Ein Kampf um Befreiung
Der 14-jährige Moa lebt als Sklave auf einer jamaikanischen Zuckerrohrplantage. Die Arbeit in der brütenden Hitze ist fast gar nicht zu ertragen und die Angst vor Peitschenschlägen sitzt den Sklaven immer im Nacken. Häufig lauert auch der Tod, sei es durch Entkräftung oder die Hand der Aufseher. Der Tod nimmt Jung und Alt und erschüttert die Gemeinschaft aufs Tiefste. Der schmerzhafte Abschied von Miss Pam ist besonders schwer zu verkraften: Die Schwangere hatte die traditionellen Geschichten und Lieder mit den jüngeren geteilt, für die das Heimatland nur ein ewig entfernter Traum ist.
Als einige einen Aufstand planen, muss Moa entscheiden, was er bereit ist, zu tun.
„Lieber für etwas sterben als an einem kaputten Körper im Dienst von einem Sklavenhalter.“
Die Angst vor einem grausamen Tod durch Peitsche oder Verhungern ist eine mächtige. Während Moas Vater absolut gegen den Aufstand ist, wünscht seine Mutter ihm die Freiheit. Lange dauert die Zeit der Entscheidung nicht. Die Sklaven erheben sich und nehmen keine Gefangenen. Ihr Drang nach Freiheit, nach ihrer Identität und Gerechtigkeit ist groß.
Moa entkommt der Enge der Plantage und erkennt, dass die Insel größer ist als das kleine Stück Land, auf dem er sein bisheriges Leben geschuftet hat. Er sieht zum ersten Mal das Meer, er erlebt eine hoffnungsvolle Gemeinschaft, die Kraft aus den alten Göttinnen zu schöpfen. Dafür muss er kämpfen und immer wieder neu entscheiden, wieviel er zu geben bereit ist.
Ein historischer Kampf
Durch seine familiären Wurzeln in Jamaika ist der Autor Alex Wheatle mit den Geschichten rund um den Revolutionär Tacky aufgewachsen. Der Osteraufstand 1760 hat sich über mehrere Plantagen auf der Insel Jamaika verbreitet und wurde blutig niedergeschlagen. Doch die Hoffnung, die Geschichten und die Menschen wurden nicht vergessen und sind ein wichtiger Teil der Geschichte der Sklaverei – und ihrer Abschaffung - geworden.
Die Geschichte wird aus der Sicht eines Teenagers erzählt, der nichts anderes als das Leben auf der Plantage kennt. Er kennt Schmerzen, Angst, Verletzungen und den Tod. Die Älteren verbinden ihn mit seinem Heimatland, mit seiner Geschichte und der Idee von Freiheit.
Von Mutter und Vater meist getrennt, verbindet ihn mit Keverton eine tiefe Freundschaft. Zusammen stürzen sie sich in den Kampf und stehen sich in der Not zur Seite. Moa stellt sich immer wieder die Frage, wieviel Gewalt er anzuwenden bereit ist. Dabei hat er meist gar keine Wahl. Dies ist ein zentrales Thema dieses Romans, der viel zu eigenen Überlegungen einlädt.
Alex Wheatle erzählt sehr eindrücklich und behutsam diese doch sehr grausame Geschichte mit historischem Hintergrund. Der Tod ist allgegenwärtig und gewaltvoll. Doch dazwischen scheinen auch Mut und Freundschaft durch. Das aufeinander Aufpassen und die gemeinsamen Mahlzeiten in Freiheit mit Blick aufs Meer sorgen für eine Verschnaufpause.
Während die Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika schon recht bekannt ist, sind solche von anderen Orten, jedenfalls im Jugendbuch, noch selten.
Der persönliche Bezug zu den befreiten Sklaven Jamaikas schafft eine beeindruckende Verbindung von den historischen Geschehnissen bis in unsere Gegenwart. Zahlreiche Geschichten wurden noch nicht erzählt, unzählige Morde nicht entschuldigt und rassistische Abwertungen noch immer nicht beendet.
Dies ist ein sehr wichtiger Beitrag, um das Bewusstsein zu schärfen und sich mit den vielen Themen rund um Sklaverei zu beschäftigen.
Fazit
Cane Warriors ist ein sehr persönlich erzähltes Jugendbuch über einen Sklavenaufstand in Jamaika. Dem Kampf um Freiheit wird hier immer wieder die Frage nach den Mitteln gegenübergestellt, die nie abschließend beantwortet werden kann. Ein Buch zum Fühlen und Nachdenken.
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