Eine unbekannte Seite der Autorin
Wer kennt sie nicht, die lebendigen, unkonventionellen und fröhlichen Geschichten von Astrid Lindgren? Ob Pippi Langstrumpf, die Kinder von Bullerbü oder der Michel aus Lönneberga, sie alle haben sich tief in Seele von Generationen von Kindern gegraben und üben auch auf die heutige Generation noch ihren Zauber aus. Dabei denken die Wenigsten über die Autorin nach, aus deren Feder all die bezaubernden Geschichten stammen. Biograph Kjell Bohlund, der die schwedische Autorin persönlich kannte, will mit seinem Buch Die unbekannte Astrid Lindgren – Ihre Zeit als Verlegerin Gegensteuer geben. Er stellt eine taffe Frau vor, die nicht nur ihren Geschichten Leben einhauchte, sondern auch einen dem Untergang geweihten Verlag in letzter Minute rettete und über viele Jahre das eigentliche Herz und Hirn dieses Verlages war.
Gut gemeint
Dass die Geschichte der Autorin von Pippi & Co. auch Jugendliche interessieren könnte, ist gar kein so abwegiger Gedanke. Deshalb kam wohl auch die Idee auf, diese Biografie als Jugendbuch anzubieten. Doch kommen schon nach wenigen Seiten Zweifel daran auf, dass der Biograf selber die Idee, ein Jugendbuch zu verfassen, unterstützte. Er schildert zwar das Leben von Astrid Lindgren gut nachvollziehbar und mit vielen – oft überraschenden – Details, doch bleibt es letztlich eine Hommage an die Autorin und Verlegerin, die zwar wohl geschichtlich korrekt, aber blutleer daherkommt. Nichts taucht auf, das junge Menschen fesseln und für das Schicksal der Autorin einnehmen könnte – es sei denn, die jungen Leserinnen und Leser sind ohnehin absolute Fans von Astrid Lindgren und wollen nun endlich wissen, welche Person hinter diesem Namen steckt.
Fotos und Briefe
Eine echte Bereicherung der Biographie sind die Bilder und die Briefe von Astrid Lindgren. Sie verleihen der ansonsten eher distanzierten Figur, die Kjell Bohlund skizziert, Nähe und Leben und verleihen den allfälligen jugendlichen Leserinnen und Lesern einen besseren Eindruck der Persönlichkeit. Hier zeigt sich, dass der Biograf durch die persönliche Nähe zu Astrid Lindgren selber einiges in sein Werk einfließen lassen konnte, das ansonsten verborgen geblieben wäre. Und so wird das Werk zu einem wichtigen Zeitdokument, das sich vor allem als Grundlage für Projektarbeiten, Diplomarbeiten oder Vorträge bestens bewähren dürfte.
Fazit
Wer hier eine lebendige und informativ-unterhaltsame Geschichte über das Leben von Astrid Lindgren erwartet, dürfte an diesem Buch zu beißen haben. Präsentiert wird eine vertiefte Auseinandersetzung mit einer spannenden Persönlichkeit, die jedoch bis zuletzt eine eher trockene Angelegenheit bleibt.
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