Ein Debüt, das lange nachhallt
Es gibt Jugendbücher, die kann man ab einem bestimmten Alter nicht mehr lesen. Doch manchmal schaffen es AutorInnen, mit einer einzigen Geschichten viele unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Yadriel und Julian – Cemetery Boys ist so ein Beispiel. Das Buch ist aber nicht nur eine Mischung aus Fantasy und Coming-of-Age, sondern hat auch einen Hauch von Horror.
Geisterstunde in East L.A.
Der Abend vor Halloween in einem Friedhof in East Los Angeles: Zwei Teenager werden von einer seltsamen Kraft in eine verlassene Kirche geführt. Der Boden knarzt unter ihren Füßen, das Mondlicht fällt durch die kaputten Fenster. Der Junge hebt eine silberne Kette vom Boden auf und… BOH! Ein Geist erscheint!
Ungefähr so verläuft die erste Begegnung von Yadriel und seiner Cousine Maritza mit dem Geist des kürzlich verstorbenen Julian. Nur, dass Geister zu sehen für die beiden Jugendlichen nichts Besonderes ist. Denn Yadriel und Maritza gehören zur Brujx-Gemeinschaft. Während Brujas über Heilkräfte verfügen, ist es die Aufgabe der Brujos, die Geister der Verstorbenen ins Jenseits zu führen.
Auch wenn Yadriel und Maritza fester Bestandteil der Gemeinschaft sind, sind sie doch Außenseiter. Maritza, weil sie als Veganerin sich weigert, Tierblut für das Heilen von Menschen einzusetzen. Und Yadriel, weil er Trans ist. Aber Yadriel will kein Außenseiter sein. Er will wie sein Vater, sein Bruder und jeder andere Brujo in der Gemeinschaft die Geister der Verstorbenen beschwören und ihnen helfen, ins Jenseits zu kommen. Deswegen nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand. Mit Maritzas Hilfe schafft er es. Doch bei seiner ersten Beschwörung geht etwas schief und der falsche Geist steht vor ihm: Julian, der Bad Boy seiner Highschool.
Und jetzt bereitet er Yadriel Schwierigkeiten, denn Julian ist weit davon entfernt, bereitwillig ins Reich der Toten überzutreten. Mit Yadriels Hilfe will er herausfinden, wie er gestorben ist. Und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto weniger will auch Yadriel, dass Julian geht.
Zeitloses Coming of Age
Erwachsenwerden, seinen Platz in der Welt suchen und die erste große Liebe. Die Themen in Coming-of-Age-Geschichten sind immer sehr ähnlich. Doch wenn AutorInnen es richtig hinbekommen, sind diese Geschichten unfassbar bereichernd. Und genau das hat Aiden Thomas mit dem Debütroman Yadriel und Julian – Cemetery Boys geschafft. Vor allem die Mischung aus Fantasy und Coming-of-Age hat mir sehr gut gefallen. Die jungen Figuren – allen voran Protagonist Yadriel – sind sehr nahbar und gut geschrieben. Niemand ist perfekt und sie alle verändern sich im Laufe der Geschichte und lernen voneinander. Und wie Aiden Thomas Latinx-Kultur und Magie verwebt, finde ich sehr interessant. Vor allem im Hinblick darauf, dass Yadriel als Trans-Junge sich in einem konservativen Umfeld behaupten muss.
Authentisch, aber mit Haken
Wenn ich dann doch das Haar in der Suppe finden müsste, dann ist das der Mystery-Aspekt. Der wird am Anfang aufgeworfen, dann fallen gelassen, nur um am Ende wieder plötzlich aufzutauchen. Es wäre schöner gewesen, wenn die Frage nach Julians Tod mehr in der Story integriert gewesen wäre, auch wenn das vielleicht ein paar Seiten mehr bedeuten würde. Das andere, klitzekleine Härchen: Dadurch, dass Yadriel und die Brujx der Latinx-Gemeinschaft angehören, wird zwischendurch sehr viel Spanisch geredet – ohne immer übersetzt zu werden.
Fazit
Ich kann Yadriel und Julian – Cemetery Boys jedem nur ans Herz legen. Der Schreibstil von Aiden Thomas ist wunderbar leicht und spannend zugleich und ich erwische mich immer noch dabei, wie ich über die Figuren und einige der Szenen nachdenke. Der Debütroman von Aiden Thomas mag zwar als Jugendbuch vermarktet werden, doch ich finde, dass man auch als Erwachsener dem Buch sehr viel gewinnen kann.
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