Persönlich, informativ und bereichernd
Die Welt ist offener geworden. Menschen haben die Möglichkeit über Grenzen hinaus umzuziehen. Sie ziehen dorthin, wo es Arbeit gibt oder wo sie sich eine bessere Zukunft für ihre Kinder erhoffen. Viele müssen aber auch ihr Land verlassen, sei es, weil sie verfolgt werden oder, weil Krieg herrscht.
Aus jenen Zugezogenen werden Einheimische, sie bekommen Kinder, und doch wird ihnen häufig das „Heimisch sein“ abgesprochen. Das geschieht mit offenkundigem Rassismus, aber oft auch ganz leise, unbewusst und ungewollt.
„Nee, ich meine EIGENTLICH, wo du EIGENTLICH herkommst?“
Die Autorin und Illustratorin Lucia Zamolo bekommt eben jene Frage häufig auf Partys oder in Gesprächen gestellt. Da weiß sie ganz oft gar nicht, was sie antworteten soll, weil ihre Antwort oft von vornherein als nicht ausreichend gewertet wird. Denn sie ist Deutsche, aus dem Ruhrpott, aber jene Fragenden möchten sie gerne in Italien sehen, mit einer Einwanderungsgeschichte, Tomatensoße und Exotik.
Häufig sind diese Fragen nach der Herkunft gar nicht böse gemeint, sondern sollen Interesse und Weltoffenheit bekunden. Sie stellen die Gefragten jedoch vor große Probleme, denn einerseits will man natürlich nicht ständig fremden Leuten seine Familiengeschichte erzählen und sich rechtfertigen oder erklären. Und manchmal sind eben jene Fragen auch mit traurigen Schicksalen verbunden, die einfach auch niemanden etwas angehen.
Lucia Zamolo klärt auf, über Mikroaggressionen und toxische Komplimente, über versteckte Vorurteile, Schubladendenken und erzählt vor allem davon, wie sich das anfühlt. Dies tut sie auf ihre einzigartige künstlerische Weise, mit fantasievollem Lettering und Illustrationen von sich selbst, die wunderbar Stimmungen und Besonderheiten einfangen. Sie verbindet unterschiedliche Erzählweisen: Comic, Grafiken und interessante Bildkompositionen. Dieses Spielerische ist oft witzig, kann aber auch wirklich das Verletzliche zeigen, das diese ganze Thematik in den Betroffenen auslöst.
Damit schafft sie es sehr gut, dass der Leser sich selbst hinterfragt, seine eigenen unbewussten Äußerungen beleuchtet, seinem eigenen Verhalten auf die Füße tritt. Es wird deutlich, dass für diese Art des Rassismus noch ein größeres Bewusstsein geschaffen werden muss, und das gelingt ihr sehr gut.
Fazit
Kunstvoll und sehr verständlich beleuchtet Lucia Zamolo eine alltägliche und kränkende Art des Rassismus. Anhand ihres eigenen Erlebens schafft sie ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer toleranteren und überlegteren Kommunikation.
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