Was wichtig ist, darf ruhig ein bisschen "cheesy" sein!
Beck ist die Pizza-Prinzessin. Das ist keine Frage alten Adels, sondern ihr ist dieser Titel in den Schoß gefallen, wenn auch sicherlich die Frage der Geburt eine Rolle spielt: Als Becks Mama hochschwanger noch schnell eine Pizza essen gehen wollte, da wurde sie im Restaurant von den Wehen überrascht und weil dann alles ganz, ganz schnell gehen musste, erblickte Beck auf dem Damenklo das Licht der Welt. Alle waren ganz aus dem Häuschen und Del, der großzügige Restaurantbetreiber sicherte dem Neugeborenen und seiner Familie zu, dass sie an jedem ihrer Geburtstage kostenfrei in seiner Pizzeria essen durften und natürlich waren dann auch oft die Zeitungsreporter mit von der Partie. Ehrlich gesagt - Beck ist die Geschichte ziemlich peinlich, aber immer hat sie gute Miene zum Pizza-Spiel gemacht. Was ihr aber jetzt ganz bestimmt und überhaupt nicht gefällt, dass sie jetzt auch noch in der Pizzeria jobben soll. Es gäbe doch sicherlich spannendere, schickere Jobs und ganz bestimmt müsste sie da auch nicht die doofe Pizzeria-Uniform tragen und überhaupt - was soll ihre coole Clique dazu sagen? Von denen arbeitet natürlich keiner da, sondern hier trifft sie nur auf eigenartige Nerds, mit denen sonst keiner so richtig etwas zu tun haben will. Aber kennt man sie ein bisschen besser, dann sind sie doch gar nicht mal so komisch und da ist auch noch Tristan, der hier jobbt. Also der ist eigentlich überhaupt nicht uncool ...
„Arbeitet da irgendjemand Cooles?“
Vielleicht kennen wir alle so eine Pizzeria. Richtig schick ist sie nicht, es hängen eigenartige, ein bisschen verblasste Fotos vom Trevi-Brunnen an den Wänden, in der Ecke breitet eine Madonna die Arme aus und die Pizza schmeckt schon lecker, aber es gibt ehrlich gesagt woanders auch mindestens genauso gute. Mit den richtig hippen Läden, in denen man im schicken Outfit gerne hingeht, hat das nicht viel zu tun und die Bedienung, die schaut man sich da auch gar nicht so richtig an. In Rebeccas (Becks) Leben ist das die Pizzeria „Hot'N Crusty“ und wenn die Pizzas hier ganz lecker sind - mehr als hin und wieder da essen zu gehen will Beck mit dem Laden nicht zu tun haben. Daher ist es ein richtiger Schlag für sie, als sie jetzt da anfangen soll zu arbeiten. Beck wäre auch im Traum nicht auf diese Idee gekommen, aber ihre Eltern meinen, dass es langsam Zeit wird, dass sie auch ein bisschen eigenes Geld verdient und - was macht man nicht um des lieben Friedens willen?
Für mich machte das unsere Heldin und Ich-Erzählerin aber von Anfang an nicht allzu sympathisch. Auch wenn ich ein gewisses Verständnis für sie hatte. Es wäre vielleicht auch nicht jeder von uns so angenehm gewesen, wenn in den Lokalnachrichten darüber berichtet würde, dass wir auf einem Damenklo zur Welt gekommen sind. Das würde auch nicht so ganz ins Bild passen, wenn wir lieber mit der coolsten Clique der Schule unterwegs wären, oder? Die US-amerikanische Autorin Lauren Morill erzählt hier aber, wie sich die etwas hochnäsige Pizza-Prinzessin im Laufe eines Sommers verändert. Beck lernt, über ihren Tellerrand zu gucken und das nicht nur im Zusammenhang mit einer heißen Pizza Margarita.
„Und niemand hat sich die Mühe gemacht, mich einzuladen.“
Dennoch erzählt Morrill nicht nur die Geschichte, vom ersten Job oder der ersten Liebe, die auch nicht so läuft, wie unsere Heldin es sich gewünscht hätte. Es ist vielmehr eine Sommergeschichte, über die großen Unsicherheiten. Darüber, wie es ist, wenn er, für den das Herz doch so verrückte Kapriolen schlägt, plötzlich mit einer Freundin zusammen ist, natürlich mit der, die so wunderschön aussieht, so toll tanzt und alles hat, was wir uns wünschen. Darüber wie es ist, wenn man die Fotos von den Freunden sieht, zu denen man bis vor Kurzem ganz fest gehörte und die plötzlich Sachen ohne einen unternehmen und erst gar nicht gefragt haben, ob man dabei sein möchte. Beck lernt schmerzhaft, dass sich Welten verändern können. Aber sie lernt auch genauso, dass sie ihren Beitrag zu ihrem eigenen Glück leisten muss. Warum melden sich die alten Freunde immer seltener? Weil sie das Interesse an ihr verloren haben? Oder weil sie das Gefühl haben, dass sie ihr auch nicht mehr wichtig sind?
Erst als Beck lernt, dass sie beide Welten verbinden kann, die nicht nur stereotyp an sich selbst interessiert sind, sondern auch Gefühle haben und verletzlich sind, gelingt es ihren eigenen, guten Weg zu finden. Mit Beck sehen wir, dass es nicht so wichtig ist, was unsere Freunde von diesem oder jenem halten, sondern dass es darauf ankommt, wie wir jemanden sehen. Wir lernen mit ihr auch, dass wir ruhig mal mehr von unseren Freunden erwarten können. Nur weil jemand cool ist oder materiell bessergestellt, muss das nicht direkt heißen, dass er oder sie dann direkt hochnäsig sein muss. Nicht nur die „normalen“ Kids sind hier die Helden - sondern auch die „Rich Kids“ können auch richtig toll und nett sein.
Fazit
It's a kind of a cheesy Lovestory hätte eine reine, etwas kitschige, cheesige Lovestory erzählen können. Dennoch erzählt der Roman mehr: Er erzählt vom sich selber finden und vielleicht kommt dann auch die Lovestory – und den Cheese, den lassen wir lieber auf der Pizza.
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