Schattenbruder

übersetzt von Rolf Erdorf; Hardcover, 240 Seiten

ISBN: 9783772531118

Schattenbruder
Schattenbruder
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Alexandra Fichtler-Laube
10101

Jugendbuch-Couch Rezension vonDez 2021

Eine Herzensempfehlung

Hebes Bruder Alec ist tot. Gestorben im Ozean, dem Ort an dem er sich immer am wohlsten fühlte. Als Freitaucher reiste er um die Welt und wurde zu einem der Besten darin, nur mit eigener Atemkraft so tief wie möglich zu tauchen. Dabei hatte er auch immer ein Auge auf Hebe, selbst wenn er auf Reisen war. Die Verabschiedungen wurden zum Ritual und seine Karten aus aller Welt waren voller Poesie, Lebensweisheiten und Liebe. Doch die letzte Verabschiedung hinterlässt bei Hebe ein schlechtes Gefühl und eine böse Vorahnung …

"Aber erst dann, wenn das Leben weitergeht, begreifts du allmählich, dass jemand wirklich nicht mehr da ist: Was für andere immer kleiner geworden ist, ist für dich im Gegenteil gewachsen."

Vom Verlust ihres Bruders aus der Bahn geworfen, macht sich Hebe allein auf nach Japan. Dieses Land war ihr gemeinsamer Sehnsuchtsort und ist das Land, in dem Alec ertrank. Hier lässt sie sich treiben – um sich selbst zu finden, um zu erfahren, wer sie wirklich ist und wie sie ihr Leben gestalten möchte. Teils als Touristin, aber auch als stille Beobachterin erlebt sie das Land, in dem die Menschen zweigeteilt sind in ihrer Erscheinung: Tagsüber den Schein eines emotionslosen Lebens wahrend, bricht des Nachts die Unbändigkeit umso stärker hervor. Es ist ein Land der Gegensätze. Wie ihr Bruder. Je näher sie dem Meer kommt, desto klarer wird ihr, dass ihr Bruder ohne die Umarmung des Wassers nicht mehr leben konnte.

Wunderschön geschrieben und tief bewegend

Iris Hannema beschreibt sehr gefühlvoll und voller Nuancen Hebes Trauerbewältigung und ihre Selbstfindung. Jedes Kapitel beginnt mit Alecs Postkartenworten, die sein Wesen und seine Empfindsamkeit auf besondere Weise hervorheben. Auf sich allein gestellt, taucht Hebe ein in eine fremde Welt, die hier wunderbar atmosphärisch und mit einem Blick hinter die Kulissen beschrieben wird. Mit einigen touristischen Informationen und noch mehr kleinen Besonderheiten wird ein Japan jenseits der Touristenströme vorgestellt. Die tiefgehende Verbindung dieser Gesellschaft mit Alecs psychischen Problemen und die überaus interessanten und beeindruckenden Informationen über das Freitauchen machen Schattenbruder zu einem vielschichtigen und bereichernden Leseerlebnis.

Besonders die schöne literarisch-berührende Sprache und die vielen tiefgründigen Wahrheiten des Buches lassen die Geschichte noch lange nach der letzten Seite nachhallen.

Fazit

Schattenbruder ist ein sehr zu empfehlendes Jugendbuch, das zum einen die Abenteuerlust weckt und zum anderen tief bewegt. Der Sinn des Lebens, Familie, Freundschaft und auch Trauerbewältigung sind elementare Themen, die hier auf anspruchsvolle Weise in eine wundervolle Geschichte verwebt wurden.

Schattenbruder

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