Amelia

  • Arctis
  • Erschienen: April 2022
  • 0

übersetzt von Barbara König; Hardcover, 304 Seiten

ISBN: 9783038800590

Amelia
Amelia
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Kathrin Walther
6101

Jugendbuch-Couch Rezension vonSep 2022

Das eigene Leben leben

Den Tag, an dem Amelias Vater ihre Mutter für eine deutlich jüngere Frau verlassen hat, wird Amelia niemals vergessen. Nicht etwa, weil es ab diesem Zeitpunkt keinerlei Familienleben mehr mit ihren desinteressierten Eltern gab, sondern weil sie an diesem Tag in ihrer Lieblingsbuchhandlung auf Jenna trifft, durch die ihr Leben komplett verändert wird. Beide lieben Bücher und schon nach kurzer Zeit sind die beiden unzertrennlich. Schnell ist Amelia mehr bei Jenna und ihren Eltern als bei sich zuhause und vor allem für Jenna ist längst klar, dass sie nach der High-School aufs selbe College gehen werden und dass Amelia Professorin für Englisch wird. Amelia selbst hinterfragt Jennas Pläne kaum, sieht sie doch etwas zu der Freundin auf, die aus einer erfolgreichen Akademikerfamilie stammt und sich auch in höheren Kreisen sicher bewegt.

Doch dann kommt alles ganz anders. Jenna stirbt bei einem tragischen Autounfall und Amelia bleibt zurück, was ihr vollkommen den Boden unter den Füßen wegreißt. Mitten in ihrer Verzweiflung und Trauer erreicht sie dann jedoch ein merkwürdiges Päckchen, in dem sich eine signierte Ausgabe ihres Lieblingsbuches befindet. Amelia ist sich sicher, dass Jenna irgendetwas mit dem Päckchen zu tun haben muss und macht sich auf die Reise, die Herkunft des signierten Buches herauszufinden. Dabei stößt sie auf den geheimnisvollen Nolan E. Endesley, den Autor ihres Lieblingsbuches, der sich am Absendeort des Päckchens vor der Welt versteckt. Auch er trägt eine große Last mit sich, die er durch das Schreiben verarbeitet. Beide sind ziemlich fasziniert voneinander, doch Amelia hat nicht viel Zeit, schließlich muss sie schon bald zurück, um Jennas Plan zu erfüllen, der für sie eine Karriere als Professorin vorsieht…

Die Nachwirkungen der Vergangenheit

Bei Ashley Schumachers Debut-Roman Amelia – Alle Seiten des Lebens handelt es sich nicht um eine lustige Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen, dafür nehmen die Themen Tod und Trauer viel zu viel Raum in der Handlung ein. Sowohl Amelia als auch Nolan tragen beide schwere Päckchen mit sich, die von Schuld- und Pflichtgefühlen geprägt sind und ihnen ein normales Weiterleben unmöglich machen. Nolan verkriecht sich vor der Welt, leidet unter Panikattacken, wohingegen sich Amelia ohne Jenna nicht mehr vollständig und zurückgelassen fühlt und es als Pflicht empfindet, die Wünsche und Pläne ihrer Freundin zu erfüllen, auch wenn sie sich eine ganz andere Zukunft wünschen würde. Dadurch, dass die beiden Protagonisten ein ähnliches Schicksal teilen, finden sie beim anderen Verständnis und haben endlich jemanden, dem sie sich öffnen können. Wären da nicht die Schatten der Vergangenheit, die ihre aufkeimende Liebe überlagern…

Vorhersehbare Liebesgeschichte

Auch wenn die Handlung einige interessante Elemente mit sich bringt, wirkt sie an mehreren Stellen langatmig. Die Trauer um Jenna nimmt sehr viel Raum ein, die sich im Laufe des Romans in ein Pflichtgefühl verschiebt, sodass sich Amelia auch nach dem Tod ihrer Freundin das Gefühl hat, deren Pläne und Erwartungen zu erfüllen, was an vielen Stellen etwas konstruiert wirkt. Die Geschichte nimmt nur langsam an Fahrt auf, auch die Beziehung zwischen Amelia und Nolan tritt sehr lange auf der Stelle, ohne sich wirklich weiterzuentwickeln.

Zwar spielt die persönliche Weiterentwicklung der beiden jungen Menschen auch eine bedeutende Rolle in der Handlung, doch auch in diesem Punkt geht es nur sehr schleppend voran. Die Charaktere selbst sind zwar sympathisch, doch auch etwas vorhersehbar. Dadurch, dass die Geschichte aus der Perspektive Amelias erzählt wird, lassen sich ihre Gefühle und Gedanken gut miterleben, sodass man ihre Motive und Handlungen gut nachvollziehen kann. Gleichzeitig wirkt es ermüdend, da Jenna einen großen Teil ihrer Gedanken einnimmt und sich viele Aspekte immer wieder wiederholen.

Fazit

Eine eher durchschnittliche Liebesgeschichte, die trotz vieler verschiedener Themen langatmig wirkt. Auch wenn das Buch zeigen will, dass es wichtig ist, seine eigenen Träume und Ziele zu verfolgen, nehmen vor allem die Themen Trauer, Schuld und Pflichtgefühl erdrückend viel Raum ein, sodass positive Themen wie Liebe oder Selbstverwirklichung eher eine Nebenrolle spielen.

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