Aus vielen Geschichten vieles geliehen
Sóley hat schon an vielen Auslosungen teilgenommen. Einmal im Jahr wird in ihrem Dorf eine junge Frau zwischen 13 und 19 Jahren bestimmt, die den Dämonen geopfert werden soll. Jedes Jahr hatte sie Glück - und eine andere Pech. Aber in diesem Jahr, da hat es sie tatsächlich erwischt und der Tradition entsprechend soll sie den Dämonen zum Fraß vorgeworfen werden. Sóley ist aber keine ahnungslose junge Frau, die sich einfach mit ihrem Schicksal abfindet. Auf dieses Schicksal hatte sie sich vorbereitet und auch ihre Freunde Layla und Nelio sind nicht gewillt, sie einfach so verfüttern zu lassen. Mit ihrer Hilfe und der des jungen Soldaten Chester gelingt das Unmögliche: Sóley kann tatsächlich fliehen. Damit aber ist die Geschichte noch lange nicht beendet, denn auf ihrer Flucht erfährt sie vieles, was bisher ihre Vergangenheit und sicher auch ihr Leben verdunkelte.
Da kommt doch so einiges bekannt vor
Da gab es doch schon einmal eine Geschichte, wo junge Menschen mittels eines Losverfahrens ausgesucht wurden, um einem besonderen Schicksal unterworfen zu werden. Gut - es ging jetzt nicht um Dämonen, die sie verspeisen wollten, aber ein schöneres Schicksal war für sie auch nicht ausersehen. Natürlich gibt es auf einen solchen Auftakt kein alleiniges Patent, wer sich aber an eine der Schlüsselszenen der "Tribute von Panem" anlehnt, der muss sich auch damit vergleichen lassen. Hier hatte ich schon meine ersten Probleme, denn was im Erstgenannten fein, spannend und schlüssig erzählt wird, das will hier nicht passen. Die Sprache ist eine Schwülstige, es wimmelt nur so von "brünstigen, niederen Empfindungen", regelmäßig wird irgendwer von "Wellen pechschwarzer Gefühle durchströmt" und nur in den besten Fällen wirkt das unfreiwillig komisch. Irgendwie scheinen die "bösen" Dämonen, von denen hier viel die Rede ist, die Menschen aufs Ärgste verwirren zu können, denn sonst könnte ich nicht verstehen, warum sich beispielsweise eine der Heldinnen auf der Flucht vor den arglistigen Häschern und im Angesicht eines sterbenden Freundes über die Annäherungsversuche des gutaussehenden Soldaten Chester schier kaputt lachen möchte und das Lachen und Scherzen auf dem - wohlgemerkt - Fluchtweg kein Ende zu nehmen scheint.
Erzählt wird die Geschichte auf drei Ebenen und da ist einerseits die Heldin Sóley, die natürlich wunderschön und weißblond ist und bei deren Zeichnung am Ende des Klappentextes ich mich dann voll Mitleid fragen musste, wie das arme Ding denn mit so aufgepumpten Lippen jemals etwas ohne zu kleckern trinken will. Die zweite Ebene gehört dem jungen Soldaten Chester, der auch ein eigenartiges Geheimnis mit sich herumträgt und in der bereits erwähnten Zeichnung mit der unnahbaren Schönheit und dem emotionalen Ausdruck einer Schaufensterpuppe gezeichnet ist. Auf der dritten Ebene plappern zuletzt die Dämonen vor sich hin und dieser Teil war mit seinen verknurzten Namen und seinen wurbeligen Bezeichnungen der diversen Dämonengruppen noch am schlimmsten zu bewältigen und wer sich hier über meine Adjektive wundert - die habe ich nur eingebaut, um einen kleinen ersten Eindruck zu vermitteln.
Wenn die Dämonen beim Gläschen zusammensitzen
Lexi v. Golden berichtet von zwei Welten, die aufeinanderprallen und natürlich sind Dämonen mit von der Partie und andere sind magielose Wesen - immerhin werden sie nicht Maggel (oder so) genannt - und selbstverständlich stammen einige aus einer düsteren Welt und andere aus der realen und es soll sich dann doch noch irgendwo treffen. Ich fühlte mich regelmäßig an eine verschwurbelte Mischung aus Ron, Harry und Hermine erinnert und wenn man mit denen nicht mehr weiter kam, dann hat man sich ein wenig mit Bella und Edward oder vielleicht sogar mit einem Schicksal wie das des Clark Kent, den seine Eltern ja auch nur retten wollten und wenn das alles nichts mehr nutzte, dann kam das Dämonenkränzchen mit seinem eigenartigen Kauderwelsch oder seinen speziellen Helfern, die Bella und Edward - pardon Chester und Sóley - hilfreich unter die Arme griffen. Für eine gute spannende Unterhaltung sorgte das bei mir nicht - die Aussicht, dass Sóleys Abenteuer vielmehr im August mit dem Roman Shades of Bones fortgesetzt werden soll, löste bei mir eher eine leichte Beunruhigung aus, wenn auch sicher verbunden mit der Frage, ob dann auch noch Ana und Christian durch die Handlung irrlichtern.
Fazit
Glauben wir dem Buch sind auch die Dämonen am Ende des Tages nur ein bisschen veränderte Menschen und wenn der große, schmerzhafte Wandel eintritt, dann kann es nie schaden, wenn man die Hand des Dämonen auf sich spürt oder idealerweise unter einem liegt. Wer sich jetzt ein wenig verwirrt fühlt, der weiß, wie es mir bei der Lektüre die halbe Zeit gegangen ist.
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