Bunte Fische überall

Hardcover, 191 Seiten

ISBN: 9783958541702

Bunte Fische überall
Bunte Fische überall
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Alexandra Fichtler-Laube
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJan 2022

Liebe, Herzschmerz und ein Baby

Ipads und Tagebücher unterscheiden sich erheblich. Das eine wünscht man sich, das andere bekommt man geschenkt. Barnies Papa hat sehr konkrete – und manchmal doch recht altmodische – Vorstellungen vom Kindererziehen, da kommt auch ihr Dad nicht so richtig dagegen an. Also nutzt Barnie von nun an das Tagebuch, um eine der aufregendsten und peinlichsten und formativsten Zeiten eines Menschenlebens zu dokumentieren – die Pubertät.

„Kann es sein, dass wir hier mit aller Kraft sämtliche überflüssigen technischen Geräte abwehren, nur damit die Schule unserer Tochter unsere Pläne torpediert? Kann es sein, dass es sich bei dieser Puppe in Wahrheit um einen Computer handelt?“

Die Pubertät zeichnet sich auch dadurch aus, dass man meist Gefallen an der Liebe findet. Damit diese Liebe sicher florieren kann, nimmt Bernies Schule an einem besonderen Programm teil: Die Heranwachsenden finden sich zu Paaren zusammen und kümmern sich je um ein Baby. Ein computergesteuertes Baby, das weint und gefüttert werden will und ganz bald die Nerven der Schülerinnen und Schüler und so mancher Lehrer strapaziert. Bernie ergattert Sergej als Vater ihres Computerbabys. Das Kennenlernen ihres Schwarmes ist äußerst aufregend für Barnie, wird aber problematisch, als er sein Unverständnis ihrer Familie gegenüber nicht wirklich überwinden kann.

Aber Familien gibt es in allen Formen und Farben … und da geht es mit der Liebe genauso.

Frech-witziger Ton und gaaanz viel Augenrollen

Barnie ist eine Wucht und mit Wucht ist sie die Heldin dieser Geschichte. Frech, ehrlich und authentisch erzählt sie von der ersten Liebe, dem ersten Kuss, Freundschaft und Familie.

Kathrin Schrocke zeigt hier eine Familie, welche nicht gängigen Stereotypen entspricht, aber doch mit genauso viel Unbehagen, Geduld und Liebe einem Kind durch die Fallen und Freuden der Pubertät hilft. Stereotyp wird sie leider im Charakter des übertrieben strengen, zuckerfeindlichen und kontrollierenden Papas, der wohl alle überängstlichen und technikkritischen Eltern symbolisieren soll, aber manchmal doch nicht recht überzeugt.

Dafür wurden die neuen Puppeneltern von der Autorin richtig witzig und fabelhaft unterhaltsam geschildert: Allein schon die Namenswahl zu Beginn ist sehr lustig getroffen, geht mit den unterschiedlichen Vorstellungen für die Babybeschäftigung weiter und findet einen Höhepunkt im Zwischenmenschlichen, welches durch das Elternsein ganz schön strapaziert wird. Barnies Schwarm Sergej kann mit ihrer Familie wenig anfangen, seine Eltern und seine Freunde erkennen diese Liebe nicht an und werten sie ab. Ohne sich eigene Gedanken zu machen, wiederholt er nur andere und merkt nicht, wie er Barnie immer wieder vor den Kopf stößt und verletzt. Sie muss erkennen, dass sie sich nur von ihm lösen kann, obwohl er sonst eigentlich sehr nett ist, weil er sie und ihre Familie nicht so akzeptiert, wie sie ist.

Diversität und Repräsentation finden sich an vielen Stellen des Buches: Die Puppenbabys haben unterschiedliche Hautfarben, die Kinder der Klasse stammen aus Familien mit unterschiedlichen Ursprungsländern und finanziellen Hintergründen und gleichgeschlechtliche Elternpaare sind machbar. Die Freunde von Barnies Eltern bringen noch mehr Beziehungskonstellationen mit ins Spiel. Für die Geschichte sind es ganz schön viele Themen, was das Buch sicher gut zur Klassenlektüre prädestiniert.

Fazit

Sehr komisch und voller Diversität bietet Bunte Fische Überall gute Unterhaltung und zeigt ein etwas vielfältigeres und moderneres Bild heutiger Lebenswirklichkeiten. Erste Liebe, Freundschaft und Familie machen die Pubertät zu einer schwierigen und aufregenden Phase, die Bernie hier mit Bravour und viel Witz meistert.

Bunte Fische überall

Kathrin Schrocke, mixtvision

Bunte Fische überall

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