Loveless

  • Loewe
  • Erschienen: Februar 2022
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übersetzt von Vanessa Walder; Broschur, 480 Seiten

ISBN: 9783743212190

Loveless
Loveless
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Alexandra Fichtler-Laube
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonMai 2022

Die Liebe in all ihren Farben

Endlich ist die Schulzeit vorbei und das richtige Leben kann beginnen. Georgia und ihre besten Freunde Pip und Jason wollen zusammen auf eine Universität gehen und ihr altes Ich in ihrem kleinen Kaff zurücklassen.

Nichtsdestotrotz muss erst einmal die letzte Party überstanden werden. Müssen all die Dinge vollbracht werden, die zum Teenagersein dazugehören. Und dazu zählt eben auch den unerreichbaren Schwarm, der lange Jahre nur ein Schmachtobjekt war, zu küssen. Leider hakt es an der Umsetzung und der Schwarm fängt buchstäblich Feuer und Georgia hat anstatt Bauchkribbeln eher ein Würgegefühl.

„Letzten Endes war das genau das Problem mit Romantik. Es war so einfach Romantik zu romantisieren, weil sie überall war. (…) Ich konnte sie sehen, immer und überall, aber sobald ich näher kam, stellte ich fest, dass nichts da war. Eine Fata Morgana.”

Wenn es schon zu Schulzeiten nicht mit der ersten großen Liebe klappt, hat Georgia immer noch Hoffnung für ihre Unizeit. Angeblich soll man hier sogar den Partner fürs Leben kennenlernen können. Ihre Mitbewohnerin Rooney hat keine Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen und auch Pip und Jason schließen sich diversen Studentenvereinigungen an und finden Menschen, denen sie sich zugehörig fühlen. Sie alle haben jedoch mit verletzten Gefühlen und teilweise auch damit zu tun, sich ihrer Sexualität bewusst zu werden.

Georgia versucht die gesellschaftlichen Konventionen zu erfüllen, erkennt jedoch immer mehr, dass ihre Gefühle nicht mit denen ihrer geliebten Fanfiction oder aus Liebesfilmen übereinstimmen und ihr Körper nie so reagiert, wie sie es sich immer vorgestellt hat. Sie erkennt, dass sie anders ist. Anders sogar als jene, die als anders wahrgenommen werden. Sie erkennt aber auch, dass sie trotzdem nicht alleine ist.

Ein Plus an Liebe

Loveless ist ein moderner Jugendroman, weil er wirklich das Kaleidoskop der menschlichen Liebe thematisiert. Das sich Verlieben, einen Partner finden und eine Familie gründen sind grundlegende Lebensvorstellungen, die Themen für zahllose Unterhaltungen, Filme, Bücher, Geschichten oder Träume sind und die als naturgegeben angesehen werden. In den letzten Jahren stieg die gesellschaftliche Akzeptanz von gleichgeschlechtlicher Liebe und trans-Menschen und auch sie wurden Teil eben jener Lebensvorstellung von Anziehungskraft und Begehren.

Menschen, die sich nicht in diesen erweiterten und inklusiveren Liebesbegriff sehen, hat Alice Oseman in ihrem Roman eine Plattform gegeben. Sie hat sehr gut die verworrenen Gefühle, die Verletzlichkeiten und das Unverständnis sich selbst gegenüber in eine Geschichte voller Liebe und Freundschaft, Selbstsuche und Akzeptanz, Trauer und Neuanfang verwoben und dabei noch einige Facetten mehr der menschlichen Gefühlsbreite ausgelotet.

Georgia erkennt, dass sie sich weder romantisch noch sexuell zu anderen Menschen hingezogen fühlt und diese Art von körperlicher Nähe Bauchschmerzen und Ekel in ihr hervorrufen. Wie soll sie also jemals jemanden finden, der wie ein Partner immer mit ihr zusammenbleiben will, sodass sie nicht einsam und allein endet? Durch ihr neu gewonnenes Verständnis und ihren genaueren Blick erkennt sie jedoch, dass es einige Menschen gibt, denen es ähnlich geht, und dass diese ihren eigenen individuellen Weg finden, um glücklich zu sein.

Voller Liebe zur Liebe, zu Shakespeare, zu Büchern, zum Nerdsein lässt Oseman ihre Protagonisten während eines aufregenden ersten Jahres weit ab von zuhause und der Vergangenheit sich selbst entdecken, eigene Erfahrungen sammeln und Fehler machen.

Loveless ist ein Roman für lange Schmökertage für junge Erwachsene, welcher romantisch, verrückt und belebend ist.

Obwohl es sicherlich ein sehr empfehlenswertes und wichtiges Buch für viele ist, hat die Geschichte doch auch ihre Längen und Georgias sich wiederholende Gedankengänge, die sie nicht dazu bringen, die ganze Bandbreite der LGBTQ+ Gemeinde zu erkunden, die sich auch genau vor ihrer Nase befindet, können die Leser sicherlich etwas ungeduldig werden lassen.

Fazit

Gefühle und die Liebe sind so individuell wie es die Menschen sind. Loveless thematisiert das Erkennen des eigenen Ichs abseits und entgegengesetzt von gesellschaftlichen Normen oder Ideen. Was anfangs schmerzlich ist, führt zu der Erkenntnis, dass Liebe offen ist und viele Formen hat.

Loveless

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