Drachen

übersetzt von Marike Dörries; Hardcover, 128 Seiten

ISBN: 9783961771011

Drachen
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Yannic Niehr
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMai 2022

Ein außergewöhnliches Kompendium über das „notwendige Monster“

Sie faszinieren Menschen seit Urzeiten: Drachen. In fast jeder Kultur tauchen die mythischen Wesen, oft unabhängig voneinander, auf – sei es in der Bibel, in Mythen und Legenden, im westlichen Mittelalter oder in Fernost als Wassergeist und Glücksbringer. Manchmal sind sie weise, manchmal zum Fürchten, doch immer sind sie überlebensgroß und zum Staunen. Leviathan, Hydra, Lindwurm – sie alle sind Variationen ihrer Vorboten aus den urältesten menschlichen Legenden.

Sie können die niedere, dunkle Seite in uns symbolisieren (wenn sie z.B. einen Goldschatz bewachen; diese Art von Drache ist häufig zuvor ein Mensch gewesen, der sich durch seine Gier in ein Ungeheuer verwandelt hat) oder die destruktive, unzähmbare Macht des Lebens und der Natur. Ihr konstantes Auftauchen von den frühesten Werken bis in die moderne Fantasyliteratur (man denke an so illustre wie auch verschiedenartige Vertreter wie Drogon, Draco oder Smaug) legt nahe, dass sie tief im kulturellen Gedächtnis der Menschheit verwurzelt sind. Mit Drachen erhalten die ehrfurchtgebietenden Geschöpfe einen Sammelband, der ihrer würdig ist.

„Kein Ungeheuer scheint so universal und unausweichlich zu sein wie der Drache“

Der schwedische Illustrator Johan Egerkrans hat schon mit seinen Bildbänden über nordische Wesen und Götter, diverse Untote sowie Dinosaurier geglänzt (tatsächlich fußt eine in Drachen erwähnte Theorie über die Allgegenwärtigkeit von Drachen in der menschlichen Vorstellung auf einer von unseren Vorfahren möglicherweise genetisch an uns weitergegebenen kollektiven Erinnerung an die einst die Erde beherrschenden Riesenechsen). Egerkrans‘ neuestes Werk ist nun dem faszinierendsten aller Fabelwesen gewidmet. 

„Sie sind Feuer, Rauch, Vulkan, tobender Sturm, wirbelnder Fluss und der große, dunkle Ozean“

Egerkrans durchkämmt Sagen der griechischen Antike, den biblischen Schöpfungsmythos, die fernöstliche Folklore sowie die Historie europäischer Legenden, und pickt sich die interessantesten und eindrücklichsten Vertreter der Spezies heraus. Er hat einiges an Informationen zusammengetragen. Neben einem erhellenden Vor- und Nachwort, in denen Egerkrans über die Geschichte der Drachen sowie ihren vielfältigen, sich stets transformierenden Bedeutungsgehalt philosophiert, trägt er die wildesten, leidenschaftlichsten, gruseligsten, tragischsten und ungewöhnlichsten Geschichten über Drachen, Drachentöter und drachenartige Schlangen und Bestien zusammen, die er in knappen, angenehm zu lesenden Texten vorstellt, welche dankbarerweise mit einer guten Portion trockenem Humor gewürzt sind.

Das Highlight sind natürlich wie immer die bildschönen Illustrationen: In seinem ureigenen, dynamischen Stil weiß Egerkrans die verschiedensten Drachenarten schillernd und lebendig einzufangen und in den unterschiedlichsten Stimmungen darzustellen. Dabei bedient er sich auch der visuellen Ästhetik der verschiedenen Kulturen, aus denen die vorgestellten Drachenwesen entlehnt sind. So entstehen wunderschöne, atmosphärische Bilder, an denen man sich gar nicht sattsehen kann.

Als kleiner Kritikpunkt wäre ein Mangel an Übersichtlichkeit zu nennen: Man hätte die inhaltliche Kategorisierung deutlich besser gliedern können. Und tatsächlich vermisst man am Ende doch den ein oder anderen bekannten Vertreter der Gattung Drache. Doch dass man sich nach dem Zuschlagen der letzten Seite nur noch mehr wünscht, ist ja durchaus als Qualitätsmerkmal zu bewerten.

Fazit

Auch mit Drachen landet Egerkrans wieder einen Volltreffer: Man lernt spannende Mythen und Legenden aus den verschiedensten Kulturkreisen kennen, und darf dabei die eigene Fantasie von unvergleichlichen Gemälden beflügeln lassen. Ein Muss für jeden Drachenfan!

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