Mehr als wahrscheinlich

  • Arctis
  • Erschienen: September 2022
  • 1

übersetzt von Henriette Zeltner-Shane; Hardcover, 380 Seiten

ISBN: 9783038800606

Mehr als wahrscheinlich
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Julian Hübecker
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2022

Feministisch und gewaltig

Ava, CJ, Jordan und Martha sind unzertrennlich: Sie verbringen jeden Tag miteinander und sind immer füreinander da. Dennoch haben sie unterschiedliche Ziele und Wünsche und müssen dabei viele Hindernisse überwinden. Vor allem aber hätten sie sich niemals vorstellen können, dass eine von ihnen eines Tages Präsidentin der USA werden würde. Doch wer wird es sein?

„Ich allein werde Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika.“

Keine aus der Viererclique hätte sich vorstellen können, dass 30 Jahre später eine von ihnen Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden würde. Obwohl sie alle intelligent sind und durchaus von großen Karrieren träumen, so warten noch große Herausforderungen auf sie, bevor das Erwachsensein anfängt. Neben den üblichen Teenager-Problemen ist die Wahl der richtigen Universität entscheidend, aber auch von Selbstzweifeln geprägt. Dennoch schafft es eine von ihnen ins Präsidialamt. Wer wird es wohl werden?

Ava hat mit vielen Zweifeln zu kämpfen und denkt viel darüber nach, was andere von ihr halten könnten. Sie ist jedoch künstlerisch sehr begabt und möchte am liebsten eine Kunsthochschule besuchen. Außerdem fühlt sie sich entwurzelt, da sie ihre leibliche Mutter nie kennengelernt hat.

CJ dagegen möchte unbedingt nach Stanford, doch fehlen ihr einige Punkte im SAT-Test, der den Zugang zu Universitäten ermöglicht. Daher lernt sie sehr viel und vergisst darüber allzu oft, was wirklich zählt im Leben.

Jordan dagegen möchte Journalistin werden. Sie verbeißt sich in den Fall, dass der örtliche Park platt gemacht werden soll, um ein riesiges Bürogebäude zu errichten. Sie wittert die große Story und biegt sich die Wahrheit zurecht, um an ein Exklusivinterview zu kommen.

Martha schlussendlich leidet sehr darunter, dass sie arm ist und ihre Chancen, die hohen Studiengebühren aufzubringen, sehr gering sind. Ein Stipendium könnte sie da weiterbringen, doch nicht jedes kommt in Frage.

Whodunit der anderen Art

Mehr als wahrscheinlich ist das erste Buch von Sarah Watson, die jedoch bereits durch die Serie „The Bold Type“ bekannt sein dürfte, die sie produziert hat. Den feministischen Ansatz, den sie in der Serie verfolgt, treibt sie mit diesem Jugendroman nochmal weiter und bringt zusätzliche Spannung hinzu, indem man miträtseln darf, wer von den Vieren eines Tages Präsidentin werden wird. In einem Prolog erlebt man die letzten Schritte bis zur Vereidigung und wird ein wenig mit Informationen angefüttert, bevor es losgeht. Dabei erfährt man, dass diejenige welche „Diffenderfer“ heiraten wird. Sehr schnell weiß man, dass Logan Diffenderfer ein Mitschüler der Mädels war – und dieser Junge ist auch ein wesentliches Element, um das Rätseln noch spannender zu gestalten.

Logan ist ein absoluter Traumboy: Er ist respektvoll, nett, gutaussehend und zuvorkommend. Er ist omnipräsent und besucht gerne das Kino, in dem Martha arbeitet, fotografiert für Jordans Artikel, malt im gleichen Kurs wie Ava und joggt gerne wie CJ. Man ist also ständig versucht, die Beziehungen zwischen Logan und den Mädels zu analysieren und schließlich meint man, eine Entwicklung auszumachen, nur um am Ende dann doch falsch zu liegen. Denn ein Twist darf natürlich nicht fehlen! Damit trägt Mehr als wahrscheinlich dem „Whodunit“-Charakter voll Rechnung.

Am schönsten zu lesen ist aber die Freundschaft zwischen den vier Mädchen; sie ist pur und ehrlich, verlässlich und voller Vertrauen. Es sind alleine schon wunderschöne Lesemomente, wenn man die Freundinnen untereinander erlebt, weil sie sich uneingeschränkt aufeinander verlassen können. Sarah Watson schreibt diese Zeilen so zart, gleichzeitig aber auch stark, dass man sich einfach wohlfühlt und das Geschehen genießt.

Fazit

Feministisch und gewaltig – so kann man am ehesten dieses Erstlingswerk von Sarah Watson beschreiben. Es geht um Freundschaft, große Ziele und Rückschläge, aber auch um Visionen einer Zukunft, für die es sich zu arbeiten lohnt.

Mehr als wahrscheinlich

Sarah Watson, Arctis

Mehr als wahrscheinlich

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