leben und Tod.

„Die Federn leuchteten ihm ultramarin, schillernd blau und grellgrün entgegen. Das Gefieder eines wahren männlichen Quetzals.“

Vor langer Zeit war da nur Sol inmitten eines Sternenmeers. Dann formte er die Welt, und aus der Erde entsprang die Gottheit Terra. Um nicht länger alleine zu sein, beschlossen die Götter, göttliche Kinder zu erschaffen. Daraufhin entstanden die Golds, die jedoch eitel und zu mächtig waren. Im nächsten Versuch folgten die Jades, freundlich, aber zu sehr auf ihre Kräfte fixiert. Schließlich wurden die Obsidians erschaffen, die jedoch ihren Sinn in der Zerstörung sahen. Sol und Terra gaben es schließlich auf, Gottheiten zu erschaffen – worauf die Menschen geboren wurden. Um diese vor den Obsidians zu beschützen, opferte sich Sol, um die bösen Gottheiten in Sternenbildern zu bannen.

Seitdem leben die Jade- und Gold-Gottheiten friedlich in Reino del Sol, wo sie in ihren jeweiligen Städten über die Menschen wachen. Damit jedoch die Obsidians weiterhin gefangen bleiben, muss alle zehn Jahre das Opferungsritual von Sol wiederholt werden. Dafür treten zehn Halbgöttinnen und -götter, die Kinder der Golds, gegeneinander an. Der oder die Verliererin wird schließlich geopfert, um mit der Lebensenergie die bösen Gottheiten gefangen zu halten.

Teo ist der Sohn der Jade-Gottheit Quetzal und sollte daher eigentlich nicht an den Wettkämpfen teilnehmen. Schließlich wurden bisher – bis auf eine Ausnahme – nur Gold-Halbgötter für die Spiele ausgewählt, worauf diese sich einiges einbilden. Überraschenderweise wird Teo jedoch erwählt – ebenso wie der Außenseiter Xio, der auch von einer Jade-Gottheit abstammt. Nun gilt es also, in insgesamt 5 Wettkämpfen genügend Punkte zu holen, um nicht auf dem letzten Platz zu landen. Ein Trost ist, dass seine beste Freundin Niya als Gold-Halbgöttin ebenfalls an den Spielen teilnimmt. Wenngleich die Angst groß ist, dass einer von ihnen auf dem letzten Platz landen könnte …

Was für eine Punktlandung

Dieser Start einer Dilogie ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes: Angefangen mit dem wunderschönen Cover, verbirgt sich im Inneren eine einzigartige Geschichte über mexikanisch-aztekisch angehauchte Mystik, die sich von den Gottheiten über die Tierwelt bis hin zur tropischen Kulisse zieht. Es ist schwer, heutzutage Geschichten zu finden, die sich von anderen Büchern unterscheiden – doch hier ist so ein Kleinod, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Besonders ist auch der männliche Protagonist Teo, der eine trans-Vergangenheit hat – ungewöhnlich für ein Fantasybuch. Dabei wird das Thema Transsexualität nicht groß an die Glocke gehängt, sondern fast schon nebenbei erwähnt. Dennoch ist es Teil der Geschichte – wenn auch eher indirekt. Behandelt wird das nämlich über Teos Flügel, die durch Binder eng an den Rücken gebunden werden (in der Regel nutzen dies trans-Personen, um die weibliche Brust abzubinden). Dieser Kniff erlaubt neue Perspektiven, sich damit auseinanderzusetzen, ohne aufdringlich zu wirken.

Insgesamt darf man ein spannendes, actionreiches und magisches Abenteuer erwarten, das fast schon einer filmischen Umsetzung gleicht, dabei aber auch Tiefgang und Gesellschaftsrelevanz transportiert. Dieses Buch als Jahreshighlight zu bezeichnen, liegt daher nahe. Die einzige Sorge ist nur, ob dieses Level mit dem zweiten Band gehalten werden kann. Die Spannung des Auftakts liegt nämlich vor allem auch in den Wettkämpfen. Die Entwicklung zum Ende hin verrät dagegen eine ganz andere Richtung für den finalen Band.

Fazit

Ja, das Buch will viel, und Aiden Thomas hat sich damit sicherlich keine einfache Aufgabe gegeben. Aber es ist voll aufgegangen! Erfrischend neu und anders, mit viel Magie und Spannung, und dazu ein einzigartiger Protagonist – eine Geschichte, wie sie mittlerweile selten zu finden ist.

SOL: Das Spiel der Zehn

Aiden Thomas, Dragonfly

SOL: Das Spiel der Zehn

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