Die Schwertmacherin
Ziva ist eine Meisterin, wenn es darum geht, Waffen zu schmieden. Ihre Begabung erlaubt es ihr, diese Waffen sogar mit Magie zu verweben, sodass sie widerstandsfähiger, mächtiger und stärker sind als jede andere Waffe. Was sie aber überhaupt nicht kann, ist mit Menschen umzugehen. Nicht einmal mit Kunden kann sie reden, ohne eine Panikattacke zu bekommen. Zum Glück hat sie ihre Schwester, die bildhübsche und allseits beliebte Temra. Zusammen sind sie ein unschlagbares Team: Ziva als Schmiedin, Temra als Verkäuferin.
Doch als Ziva eine Waffe für eine skrupellose Kriegsherrin schmiedet, wittert sie Gefahr. Denn das Schwert, das Ziva erschaffen hat, ist nicht nur übermächtig. Der, der diese Klinge hält, kann die geheimsten Gedanken seines Gegenübers hören. So erfährt Ziva von den Plänen der Kriegsherrin, die zerstrittenen Königreiche mit Macht und Blut wieder zu vereinen und sich selbst zur Herrscherin zu ernennen. Auf der Flucht treffen die beiden Schwestern einen jungen Studenten der Magie, der von Zivas magischen Gaben – und noch mehr von Temra – begeistert ist; und auf einen jungen Söldner, bei dem Ziva die Luft ausbleibt.
Protagonistin mit Angststörung
Richtig spannend finde ich, wie Ziva dargestellt wird. Sie ist groß und mächtig – und trotzdem kriegt sie es bei jeder kleinen sozialen Interaktion mit der Panik zu tun. Tricia Levenseller schafft es ganz gut, die Angststörung ihrer Protagonistin zu übermitteln. Ich konnte richtig die Panik in Ziva spüren, wenn sie mal wieder in die Enge getrieben wurde – sei es wegen eines unzufriedenen Kunden, eines gutaussehenden Söldners oder einer machthungrigen Kriegerin. Jedes Mal, wenn die Panikattacken von Ziva beschrieben wurden, konnte ich sie fühlen, so detailliert und gut wurden die Gefühle der Protagonistin beschrieben.
Zwei Schwestern, wie Pech und Schwefel
Auch die Beziehung zwischen den Schwestern ist sehr gut geschrieben. Der Zusammenhalt und die Liebe, die zwischen Temra und Ziva herrscht, sind unglaublich. Ich habe wenige Bücher gelesen, wo zwei Schwestern eine so tolle Beziehung haben. Klar gibt es Unstimmigkeiten und Streit, wenn sich die beiden mal nicht einig sind. Aber ihre Schwesternschaft steht immer über alles. Dass sie füreinander durch die Hölle gehen würden, ist immer wieder zu spüren.
Umso krasser fallen da die anderen Beziehungen aus dem Rahmen. Zwar wissen wir als Leser, was Ziva über den Söldner Kellyn denkt – das Ganze ist ja aus ihrer Perspektive geschrieben. Aber warum er sich zu ihr hingezogen fühlt, habe ich nicht verstanden. Sie haben so gut wie keine Interaktionen miteinander. Am schlimmsten ist aber die Beziehung zwischen Temra und Petrik, der Vierte im Bund. Es wird zwar gesagt, dass Temra mit dem jungen Studenten der Magie flirtet und dass Petrik ihr verstohlene Blicke wirft. Aber wie daraus Liebe entstehen kann? Ich hatte bei diesen ganzen Liebesbeziehungen eher das Gefühl, dass Autorin Tricia Levenseller diese unbedingt haben wollte, aber nicht genau wusste, wie sich diese entwickeln sollten.
Leere, anachronistische Welt
Trotz der guten Beschreibung der inneren Welt der Protagonistin und der sehr überzeugenden Beziehung zwischen Temra und Ziva, habe ich nach der Hälfe des Romans keine so richtige Lust mehr gehabt, weiterzulesen. Zu wenig hat mich die Welt gepackt. Zum einen konnte ich mir kein übergreifendes Bild machen: Zwischen Mittelalter-Flair mit Reisen zu Pferd und Waffenschmieden haben sich immer wieder moderne Elemente verirrt; in der Schenke gibt es Speisekarten, im heruntergekommenen Markt laufen Menschen mit Einkaufstüten durch die Gegend…
Zum anderen wirkt die Welt unglaublich leer. Neben der Protagonistin und ihren Begleitern habe ich keinen bleibenden Eindruck anderer Personen gewinnen können. Klar gibt es immer wieder Figuren, die mit den vier interagieren. Aber alles passiert so schnell, dass diese nur Schablonen sind. Ähnlich wie bei den Liebesbeziehungen hatte ich auch bei den Nebenfiguren und Schauplätzen das Gefühl, dass sie da sein mussten, aber ohne viel Plan. Nur Orte und Menschen, an denen Ziva und die anderen vorbeirasen.
Fazit
Am Anfang von Sisters of the Sword – Wie zwei Schneiden einer Klinge war ich begeistert, denn Temra und Ziva sind sehr gelungen geschriebene Figuren – vor allem die Beziehung zwischen den beiden Schwestern ist toll. Doch im Laufe der Geschichte sind immer mehr Kleinigkeiten aufgetaucht, bei denen ich mit den Augen rollen musste: karge Schauplätze, unterentwickelte Beziehungen und unspektakuläre Figuren, nur um einige zu nennen. Und wie bei einem Schneeball, der bergab sich langsam, aber sicher zu einer Lawine entwickelt, ist mein Unmut gewachsen. Der Reihe werde ich wohl in Zukunft eher fernbleiben.
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