Henny & Ponger

Die S-Bahn rattert durch Hamburg. Leute starren in Gedanken aus dem Fenster oder sie betrachten diejenigen um sich herum. Jemand fragt nach Kleingeld. Ponger ist heute in der falschen Bahn. Es stört ihn nicht, denn er liest – und entdeckt dann ein Mädchen, das in genau dem gleichen Buch liest.

Kann das Zufall sein?

„Ich finde, Henny ist ein guter Name für sie. Und als ich Henny zum ersten Mal gesehen habe, war mir gleich, als hätte sie Farbe mit in den Raum gebracht. Das hat mir gefallen.”

Ponger fühlt sich von Henny angezogen, doch die weist Gefühle jedweder Art als Hirngespinste ab. Als das Mädchen eine Notbremsung verursacht und sich später Mitarbeiter vom Katastrophenschutz nach ihr erkunden, will Ponger lieber nichts mit ihr zu tun haben.

Doch ihre Wege kreuzen sich erneut. Sie scheinen sich zu verstehen – und irgendwie auch nicht.

Henny braucht Ponger, der ein besonderes Gespür für Technik hat und alte Flipperautomaten repariert. Auf einer Reise nach Amrum gibt Henny sich zu erkennen, Ponger bekommt eine Vergangenheit und eine gemeinsame Zukunft steht in den Sternen.

Ist Liebe echt?

Nils Mohl hat hier einen besonderen Liebesroman geschrieben. Nämlich einen, der Liebesromane infrage stellt und mit analytisch-poetischen Augen auf die menschliche Gefühlswelt blickt.

Denn für Henny ist spätestens nach der Lektüre des Liebesromans klar: Liebe – oder das Verliebtsein – ist auf jeden Fall gänzlich unoriginell. Alles Romantische wurde schon einmal gesagt oder getan, oder eben geschrieben. Das wirft die Frage auf, ob Gefühle echt sind, und ob man nur denkt, dass man sie fühlt, weil sie zur Situation passen. Wen liebt man hier wirklich und ist das dann ein Grund, gänzlich darauf zu verzichten?

In über 200 Kapiteln übernimmt Henny die Kontrolle über Pongers eintöniges Leben. Nicht viel ist über beider Leben bekannt, nur, dass da etwas irgendwie ungewöhnlich ist. Wie ungewöhnlich, blinkt immer mal und immer mehr durch. Pongers Reparierleidenschaft für 90er-Jahre-Flipperspiele ist ein charmanter Kunstgriff, um ganz unterschiedliche Figuren dieses außergewöhnlichen und aufregend geschriebenen Jugendbuchs zusammenzuführen.

Nils Mohls Sprache ist klar und leicht zugänglich. Absolut ungekünstelt trifft er den richtigen Ton und greift sicherlich viele Gedanken Jugendlicher auf. Auch sehr spannend sind die vielen Seiten der Nebencharaktere, die durch den Roman hindurch ganz viele Puzzlestücke aneinanderfügen, sodass am Ende ein wirklich nur zu empfehlender und ganz einzigartiger Jugendroman entsteht.

Fazit

Hennys und Pongers Liebesgeschichte fesselt auf geheimnisvolle und besondere Weise und ist weder kitschig noch voller Liebe, sondern eher erfüllt von Gedanken und Gefühl. Nils Mohl ist wieder einmal ein herausragendes Jugendbuch gelungen.